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Frauen, die Geschichte machten

Titel: Frauen, die Geschichte machten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Barth
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und Schlesien zurückzuerobern. Als ihre
     Verbündeten abfielen und als der Kolonialkrieg mit einem englischen Sieg geendet hatte, gab auch Maria Theresia nach zwei
     weiteren Niederlagen gegen die Preußen auf, schloss den Frieden von Hubertusburg (15. Februar 1763) und musste Schlesien und
     die Grafschaft Glatz endgültig abtreten. Mit Preußen war ein fünfter Solist ins europäische Konzert eingetreten. Doch auch
     Österreichs Gewicht hatte wenig gelitten. Bravourös hatte Maria Theresia ihren Mann gegen den genialen Feldherrn Friedrich
     den Großen gestanden! Sie genoss nun fast so hohe Reputation wie er.
    Aber die langen Kriegsjahre hatten Maria Theresia doch verändert. Die Last der Regierung und die vielen Schwangerschaften
     waren nicht spurlos an ihr vorübergegangen. Dennoch bemühte sie sich energisch um eine Heilung der Kriegswunden. Sie hatte
     begriffen: »Besser ein mäßiger Frieden als ein gewonnener Krieg.« Ihrem Sohn Kaiser Joseph II. schrieb sie einmal mahnend:
     »Denken Sie immer darüber nach, wie man dem Krieg ausweichen und wie man die Leiden der Bevölkerung, und wäre es auch nur
     um einen Monat, abkürzen könnte. Das würde Ihnen mehr Ehre bringen als alle Siege, die Sie in einer Schlacht erfechten könnten.«
     Fortan galten ihre Bestrebungen dem Wohlstand der Menschen und der Umsetzung ihres Wahlspruchs
Justitia et clementia
– Gerechtigkeit und Milde. Der bis 1858 gültige Mariatheresientaler war sinnfälliger Ausdruck ihres wirtschaftlichen Erfolgs.
    Dann traf sie ein persönlicher Schicksalsschlag: Ihr Mann starb am 18. August 1765 an einem Schlaganfall während der Feierlichkeiten
     zur Hochzeit ihres zweiten Sohnes Leopold in Innsbruck. Maria Theresia brach völlig zusammen. Tagelang ließ sie niemanden
     vor, und als sie sich wieder zeigte, schien sie um Jahre gealtert. Sie trug nun bis an ihr Lebensende nur noch Trauerkleidung,
     wirkte zeitweilig wie erstarrt und verwand den Schock nie. Ihrem Sohn Ferdinand schrieb sie: »Du hast den besten zärtlichsten
     Vater verloren, die |154| Untertanen den größten Fürsten, und ich habe alles verloren, einen zärtlichen Gemahl, einen vollkommenen Freund, der allein
     mein Halt war und dem ich alles verdanke.« Worte einer Frau, die ihren Mann zwar innig geliebt, dem sie aber kaum Mitsprache
     in Sachen der Regierung eingeräumt hatte. Erst vor diesem Hintergrund scheinbar souveräner Selbstständigkeit wird die tiefe
     Trauer deutlich, die Maria Theresia die letzten 15 Jahre ihres Lebens verdüsterte.
    Ihre vielen Kinder, immerhin erreichten sechs Töchter und vier Söhne das Erwachsenenalter, gaben ihr nur bedingt Trost. Das
     Verhältnis zu ihnen war beeinträchtigt durch die Amtsgeschäfte und jetzt schwer getrübt durch den Tod des Partners, der für
     das familiäre Klima von zentraler Bedeutung gewesen war. Franz war der Vermittler zwischen Mutter und Kindern; er war die
     Bezugsperson für die Heranwachsenden, der ruhende Pol in der Familie gewesen. Nach seinem Tod erhob sie ihren ältesten Sohn
     Joseph sogleich zum Mitregenten, nachdem ihm schon der Vater im Jahr zuvor die Nachfolge als Kaiser gesichert hatte.
    Maria Theresia kümmerte sich intensiv um die Verheiratung ihrer Töchter, allerdings vornehmlich nach politischen Gesichtspunkten
     und ohne viel Rücksicht auf deren Gefühle. Offensichtlich hatte sie vergessen, dass ihr eigenes eheliches Glück ein selbst
     gewähltes gewesen war. Derart hatte sie die Staatsräson verinnerlicht und Persönliches völlig hintangestellt, dass wenig Raum
     für private Erwägungen blieb. Die Unterordnung der Frau gegenüber ihrem Ehemann war ihr christliches Gebot. Dass in ihrem
     Fall einiges anders gewesen war, führte sie allein auf ihre Auserwählung als Herrscherin zurück. Daraus für ihre Töchter irgendwelche
     Ansprüche abzuleiten, kam ihr nicht in den Sinn. In ihren zahllosen Briefen an sie wurde sie nicht müde, ihnen Zurückhaltung
     zu predigen und sie zur Sanftmut, ja Unterwürfigkeit zu ermahnen.
    Besondere Sorge bereitete ihr die Jüngste, Maria Antonia. Sie machte die politisch gesehen beste Partie, indem sie 1770 mit
     dem französischen Thronfolger, dem späteren Ludwig XVI., verheiratet wurde. Ein Ereignis, das europaweit Aufmerksamkeit erregte
     durch den Glanz der Inszenierung und durch die Jugend der Partner. Marie Antoinette, so wurde sie fortan genannt, war ganze
     14 Jahre alt, der Dauphin nur ein Jahr älter. In Straßburg wurde die Braut dem

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