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Frauen fragen Feuerstein

Frauen fragen Feuerstein

Titel: Frauen fragen Feuerstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Feuerstein
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baufällige Anlage in einem verwahrlosten Umfeld wurde dann doch wieder zur Begegnung mit eigenen Schuldgefühlen: In welcher Welt des Überflusses wir doch leben, wie selbstverständlich uns die Kuturpflege erscheint — und welchen Kampf, welche Opfer sie für ein wirklich armes Land bedeutet.
    Eine Grundschule befindet sich auf dem Gelände, dazu eine Schule für Schauspiel und Tanz, in der es weniger um die Kunst geht als um den Broterwerb: Hier erlernt man vor allem die Touristenversion der uralten, einheimischen Tanztradition, Für die »Musikakademie« gibt es ein paar karge Probenräume, natürlich unklimatisiert und teils fensterlos, nur mit Luftlöchern zwischen den Ziegeln, sodass man nie nur ein einziges Musikstück hört, sondern immer ein Dutzend zugleich. Entsprechend ist der Zustand der einzigen beiden Klaviere, und so gut wie alle Instrumente, von der Geige bis zur Klarinette, gehören der Akademie und werden den Studierenden für die Ausbildungszeit geliehen.
    Solide, liebenswert und überaus schweißtreibend war das kleine Kammerkonzert, das mir Stephan Rahn mit zweien seiner Schüler bereitete. Drei Monate Gastunterricht mögen nicht unbedingt bleibende künstlerische Spuren hinterlassen, aber umso mehr menschliche, für beide Seiten.
    Und dann gab es einen Abschied der ganz besonderen Art.
    Da für eine solche Gastdozentur vonseiten der Musikakademie natürlich keinerlei Mittel zur Verfügung stehen, läuft über die Stiftung eine Art Gegengeschäft: Im noblen Grand Hotel, dem feinsten Schuppen im ganzen Land, erhält der jeweilige Musiklehrerein Gratiszimmer, und im Gegenzug dafür bestreitet er musikalisch die Teestunde in Foyer. Nicht mit Barmusik natürlich, sondern mit Klassik. Und so kam es, dass ich auf die feine Art Abschied von Kambodscha nehmen durfte. Bei Tee und Beethoven.
    Munthip und ich waren die einzigen Zuhörer in dem erhabenen Vestibül des Grand Hotels. » Something’s different’s «, sagte er, mit zwei dicken Ehrfurchts-S hinten.

    (Eine Kurzform der Berichte »Laos« und »Kambodscha«, erschien in der Welt am Sonntag)

Todestrieb und Mr. Coca-Cola
    (Ein Gespräch mit CEO über Sinn und Zweck des Reisens)

    Herr Feuerstein, der Dramatiker Tennessee Williams hat gesagt: »Ich reise so viel, weil es schwierig ist, ein bewegliches Ziel zu treffen !« Sind Sie aus demselben Grund ständig unterwegs ?

    Feuerstein: Nein, bei mir verhält es sich etwas anders. Ich bin schon sehr früh viel gereist, weil ich mich stets heimatlos gefühlt habe. Dieser Fluchtimpuls der Unheimat , so habe ich es einmal beschrieben, war sehr lange in mir vorhanden. Ich habe mich in weiten Teilen meines Lebens nur wohl gefühlt, wenn meine Wohnung nicht eingerichtet war und der Koffer neben der Tür stand.

    Was ist der Unterschied zwischen Reisen und Urlaub ?

    Feuerstein: Ich bin kein Urlauber. Ich halte es für eine Todsünde, wenn man 6000 Kilometer fliegt, um sich an den Strand zu legen. Da kann man sich auch den Sand ins Schlafzimmer schaufeln und die Höhensonne einschalten.

    Also bedeutet Urlaub Nichtstun und Reisen ist Anstrengung ?

    Feuerstein: Das wäre unfair gegenüber jenen, die Erholung brauchen. Ich selber bin nicht urlaubsbedürftig im Sinne, dass ich irgendwo entspannen will. Das mache ich auf meiner Terrasse. Beim Reisen bin ich neugierig. Wenn ich irgendwo zum ersten Mal bin, gibt es fast immer den gleichen Ablauf: Ich nehme mir am ersten Tag einen möglichst jungen Führer, der nicht nur die Fakten runterrattert, sondern auch den eigenen Alltag mit einbringt. Am nächsten Tag wandere ich dann durch die Stadt, ohne Plan und Ziel.

    Noch nicht einmal mit einem Reiseführer?

    Feuerstein: Die lese ich nicht vorher, sondern nachher. Da passiertes natürlich manchmal, dass man das eine oder andere übersieht. Aber dafür geht man keine Standardwege und entdeckt die Welt für sich neu.

    Sie steigen in Ihrem Buch in Sandalen in eine Schlangengrube, putzen die Scheiben an Wolkenkratzern, und in Birma fuhren Sie mit 15 Rheinländern einen Fluss hinunter — ist Reisen auch immer wieder Selbstüberwindung ?

    Feuerstein: Sie dürfen nicht vergessen, dass mich der Ex-Österreicher in mir ja heftig quält. Ich habe eine grundsätzlich pessimistische Einstellung zum Leben. Die kompensiere ich dadurch, dass ich mich selbst als Hauptursache der Lächerlichkeit betrachte und deswegen auch nicht sehr ernst nehme.

    Wie wichtig sind Sprackkenntnisse für Sie, oder gehört es ebenfalls zur

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