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Frauen lügen

Frauen lügen

Titel: Frauen lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ehley
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den wenigen Metern bis zu den Parkbuchten, bremst vor dem letzten freien Platz ab und schwenkt hinein.
    Fred bleibt stehen und beobachtet, wie eine schlanke, hochgewachsene Frau mit knabenhaftem Körper im dunkelblauen Kostüm und fransiger Kurzhaarfrisur im sehr hellblonden Haar aus dem Wagen springt. Sie hat die Elastizität einer jungen Frau und gleichzeitig die Sicherheit einer älteren. Hastig drückt sie die Autotür ins Schloss, schließt sie mit einem Schlüssel ab und läuft dann schnellen Schrittes auf ihren mörderisch hohen Pumps dem Portal der Kirche entgegen. Sekunden später ist sie durch die Tür geschlüpft und im Inneren verschwunden.
    Langsam nähert sich Fred dem Porsche und prägt sich das Kennzeichen ein: HH  – AD 911 H. Der Wagen kommt aus Hamburg und das H am Schluss weist auf sein Alter hin. Für Sekunden vergisst Fred, was ihn antreibt, und bewundert die perfekten Proportionen des legendären 911 er, der nach seiner Schätzung aus den sechziger Jahren stammen muss. Der niedrige Bau, die vergleichsweise große Heckscheibe und der dominante Kühlergrill auf der Motorhaube lassen den Klassiker elegant und nicht halb so bolidenartig wirken wie spätere Modelle der Firma. Der Wagen ist perfekt restauriert, die roten Ledersitze im Inneren scheinen die letzten 50  Jahre in makellosem Zustand überstanden zu haben. Wer auch immer dieses Auto besitzt, muss über erhebliche Geldmittel verfügen. Oder einen generösen Sponsor haben, überlegt Fred und hat fast schon entschieden, die Kirche doch noch zu betreten, als ihm eine bessere Idee kommt.

Mittwoch, 24 . August, 10.00  Uhr,
Dorfkirche Wenningstedt
    Bastian Kreuzer und Sven Winterberg tragen dunkle Kleidung und bemühen sich auch sonst sehr um Unauffälligkeit. Den Dienstwagen haben sie eine Straße entfernt geparkt und sind zu Fuß zur Kirche gekommen. In der Menge fallen die beiden Ermittler kaum auf. Fast alle Anwesenden sind zwischen dreißig und sechzig Jahre alt und ausgesprochen gut gekleidet. Kinder sind nicht unter den Trauergästen und wohl auch keine sehr nahen Familienangehörigen, denn es herrscht zwar eine gesetzte, dem Anlass angemessene Stimmung, aber niemand scheint emotional besonders berührt zu sein. Das ändert sich auch nicht, als der Trauerzug die Kirche betritt.
    Bastian und Sven stehen abseits und beobachten die Gäste genau. Es entgeht ihnen nicht, dass Albert Dornfeldt, der Manager des Hotels
Friesenperle
, an der linken Schläfe eine tennisballgroße Schwellung hat, deren Farbverlauf gerade von grün nach gelb zu wechseln scheint.
    »Sollen wir ihn darauf ansprechen?«, fragt Sven flüsternd seinen Kollegen, während sie als Letzte in die Kirche schlüpfen und sich weit hinten auf zwei Plätze am Gang setzen.
    »Logisch. Wir passen ihn nach der Beisetzung ab und dann …«
    Bastian unterbricht sich, weil nun der Pfarrer vor den Altar tritt, um die Trauergemeinde zu begrüßen. Seine salbungsvollen Worte stehen in einem merkwürdigen Gegensatz zu der allgemeinen Stimmung. Sogar der Witwer wirkte bisher erstaunlich distanziert, beinahe geschäftsmäßig. Er sitzt fast allein in der ersten Reihe, lediglich der lädierte Manager des Hotels
Friesenperle
hat sich an das Ende seiner Bank geklemmt. Es sieht aus, als erwarteten die beiden noch jemanden. Dazu passt, dass Jonas Michelsen sich in den ersten Minuten des Gedenkgottesdienstes immer wieder suchend umsieht.
    Den Grund für Michelsens Unruhe erfahren die Kommissare, als plötzlich die Kirchentür mit lautem Krachen ins Schloss fällt und klackernde Schritte durch den Sakralraum hallen. Nicht nur Bastian und Sven, sondern fast alle Trauergäste blicken zur Tür. Doch die schlanke Dame mit dem hellblonden Fransenschnitt denkt gar nicht daran, sich unauffällig in die letzte Reihe zu setzen, um möglichst schnell aus dem Fokus der allgemeinen Aufmerksamkeit zu verschwinden. Im Gegenteil. Sie eilt mit hoch erhobenem Kopf durch die Bankreihen, grüßt sogar vereinzelt nach links und rechts und lässt sich erst nieder, als sie direkt vor dem Sarg angekommen ist, den sie keines Blickes würdigt.
    Die Blondine nimmt so selbstverständlich zwischen dem Witwer und dem Hotelmanager Platz, als sei dies seit Jahren ihr gutes Recht. Dass die beiden Herren ihr einvernehmlich zunicken, verwirrt die Kommissare besonders. Sogar der Pfarrer kommt ob dieses merkwürdigen Zwischenfalls für einige Sekunden aus dem Konzept.
    »Hast du eine Ahnung, wer das ist?«, raunt Bastian Sven

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