Frauen, die Geschichte machten
gerade in Aquitanien, und sich mit der Kirche
auseinander zu setzen. Derweil bemühte sich Eleonore, die königliche Residenz in Paris zu einem Musenhof umzugestalten, wie
sie ihn aus ihrer südfranzösischen Heimat gewohnt war. Im düsteren Palast auf der Ile de la Cité hatte man von vielerlei Dingen
keine Ahnung: Der Duft von Sandelholz und Moschus, das Knistern der Gewänder aus Seidenstoffen und der Geschmack von feinem
Ingwer-Konfekt waren den Menschen dort fremd. Man hatte die Gesänge der Troubadoure noch nicht gehört und bisweilen auch keine
Ahnung davon, welch kunstvolle Spiele allein mit Worten, Scherzen, Andeutungen zwischen Mann und Frau möglich waren. Eleonore
war daheim in Aquitanien in dieser Atmosphäre aufgewachsen. Am Hof der Herzöge hatten es die Wortkünstler gut gehabt, häufig
betätigten sich die Landesherren selbst als Dichter. So galt denn auch Eleonores Großvater Wilhelm IX. als »erster Troubadour«.
Nun holte sie die Sänger nach Paris und ließ sich von ihnen feiern. Und die taten, was ihr Beruf war. Sie priesen die Schönheit
ihrer Herrin, den schlanken Körper, die lachenden graublauen Augen, das goldene Haar und den weißen Busen. Bei ihrem Ehemann
allerdings fand die junge Frau wenig Verständnis für solche Tändeleien. Einen der Sänger, der besonders glühende Verse an
die Königin gerichtet haben soll, verwies er des Hofes.
Aber nicht nur wegen des Treibens der Troubadoure war die Stimmung unter den Eheleuten angespannt. Eleonore bekam jahrelang
keine Kinder, und als sich der Nachwuchs endlich einstellte, das erste Kind wurde 1145 geboren, war es »nur« ein Mädchen,
nach den damaligen Auffassungen nicht das, was man sich für die Thronfolge erhofft hatte.
In einem der Kriege, die Ludwig in der Champagne führte, kam es 1143 bei der Eroberung einer Stadt namens Vitry-en-Perthois
zu einem folgenschweren Vorfall: Ludwigs Truppen legten Brände, die auf eine Kirche übergriffen, in die sich die Bewohner
in ihrer Angst geflüchtet hatten. Die Kirche stürzte ein und begrub mehr als tausend Menschen unter sich. Ludwig, der alles
von einem Befehlsposten |78| vor der Stadt beobachtet hatte, blieb danach tagelang in seinem Zelt, verweigerte die Nahrung und sprach mit niemanden. Zu
Weihnachten 1145 gelobte Ludwig, das Kreuz zu nehmen. Das hatte vorher noch kein französischer König getan und dürfte auf
dieses Ereignis zurückzuführen sein. Seine Gemahlin schloss sich dem Kreuzzug an, nicht aus Frömmigkeit, sondern eher aus
Abenteuerlust. Damit folgte sie dem Beispiel ihres Troubadour-Großvaters, der 1100/01 ins Heilige Land gepilgert war.
Dass Frauen mit auf den Kreuzzug gingen, war im Übrigen nichts Ungewöhnliches, auch bei der ersten Unternehmung dieser Art,
die 1099 zur Eroberung Jerusalems geführt hatte, waren Ehefrauen, teils auch ganze Familien mit von der Partie gewesen. Es
gab dafür, jedenfalls bei hoch gestellten Personen, auch dynastische Gründe, etwa wenn die Ehefrau noch keinen männlichen
Erben geboren hatte. Dann nahm der Mann sie mit, um unterwegs ein Kind zu zeugen – bestand doch die Gefahr, dass er gar nicht
vom Kreuzzug zurückkehrte und sein Besitz anderen zufiel.
Eleonore mobilisierte die Ritterschaft ihres westfranzösischen Erblands (die vermutlich auf sie eher hörte als auf ihren »landfremden«
Ehemann) und stiftete so manche ihrer Standesgenossinnen an, mitzuziehen. Sie ließ ungeheure Mengen an fürstlichem Hausrat
auf Wagen verladen. Durch Deutschland und Ungarn ging der Marsch nach Konstantinopel und von dort weiter nach Kleinasien.
Offenbar von bester körperlicher Konstitution und gewöhnt, Strapazen zu ertragen, ließ Eleonore es sich nicht nehmen, auch
in den gefährlichsten Gegenden Anatoliens stets voran zu reiten. In Syrien begegnete sie ihrem Onkel Raimund von Poitiers,
der Fürst von Antiochia geworden war, ein lärmender, immer gut gelaunter Landsknecht, ganz anders als ihr frömmelnder Gatte.
Böse Zungen behaupteten, sie habe ein Liebesverhältnis mit Raimund von Poitiers.
Als die Führer des Heeres im Spätfrühling 1148 in Antiochia über das weitere Vorgehen berieten, ergriff Eleonore jedenfalls
Partei für Raimund, der den Kreuzzug aus guten strategischen Gründen gegen Aleppo, die Hochburg des Emirs Nur ed-Din, des
stärksten Gegners der Kreuzfahrer, lenken wollte. Ihr Mann hingegen hatte als Ziel nur Jerusalem vor Augen. Als Ludwig sich
im Kriegsrat
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