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Frauen lügen

Frauen lügen

Titel: Frauen lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ehley
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eine Jagd, dort haben wir geübt. Nicht, dass mir das Spaß gemacht hätte, aber Jonas hat darauf bestanden.«
    »Sehr beeindruckend. Und du trägst das Teil immer mit dir herum?«
    »Nicht immer. Du merkst ja selbst, wie schwer es ist. Das ist keine Handtaschen-Waffe, das Ding wiegt fast anderthalb Kilo.«
    »Da gibt es doch bestimmt Leichteres speziell für Ladies, oder?«
    »Schon, aber Jonas sagt, diese sind die Besten. Jede Sig Sauer ist handgemacht – und Jonas ist eben ein Waffennarr. Also schleppe ich das Ding mit mir herum. Jedenfalls hier auf Sylt. Jonas besteht darauf. Er denkt ja, ich fürchte mich auf der Insel.«
    »Na super. Das habt ihr beiden ja gut hingekriegt.«
    »Du brauchst gar nicht zynisch zu werden, Fred. Es ist die reine Notwehr, allerdings eher Jonas gegenüber. Wenn ich mich weigere, dann denkt er nur, ich sei unsicher bei der Bedienung dieser Höllenmaschine. Und dann muss ich wieder mit auf die Jagd, Schießübungen machen. Und ihm womöglich auch noch beim Tiere töten zusehen, wie schrecklich. Ehrlich gesagt, ich esse sie nicht einmal mehr.«
    Fred verdreht die Augen. Das fehlte noch. Susanne isst keine Tiere, er selbst trinkt keinen Alkohol. Was hat das Leben bloß aus ihnen beiden gemacht? Natürlich sagt er das nicht laut. Stattdessen hebt er den Arm und streicht Susanne behutsam eine ihrer blonden Haarsträhnen aus dem Gesicht.
    »Das wollte ich schon die ganze Zeit tun. Aber du hast ja so weit weg gesessen.«
    Sie schließt die Augen und lächelt.
    Das Signal ist eindeutig. Jetzt oder nie. Trotzdem zögert Fred einen winzigen Moment lang. Er weiß genau, wenn er nun zugreift, dann wird er mit den Folgen leben müssen. Aber wer sagt denn, dass alles in einer Katastrophe endet? Vielleicht wird ja ausnahmsweise einmal alles gut. Vielleicht ist seine phänomenale Glückssträhne noch nicht vorüber, sondern steht erst vor ihrem Höhepunkt?
    Fred zieht Susannes Kopf näher zu sich heran und küsst sie vorsichtig auf den Mund. Bereitwillig schiebt sie sich auf seinen Schoß. Also doch, denkt Fred und greift mit beiden Händen in ihre offenen Haare, streicht sie zurück und lässt die Strähnen durch seine gespreizten Finger gleiten. Obwohl die Sonne vor einigen Minuten untergegangen ist, schimmert das Blond immer noch im Licht. Fasziniert beobachtet Fred dieses Leuchten, während er Susannes Küsse erwidert. Ihre Haare scheinen die Leidenschaft immer strahlender widerzuspiegeln, ein Umstand, der ihm langsam merkwürdig vorkommt. Bevor er aber darauf reagieren kann, unterbricht Susanne die Zärtlichkeit, wird plötzlich ganz steif in seinen Armen und richtet sich abrupt auf.
    »Hörst du dieses merkwürdige Geräusch auch? Da knistert doch etwas hinter mir.«
    Während sie sich umdreht, hebt Fred den Blick und sieht sofort, was das Knistern verursacht und Susannes Haare zum Leuchten gebracht hat. Auf der Straße, die zwischen Dorfteich und Kirche verläuft, steht ein Pritschenwagen in Flammen. Noch brennt lediglich die Abdeckplane der Ladefläche, aber es kann nur eine Frage von Minuten sein, bis das Feuer den Tank erreicht haben wird. Gut möglich, dass eine Explosion die Autoteile bis zu ihrer Terrasse schleudern könnte. Susanne und Fred springen gleichzeitig auf. Während Susanne hektisch nach der Waffe greift, die sie hinter sich auf den Tisch gelegt hat, nestelt Fred sein Handy aus der Tasche. Mit wenigen Schritten sind sie in der Wohnung. Energisch zieht Fred die Schiebetür zur Terrasse zu und wählt anschließend die Notrufnummer der Feuerwehr. Zum Glück ist der Typ, der den Anruf annimmt, auf Zack und erfragt zügig die nötigen Daten.
    »Sind irgendwelche Passanten in Gefahr, haben Sie etwas beobachtet?«
    »Nicht dass ich wüsste. Ich hoffe, Sie verlangen von mir jetzt nicht, dass ich hinüberlaufe und nachsehe. Im Übrigen ist das Feuer ja deutlich zu sehen. Da wird sich wohl jeder selbst in Sicherheit bringen.«
    »Okay. Wir sind gleich da. Die Kollegen beeilen sich. Wenn wirklich erst die Plane brennt, dann dauert es noch mindestens zehn Minuten, bis der Tank erreicht wird. Das schaffen wir. Aber halten Sie sich besser nicht in der Nähe von Fenstern oder Glastüren auf und geben Sie mir noch schnell Ihre Daten, damit die Kollegen von der Polizei Sie nachher befragen können.«
    Nachdem Fred Namen und Adresse genannt und sich verabschiedet hat, dreht er sich zu Susanne um. Nein, falsch, er dreht sich zu der Ecke des Zimmers um, in die sich Susanne geflüchtet hatte.

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