Frauen, die Geschichte machten
Theophanus Freude begegnete sie auch einer Delegation aus Byzanz. Dort
verstand man zwar noch weit vornehmer zu repräsentieren, doch beeindruckte Otto I. qua Persönlichkeit und Nimbus als unangefochten
mächtigster Mann Europas.
So hell glänzte der Stern des Reiches seit Karl dem Großen nicht mehr, herrliche Zeiten schienen anzubrechen. Doch am 7. Mai
973 starb Otto plötzlich, nachdem er wenige Stunden zuvor von einem heftigen Fieber befallen worden war. Männer seines Formats
hinterlassen häufig eine empfindliche Lücke, die ein Sohn nicht oder nicht gleich zu füllen vermag. Otto II. wird das schmerzlich
gespürt haben und sich vielleicht auch deswegen mehr als üblich an seine Frau angelehnt haben. Nach der Beisetzung des Vaters
im Magdeburger Dom an der Seite seiner schon 946 verstorbenen ersten Frau, der englischen Prinzessin Edgitha, kam es jedenfalls
zu ersten Misshelligkeiten mit der Mutter Adelheid, die ihre Stellung im Zentrum der Macht nun durch ihre Schwiegertochter
bedroht sah.
Gegen Theophanu als »Fremde« machte Adelheid Stimmung unter den mächtigen Verwandten. Darunter war ihr Neffe Herzog Heinrich
II. von Bayern, dem die Nachwelt den Beinamen »der Zänker« gegeben hat, der ehrgeizigste. Nach dem Heimgang Ottos I. machte
er sich anheischig, selbst die Krone zu erobern. Das misslang, und Heinrich musste dafür mit Haft in Ingelheim büßen. Der
junge Kaiser suchte sich gegen ähnliche Angriffe dadurch zu schützen, dass er Freunde mit erledigten Lehensherrschaften belehnte,
sich mit allein von ihm abhängigen Beratern umgab und auch Freunde Theophanus bevorzugt in hohe Positionen berief, darunter
vor allem den aus niederem Adel |70| stammenden klugen Kanzler Willigis. Ihn erhob Otto 975 zum Erzkanzler des Reiches und setzte ihn als Mainzer Erzbischof ein,
ein Schlüsselamt in der Reichshierarchie.
Mehr und mehr verlor die Kaiserinwitwe Adelheid an Einfluss, denn auch nicht alle Verwandten spielten ihr Spiel gegen Theophanu
und damit im Grunde gegen Otto II. mit. So wandte sich auch ihre Tochter Mathilde, Reichsäbtissin von Quedlinburg, von ihr
ab. Adelheid resignierte schließlich und verließ immer wieder für längere Zeit Deutschland, weil sie sich in ihrer lombardischen
Heimat mehr geachtet fühlte. Immerhin hatte sie dabei stets auch die Interessen ihres Sohnes im Auge und sorgte für Ruhe an
der Südflanke. Heinrich II. hingegen steckte noch nicht auf. Er entfloh dem Gefängnis und zettelte einen neuen Aufstand an,
den Otto II., auch bei solchen Kämpfen immer begleitet von Theophanu, im Jahr 977 nur mit Mühe niederschlagen konnte. Heinrich
wurde erneut gefangen gesetzt, dieses Mal beim Bischof von Utrecht.
Noch einige wenige ruhige Jahre waren dem kaiserlichen Paar beschert, das vier überlebende Kinder hatte, darunter seit 980
auch den ersehnten männlichen Thronerben, der nach seinem Vater und Großvater Otto getauft wurde. Ebenso unterstrichen die
Namen der drei Töchter den Familienbund: Adelheid, die älteste, war ein Zeichen der Versöhnung an die Großmutter, mit Sophie
erschien erstmals ein griechischer Name im deutschen Herrscherhaus, und die jüngste Tochter erhielt wohl zum Dank für die
Unterstützung durch die Quedlinburger Tante den Namen Mathilde. Ein Familienleben im heutigen Sinne aber war bei der fast
schon vagabundierenden Lebensweise der kaiserlichen Eltern kaum möglich. Sie gaben die Kinder zur Erziehung meist in Klöster,
die von Verwandten wie eben Mathilde geführt wurden.
Das letzte Kind, Thronfolger Otto, war gerade geboren, da erschütterte ein Konflikt zwischen den einflussreichen Familien
Roms und dem Papst den Kirchenfrieden, Voraussetzung für Frieden überhaupt. Der Kaiser als Schutzherr der Kirche musste nach
Rom und versuchen, den vertriebenen Papst wieder einzusetzen. Auch jetzt begleitete ihn Theophanu mit ihrem Baby bei der beschwerlichen
Alpenüberquerung in den letzten Novembertagen 980. Als sie den kleinen künftigen Kaiser der Großmutter in Pavia in die Arme
legte, schmolz deren Groll auf die Schwiegertochter dahin. Theophanu und Adelheid söhnten sich endgültig aus, und das sollte
noch wichtig werden.
Der Kaiser konnte in Rom rasch die Ordnung wieder herstellen und das ermutigte ihn, nach Höherem zu streben. Wegen Süditalien
schwelte erneut Streit mit Byzanz, denn Theophanus Onkel Johann war 976 vergiftet worden und Basileios II. hatte den Thron
bestiegen. Der sah
Weitere Kostenlose Bücher