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Frauen, die Geschichte machten

Titel: Frauen, die Geschichte machten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Barth
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sich nun keineswegs mehr durch Ottos Ehe verwandtschaftlich gebunden und trumpfte in Apulien auf. Mit 4000
     Panzerreitern zog Otto, natürlich wie immer in Begleitung von Theophanu, im Juli 982 nach Süden, konnte die Sarazenen in die
     Flucht schlagen, aber nicht |71| besiegen. Sie zogen sich in die Berge zurück und legten dem schwerfälligen Ritterheer bei Cotrone einen Hinterhalt, der fast
     zur völligen Vernichtung von Ottos Streitkräften führte.
    Zahllose Fürsten des Reiches fielen, und lange war nicht einmal klar, ob der Kaiser überlebt hatte. Doch ihm war verwundet
     die Flucht bis ans Meer gelungen, wo ihn ein Schiff aufnahm – zu seinem namenlosen Schrecken ein byzantinisches. Otto konnte
     jedoch den habgierigen Kapitän davon überzeugen, dass es für ihn profitabler sei, nochmals an die Küste zurückzukehren, wo
     Theophanu ihm die Kriegskasse als Lösegeld aushändigen werde. Die entsprechend instruierte Kaiserin kam zum vereinbarten Treffpunkt,
     der Kapitän ließ Anker werfen – und im selben Moment sprang Otto über Bord und schwamm an Land. Angesichts der Begleiter Theophanus
     schien es dem Kapitän nun geraten, sich aus dem Staub zu machen. Er setzte Segel und gewann die offene See.
    Otto kehrte schließlich nach Rom zurück und zog zu Pfingsten 983 nach Verona, wo er wegen seiner Niederlage den Fürsten Zugeständnisse
     machen musste, um sie zu besänftigen. Sie wählten dafür im Gegenzug den inzwischen dreijährigen Kaisersohn zum König, der
     in der Obhut von geistlichen Fürsten nach Deutschland gebracht wurde, während Otto und Theophanu in Italien blieben. Dort
     war der gerade wieder inthronisierte Papst gestorben, sodass eine Neuwahl zu regeln war, obwohl aus dem Norden schlimme Nachrichten
     über Angriffe von Wikingern und Slawen auf die Reichsgrenzen eingingen.
    Es kam noch weit schlimmer: Der erst 28-jährige Otto II., vielleicht ohnedies angeschlagen, erlag im Dezember 983 dem Fieber,
     vermutlich Malaria. Das rief in Deutschland die Widersacher auf den Plan: Heinrich der Zänker kam sofort frei und fand Anhänger.
     Er war ja persönlicher Häftling des Kaisers, und seine Strafe galt mit dessen Ableben als verbüßt. Heinrich gelang es zudem,
     sich des kleinen Königs Otto III. zu bemächtigen, indem er sich dem Kölner Erzbischof gegenüber auf das
ius propinquitatis
, das Recht enger Verwandtschaft, berief, denn er war ein Onkel zweiten Grades, männliche Verwandte ersten Grades hatte das
     Kind nicht mehr. Schien es zunächst so, als wolle er sich nur gegen die abwesende Kaiserin Theophanu die Regentschaft für
     das unmündige Kind sichern, so wurde bald offenbar, dass er selbst Ambitionen auf den Thron hatte.
    Zu Ostern 984 ließ sich Heinrich in Quedlinburg ganz offen als König feiern, doch die dazu nötige Wahl bereitete Probleme,
     weil die Fürsten auf Zeit spielten und andere sich sogar gegen ihn zusammenschlossen. Entscheidend wurde, dass sich Theophanus
     Freund Erzbischof Willigis von Mainz gegen Heinrich entschied und damit die fränkischen Fürsten auf die Seite Ottos III. zog.
     Heinrich erkannte die Aussichtslosigkeit seines Unterfangens und erklärte sich bereit, das Kind auf einem Hoftag im thüringischen
     Rohr seiner Mutter zu übergeben. Theophanu hatte in Italien erfahren, dass sich die Lage zu ihren Gunsten änderte, und sich
     zusammen mit der kaiserlichen Schwiegermutter |72| Adelheid nach Norden aufgemacht, um ihre Ansprüche auf die Regentschaft für ihren Sohn durchzusetzen.
    In Rohr kam es dann zur Einigung und zur Übergabe des Kindes; später in Frankfurt wurde der Frieden mit einer Zeremonie gefeiert.
     Theophanu sorgte im Gegenzug dafür, dass Heinrich sein ehemaliges Herzogtum Bayern zurückbekam und hatte so einen zähen Gegner
     endgültig ruhig gestellt, eine erste Probe ihres Verhandlungsgeschicks. In den Quedlinburger Annalen wird die denkwürdige
     Szene so geschildert: »Als das königliche Kind Otto der Dritte nach Frankfurt kam, da kam auch er (Heinrich) dorthin und erniedrigte
     sich nach Gebühr, um der Strafe für seine ungerechte Erhebung zu entgehen; demütig in Aufzug und Haltung, beide Hände gefaltet,
     errötete er nicht, sich zum Lehnsmann vor den Augen der gesamten Menge und in Gegenwart der kaiserlichen Frauen … dem königlichen
     Knaben zu ergeben; in wahrhafter Treue versprach er ferner ihm zu dienen, forderte nichts für sich als das Leben und bat um
     Gnade. Aber die Frauen nahmen ihn, gar sehr erfreut durch

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