Frauen lügen
Geschichte zum Himmel.«
»Hör endlich auf!«
»Du musst mich nicht anbrüllen, Bastian, nur weil du dich mit Silja verkracht hast. Lass uns erst mal vernünftig über den Fall reden, und dann besprechen wir den Rest, okay?«
»Na gut, schieß los.«
Bastian klingt resigniert. Auf Sven wirkt er wie ein Feldherr, der gerade eine empfindliche Niederlage eingesteckt hat. Der Oberkommissar verkneift sich ein Grinsen und bemüht sich stattdessen sehr um eine angemessen ernste Miene. Langsam fährt er sich mit gespreizten Fingern durch die dunklen Locken, verschränkt anschließend die Hände hinter dem Kopf und lehnt sich in seinem Schreibtischsessel weit zurück.
»Tja, ich habe versucht, beim Hotelpersonal des
Hampton
etwas über die Aufenthalte der Schauspielerin dort herauszubekommen. Häufigkeit und Länge, du weißt schon. Aber im Hotel halten alle dicht. Ohne richterliche Anweisung kommen wir da nicht weiter.«
»Das dauert doch alles viel zu lange. Hast du es nicht mal mit Schmiergeld versucht?«
»So gut werde ich nun auch nicht bezahlt, dass ich noch aus eigener Tasche Zeugen bestechen kann.«
»Warum glaubst du überhaupt, dass uns das weiterbringen würde?«
Während er redet, runzelt Bastian Kreuzer die Stirn und blättert fahrig in den Papieren auf dem Schreibtisch.
»Vielleicht hat sie sich ja mit dem Hotelbesitzer dort getroffen und die Michelsen hat’s rausgekriegt«, schlägt Sven Winterberg vor.
»Und dabei das Handy der Schauspielerin geklaut? Vergiss es.« Kreuzers Tränensäcke legen sich in dekorative Falten, als er sein Gesicht zu einem Grinsen verzieht. »Wir hatten gestern Abend eine Nachricht von der Immobiliengesellschaft, die den Marco-Polo-Tower vermarktet. Der Mitarbeiter, der den Anruf von diesem Handy am vorvergangenen Donnerstag entgegengenommen hat, ist noch von der alten Schule, also so einer, der sich Gesprächsnotizen macht. Deshalb wusste er genau, dass er zur fraglichen Zeit mit Jonas Michelsen höchstpersönlich geredet hat. Der Typ hat demnach einen Tag, bevor seine Haushälterin das Handy an die Gattin weitergereicht hat, noch damit telefoniert. Die Linie läuft also über ihn und nicht direkt von der Schauspielerin zur Toten.«
»Okay, das ist doch schon mal was. Vielleicht sollten wir die Liste der ein- und abgehenden Anrufe auf diesem verdammten Handy noch einmal durchgehen. Wer weiß, ob uns jetzt nicht etwas auffällt, das wir vorher übersehen haben.«
»Was glaubst du wohl, wonach ich die ganze Zeit suche.« Hektisch wühlt Bastian einen weiteren Papierstapel auf dem Schreibtisch durch. »Wenn ich nur wüsste, wo das Mistding geblieben ist. Ach, da ist sie ja endlich. Jetzt erinnere ich mich auch wieder.« Während der Hauptkommissar redet, lässt er die Blicke über die Aufstellung wandern. »Telefonate mit Schauspielerkollegen und -kolleginnen. Die Namen stehen alle hier. Außerdem Anrufe bei ihrem Ehemann, entweder auf seinem Handy oder in dessen Arztpraxis. Und dann waren da diese Verbindungen mit dem Prepaid-Handy, ziemlich häufig sogar, mindestens einmal am Tag, allerdings zu sehr unterschiedlichen Uhrzeiten. Sag mal, wolltest du sie nicht danach fragen?«
»Scheiße, das habe ich vergessen!«
Bastian Kreuzer schlägt mit der flachen Hand auf den Schreibtisch, dass die Becher wackeln, und springt auf. »Das ist doch nicht zu fassen! Bin ich denn von lauter Idioten umgeben? Erst versemmelt Silja die Vernehmung von diesem Dachdecker, und jetzt kommst du mir mit so was!«
»Bastian, tut mir leid, echt. Keine Frage, das war wirklich blöd von mir. Unaufmerksam und unprofessionell – alles, was du willst. Aber das ist nicht der Weltuntergang. Erstens kann ich sie immer noch fragen, und zweitens sollten wir vielleicht gleich was anderes versuchen, dann wird die Nussbaum wenigstens nicht noch misstrauischer.«
»Und was bitteschön soll das sein?«
»Wie hoch schätzt du die Chance ein, dass wir rauskriegen, wo und wann die Karte von diesem Prepaid-Handy gekauft worden ist?«
»Das müsste sich klären lassen.«
»Dann lass es mich machen, Bastian. Ich kümmere mich sofort darum, und vielleicht bringt uns das am Ende weiter als noch eine Lüge von der Schauspielerin.«
»Hoffentlich. Wir brauchen dringend Ergebnisse. Die Staatsanwältin hat mir ziemlich unverhohlen die Pistole auf die Brust gesetzt. Bis zur Beisetzung von Susanne Michelsen hält sie sich raus, aber dann will sie Resultate sehen.«
»Und wann ist die Beisetzung?«
»Morgen früh
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