Frauen fragen Feuerstein
Hubschrauber-Träume. Es war klein, freundlich, sauber und unglaublich billig: 25 Dollar samt Frühstück für das schönste Eckzimmer... natürlich meins. Ich war glücklich, wir legten einen Strandtag ein, und Munthip brauchte für den Rest des Tages kein einziges Plural-S mehr für mich.
Es gibt hier eine ganze Reihe solcher kleiner Hotels, außerdem ein riesiges mit eigenem Strand für die wenigen Gruppen aus China und Korea, und ein noch riesigeres, das schon seit sechs Jahren im Bau ist, aber wohl niemals fertig werden wird, Es scheint, als liege der einstige Erholungsort der französischen Kolonialisten in einer Art Dornröschenschlaf, Nur an den Wochenenden sind die Hotels einigermaßen gefüllt, obwohl gerade Hochsaison ist, Ab Mai, dem Beginn der Monsunzeit, verirrt sich für ein halbes Jahr ohnehin niemand mehr hierher, Wie Laos ¡stauch Kambodscha ein Billigparadies für uns Millionäre aus dem Goldenen Westen, Touristenwährung ist der Dollar, und man sollte gut ausgestattet sein mit kleinen und kleinsten Scheinen, denn wer hier Dollar nimmt, will sie nicht mehr hergeben — Wechselgeld gibt’s meist nur in der Landeswährung Riel, die etwa doppelt so viel wert ist wie der laotische Kip (1 $ = 4000 Riel).
Für fünf Dollar speist man üppig im besten Restaurant, und wer für 50 Cent eine eisgekühlte Kokosnuss bestellt — mein Geheimrezept gegen schlimme Nächte - kriegt am Strand nicht nur Liege und Tisch für den ganzen Tag gratis mit dazu, sondern auch ein wachendes Auge auf die Straßenkinder, Denn die sammeln nicht nur die leeren Plastikflaschen ein, um ein paar Riel zu verdienen, sondern alles, was sie in die Finger kriegen. Da dies jeder weiß und schützenswerte Touristen hier kaum vorkommen, kümmert sich die Polizei so gut wie gar nicht darum. Es ist vielmehr eine Art Volkssport geworden: Was unbewacht ist, wird geklaut, da ist dann eben jeder selber dran schuld.
Munthip , mein stets vorausschauender, alles wissender Führer, konnte am Abend ein Lied davon singen. In zunehmender Tageshitze hatte er Lust auf ein Schwimmchen gehabt, traute sich aber nicht, seine Uhr, die nicht wasserdicht war, unbeaufsichtigt zu lassen. Stundenlang brütete er raffinierte Verstecke aus, schob sie von einem ins andere, lief schon ein paarmal los, drehte aber dann doch wieder um — bis die Hitze zu groß und das Wasser unwiderstehlich wurde. Dann rannte er hinein, und dann gleich wieder raus, aber die Uhr war schon weg.
Er lachte, als er mir das erzählte, ein Betriebsunfall eben, keine Aufregung wert. Was aber wirklich aufregend ist, ja geradezu unglaublich, wenn man gerade aus der Müllmetropole Phnom Penh gekommen war: Der kilometerweite Sandstrand von Sihanoukville ist makellos sauber! Kann es sein, dass die Straßenkinder auch den Abfall klauen?
Vom Tempel auf einer Anhöhe inmitten der Stadt hat man den idealen Rundblick: ein freundliches Städtchen, so üppig bewachsen, dass die altersmorschen Villen aus der französischen Kolonialzeit fast vollständig unter den Bäumen verschwinden. Als einzig erkennbare Industrie thront eine mächtige Brauerei auf dem Nachbarhügel, darunter der kleine Handelshafen, der vor sich hin dämmert und auf bessere Zeiten wartet, und in der Ferne die Passagiermolen, von denen aus man per Schnellboot in sechs bis acht Stunden die thailändische Grenze erreicht, eine beliebte und billige Route für Rucksacktouristen mit wetterfesten Mägen, denn die West-Nord-Kurve soll eine recht stürmische Ecke sein, eine Art Mini-Kap- Hoorn .
Etwa dreißig Mönche leben in diesem Tempel, dem Wat Sothanien , benannt nach einem gelehrsamen Abt, dessen Khmer-Lexikon auch heute noch das Standardwerk dieser Sprache ist. Seine Statue steht im Klostergarten, und Munthip meinte, dass er mir mit seiner Brille und der unasiatisch langen Nase irgendwie ähnlich sieht. Der Tempel selber ist nagelneu, ohne kunsthistorische Reize, denn sein prächtiger Vorgänger wurde von den Roten Khmer, die im Süden besonders grausam wüteten, vor dreißig Jahren bis auf die Grundmauern zerstört. Dafür ist er ein Tempel »zum Anfassen«, man kann neugierige Fragen stellen und bis in die Küche hineinspazieren, denn im Sinne ihres Gründers sind die Mönche nicht nur fromm, sondern auch weltoffen und gebildet, sodass es leicht ist, mit ihnen ins Gespräch zu kommen, Noch dazu, wenn man ihrem Urvater so ähnlich sieht.
Als wir über die mönchischen Tugenden plauderten, über die Meditation, für die ich zu
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