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Frauen lügen

Frauen lügen

Titel: Frauen lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ehley
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zuverlässiges Nummernschloss verfügt. Heute Abend wird er die belastenden Unterlagen in Sicherheit gebracht haben – und dann können die Beamten seinetwegen das ganze Hotel auf den Kopf stellen. Nichts werden sie mehr finden, das ihn …
    Das Klingeln des Telefons reißt Albert Dornfeldt aus seinen Gedanken. Verwirrt starrt er den Apparat an. Es gibt nicht viele Menschen, die seine Durchwahlnummer haben, und das Sekretariat ist noch nicht besetzt. Wahrscheinlich hat ihn trotz seiner Vorsicht jemand vom Nachtpersonal hereinkommen sehen, es gibt ein Problem an der Rezeption und man bittet um seinen Rat.
    »Dornfeldt, Hotel
Friesenperle
«, meldet er sich unwirsch.
    »Hallo Albert. Löblich, dass ich dich schon zu so früher Stunde an deinem Arbeitsplatz erreiche«, kommt die Stimme seines Chefs aus dem Apparat. Wie immer klingt Jonas Michelsen sehr hanseatisch. Mit leicht nölender Stimme spricht er durch die Nase und achtet streng auf jede s/t- und s/p-Trennung.
    »Ich habe dir doch damals prophezeit, dass du es nicht bereuen wirst, mich eingestellt zu haben«, antwortet Dornfeldt schlagfertig, während er fieberhaft überlegt, was dieser Anruf zu so ungewohnter Stunde wohl bedeuten könnte. »Bei dir alles in Ordnung oder kann ich etwas für dich tun?«
    »Ich habe nur eine kleine Frage. Es geht um Susanne. Sie ist nicht zufällig bei euch abgestiegen?«
    »Nein, das hätte man mir gesagt. Soweit ich weiß, wohnt sie in eurer Villa. Jedenfalls habe ich sie am Montagabend dorthin begleitet.«
    »Ihr habt euch gesehen?«
    »Wir hatten ein Treffen mit dem Versicherungsvertreter und eurem Anwalt. Der ist gerade in seinem Haus in Keitum, und darum hat deine Frau ein gemeinsames Essen im
Rauchfang
vorgeschlagen, da haben die Herren natürlich nicht nein gesagt. Danach hatten wir noch ein paar Drinks an der Bar, das wird wahrscheinlich ziemlich hilfreich für die Lageeinschätzung des Versicherungsagenten sein. War eine gute Idee von Susanne, wenn du mich fragst. Nachdem die Herren uns verlassen haben, habe ich sie noch zu eurer Villa gebracht. Sie hat nicht so gewirkt, als wolle sie da gleich wieder ausziehen.«
    »Ist auch nicht so wichtig. Ich dachte nur, weil sie die Alarmanlage ja so hasst. Und ans Festnetz geht sie nicht, dabei müsste ich dringend mit ihr reden.«
    »Handy?«
    »Ist tot, das habe ich natürlich als Erstes versucht.«
    »Machst du dir Sorgen?«
    »Natürlich nicht, aber falls du sie triffst, sag ihr, sie soll mich anrufen.«
    »Sie wollte am Nachmittag vorbeikommen, sie muss bei uns noch was für die Versicherung unterschreiben. Aber wenn es eilig ist, könnte ich auch vorher nach Kampen fahren und sie rausklingeln.«
    Jonas Michelsen zögert kurz mit seiner Antwort, doch dann klingt seine Stimme entschieden.
    »Nein, lass nur. Heute Nachmittag reicht vollständig. Sie kann mich dann auf dem Handy erreichen. Festnetz wird eher schwierig, ich muss hier noch ein bisschen rumfahren.«
    »Okay, ich richte es aus.«
    »Danke. Und bis die Tage.«
    »Bis die Tage.«

Mittwoch, 17 . August, 11.13  Uhr,
Kriminalkommissariat Westerland
    Sven Winterberg wird von lauten Stimmen aus seinen Gedanken gerissen. Sie kommen aus der unteren Etage des Polizeireviers, und er kann sich genau denken, wer da so freudig begrüßt wird. Kurz versucht er noch, sich auf die Überlegungen zu konzentrieren, die ihm bis jetzt durch den Kopf gegangen sind. Es war eine verzwickte Kombination von Fährten und Spuren, bei der er den Verdacht hatte, dass der entscheidende Hinweis darin verborgen sein könnte.
    Ein brennendes Wartehäuschen, eine Hotelbesitzerin, die in Hamburg lebt, aber ihre familiären Wurzeln auf Sylt hat, ein Pritschenwagen kurz vor der Explosion in Wenningstedt am alten Dorfteich. Da muss es doch einen Zusammenhang geben, Sven ist sich ganz sicher, dass er knapp vor einer bahnbrechenden Erkenntnis steht, als noch einmal die Stimmen von unten aufbranden und sich in seinem Hirn festsetzen. Nein, so kann er sich nicht konzentrieren. Außerdem wäre es mehr als unhöflich, den Kollegen Kreuzer nicht gebührend zu begrüßen. Schnell kritzelt Sven einige Notizen auf einen Block, doch im Grunde genommen weiß er nur zu gut, dass der Moment verpasst ist. Alle Notizen dieser Welt werden es nicht schaffen, den Zustand wiederherzustellen, in dem genau die richtigen Synapsen im Hirn gleichzeitig umspringen, um dem Ermittler den ultimativen Kick zu geben und für Sekunden einen Zusammenhang zu zeigen, der entscheidend

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