Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frauen lügen

Frauen lügen

Titel: Frauen lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ehley
Vom Netzwerk:
Einige mustern ihn nachdenklich und beginnen prompt, miteinander zu flüstern. Frustriert dreht Fred ihnen den Rücken zu, vergräbt die Hände in den Taschen seiner Jeans und beeilt sich, die wenigen Meter bis zum Eingang seines Apartmenthauses hinter sich zu bringen. Als er den Schlüssel im Schloss herumdreht, muss er feststellen, dass ihm auch noch das Kennzeichen des hellen Kleinwagens entfallen ist. NF  – FS 1691 ? Oder war es doch NF  – SF 1169 ?
    Fluchend wirft Fred Hübner die Tür hinter sich ins Schloss, lässt sich auf sein ungemachtes Couchbett fallen und bricht in Tränen aus.

Mittwoch, 24 . August, 10.53  Uhr,
Dorffriedhof Wenningstedt
    »Nimm du dir diesen Dornfeldt zur Brust, ich kümmere mich um die Blonde«, raunt Bastian Kreuzer, nachdem die letzte Erde auf Susanne Michelsens Sarg gefallen ist.
    »Das ist aber sehr pietätlos«, wagt Sven Winterberg einzuwenden.
    »Quatsch nicht, mach. Die Staatsanwältin sitzt mir im Nacken – und wir sind schließlich nicht von der Heilsarmee.«
    Nachdem Sven sich mit zögernden Schritten in Richtung Hotelmanager entfernt hat, drängt sich Bastian durch die Menge der Kondolierenden bis zu der Blonden, die etwas abseits steht. Auf den gezückten Dienstausweis des Hauptkommissars reagiert sie mit einem kühlen Lächeln und der Bemerkung: »Sie sind also der überaus erfolgreich ermittelnde Kommissar, von dem ich schon so viel gehört habe.«
    Ohne auf die Provokation einzugehen, antwortet Bastian: »Wenn Sie mir kurz ein paar Fragen beantworten würden, wäre ich Ihnen sehr verbunden.«
    »Und wenn nicht?«
    »Habe ich andere Möglichkeiten.«
    »Da bin ich aber gespannt.«
    »Ich könnte Sie zur Personalfeststellung mit aufs Kommissariat nehmen.«
    »Ich könnte die anwesenden Journalisten auf Ihr ausgesprochen taktloses Vorgehen aufmerksam machen.«
    »Sie wollen mir also Ihre Personalien nicht mitteilen?«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Also, wer sind Sie?«
    »Reicht Ihnen eine mündliche Auskunft?«
    »Nein. Ich hätte gern Ihren Ausweis gesehen.«
    »Dann sagen Sie das doch auch.«
    Mit zuckersüßem Lächeln wartet die Blonde auf Bastian Kreuzers Reaktion. Sie scheint sehr genau zu wissen, wie wütend er bereits ist. Käme es jetzt zur Eskalation, stände das morgen in allen Gazetten. Bastian atmet tief durch. Mit aufreizend langsamen Bewegungen öffnet die Blonde ihre Tasche und beginnt zerstreut darin zu suchen. Natürlich bleibt das Geschehen den anderen Trauergästen nicht verborgen.
    »Der Herr Kommissar interessiert sich für meine Identität. Ich fühle mich zwar geschmeichelt, kann aber nicht sehen, inwiefern das der Aufklärung eines Kapitalverbrechens dienen soll«, erklärt die Blonde den Nähertretenden.
    Einzelne Lacher werden laut.
    Auch die Fotoreporter, die gezwungenermaßen jenseits der Friedhofspforte Position bezogen haben, sind auf das Geschehen aufmerksam geworden und richten jetzt ihre massigen Objektive auf das ungleiche Paar. Als habe sie nur darauf gewartet, zückt die Blonde genau in diesem Moment ihren Ausweis und reicht ihn dem Hauptkommissar.
    »Antonia Dornfeldt«, liest er halblaut. »Sie sind Albert Dornfeldts Ehefrau?«
    »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Sind Sie es, oder nicht?«
    »Nein.«
    Wieder branden im mittlerweile recht zahlreichen Publikum einzelne Lacher auf.
    »Sie wollen mir weismachen, dass die Namensgleichheit zufällig ist?«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Stehen Sie zu Albert Dornfeldt in einem verwandtschaftlichen Verhältnis?«
    »Ja.«
    »Und in welchem?«
    Am liebsten würde Bastian Kreuzer diese Zicke packen und schütteln. Äußerlich ungerührt gibt er ihr den Ausweis zurück, verschränkt danach allerdings sicherheitshalber die Hände auf dem Rücken.
    »Ich bin Albert Dornfeldts Schwester«, erklärt die Blonde jetzt und fügt mit ironischem Unterton hinzu: »Und wenn mich nicht alles täuscht, dann hat mein Bruder Ihnen sogar schon von mir erzählt.«
    »Tatsächlich?«
    »Tatsächlich. Darf ich jetzt gehen?«
    »Wohin?«
    »Zu der Trauerfeier für Susanne Michelsen. Was dachten Sie denn?«
    Bastian verzichtet auf jede Antwort und nickt. Sekundenlang steht er wie versteinert zwischen den Gräbern im Sonnenlicht und sieht der Blonden hinterher, die mit wiegenden Hüften dem Ausgang zustrebt. Wer die Gewinnerin des Wortduells gewesen ist, kann man auf jedem Gesicht der Umstehenden ablesen. Von Mitleid bis zu Spott reicht der Ausdruck der Mienen. Selten in seinem Leben hat Bastian

Weitere Kostenlose Bücher