Frauen fragen Feuerstein
jungfräulichen Annäherung an ein Lad, sich zunächst nickt verständigen zu können ?
Feuerstein: Es ist eine Frage der Höflichkeit, dass man ein paar Umgangsformeln kennt, die ich leider nach Abreise sofort wieder vergesse. Aber das Prinzip der Sprachen fasziniert mich enorm. Nehmen wir die exotischen wie auf Vanuatu in der Südsee, wo es auf kleinstem Raum 100 grundverschiedene Sprachen und nicht nur Dialekte gibt. Und wenn ich in Grönland auf der Speisekarte » Immussuaq « lese, entzündet das meine Fantasie, auch wenn das nur »Käse« ist. Das Schöne ist aber, dass man in exotischen Ländern zur Not immer in die Küche gehen und in den Topf zeigen kann. Das ist die internationale Sprache des Essens.
Wie lange sind Sie pro Jahr unterwegs ?
Feuerstein: Ich würde sagen: gut 50 000 Meilen mehr als für den Senator-Status der Lufthansa nötig, In Zeit umgerechnet sind das vielleicht zwei Monate außerhalb Deutschlands.
Wie reist es sich am besten um die Welt — rechts- oder linksherum ?
Feuerstein: Immer westwärts. Wenn Sie ostwärts reisen, bekommen Sie Jetlag. Fliegen Sie westwärts, wird der Tag einfach nur länger, und irgendwann verlieren Sie einen Tag wegen der Datumsgrenze. Irgendwo zwischen Hawaii und Guam ist dann plötzlich schon übermorgen. Ich habe mal eine Reise in relativ kurzer Zeit gemacht, weil ich prüfen wollte, ob das nicht ein ausgemachter Schwindel ist.
Und welcher Tag fehlt Ihnen nun?
Feuerstein: Der 22. Februar. Ich weiß allerdings nicht mehr das Jahr. Aber ich gehe davon aus, dass es mein Todestag war. Ich habe Ihn einfach übersprungen und bin jetzt wahrscheinlich unsterblich.
Sie fliegen grundsätzlich First-Class?
Feuerstein: Nein, nicht grundsätzlich. Nur, wenn eine solche vorhanden ist.
Welches sind die wichtigsten Utensilien auf einer Weltreise ?
Feuerstein: Ich nehme wenig mit. Ich mache ja keine Extremtouren und brauche deshalb keinen Überlebenskoffer mit Kälteschutzfolien, in die ich mich einwickele, wenn ich im Eismeer aus dem Flugzeug falle.
Was könnte Sie davon abhalten, in ein Land zu reisen: Krankheit, Unruhen, schlechter Zimmerservice?
Feuerstein: Ich bin bequem geworden, fast 70 Jahre alt, da ist man nicht mehr in investigativer Mission unterwegs. Früher war ich anders: Zu Krisenzeiten, während der Diktatur von Papa Doc, bin ich oft in Haiti gewesen. Oder während des Militärputsches in Thailand. Man hat als junger Journalist ja immer das Gefühl, man sei unsichtbar. Das würde ich heute nicht mehr sagen. Erstens ist es nicht mein Beruf, zweitens bin ich bekennender Feigling.
Damals waren Sie mutiger ?
Feuerstein: Ja, ich habe Risiken durchaus in Kauf genommen. Als ich zum Beispiel las, dass Georgetown, die Hauptstadt von Guyana, die höchste Mordrate der Welt hat, habe ich gedacht: Da muss ich unbedingt hin!
Warum ?
Feuerstein: Das war schon ein bisschen die Abenteuersucht, vielleicht sogar Todestrieb, Ich bin bei diesen Reisen aber auch immer auf unglaubliche Geschichten gestoßen. In Santo Domingo lernte ich den so genannten Mr. Coca-Cola kennen. Der hatte in den Vierzigerjahren die Lizenz für ganz Südamerika bekommen, wusste damit aber nichts anzufangen und hat sie für 100 Dollar verkauft.
An Sie?
Ich mag Cola nicht.
Mallorca muss deutsch bleiben
(Eine Glosse für WDR 5)
Also ich frage mich wirklich, wo das noch hinführen soll. Kaum hat man sich an die Glatzen von Sachsen-Anhalt gewöhnt, geht es auf Mallorca los. »Ausländer raus !« , heißt es dort neuerdings, und wissen Sie, was? Mit diesen Ausländern sind wir gemeint!
Zu viel Deutsche auf der Insel, jammern die Mallorquiner, 35 000 Stück haben sich dort fest niedergelassen, das sind fünf Prozent der Gesamtbevölkerung — gut, das klingt nicht nach viel, aber man sieht ja, was in Sachsen-Anhalt los ist: Da sind es nicht mal zwei Prozent Ausländer, und die müssen auch raus! Obwohl, so ganz stimmt der Vergleich auch wieder nicht, schließlich nehmen wir Deutschen ja den Spaniern keine Arbeitsplätze weg — im Gegenteil, wir schaffen welche: jede Menge sogar, Putzfrauen, Kellner, Müllabfuhr, die üblichen Arbeitsplätze eben für Nicht-Deutsche in der ganzen Welt.
Zum Glück geht es auf Mallorca noch nicht so knallhart zu wie bei uns. Wer an der Playa de Palma aufgrund seines Bauches als Deutscher entlarvt wird, wird deshalb nicht gleich verdroschen — das machen wir Deutschen zum Glück noch unter uns aus, dazu gibt es den Ballermann 6 und
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