Frauen rächen besser: Roman (German Edition)
hatte. Dieses Geräusch, das eigentlich gar keines ist, wenn jemand nicht allein ist, sondern eine andere Person neben ihm steht und das Telefonat mitverfolgt. Ich hatte ihm gesagt, dass ich keine Zeit für ihn hätte, was für ihn natürlich sturmfreie Bude bedeutet hatte. Und er hatte die Gelegenheit beim Schopf gepackt und seine Elsbach-Schnepfe mit nach Hause genommen, um ihrem gemeinsamen Hobby zu frönen.
Diesem rothaarigen Monster hatte es nicht gereicht, meine Beziehung zu zerstören, nein, die Frau musste ihm jetzt auch noch brühwarm erzählen, dass es nicht gut rüberkommt, wenn man »Heik« auf seinem Hintern stehen hat.
Hätte ich zu diesem Zeitpunkt noch irgendwelche Bedenken gehabt, so wären sie jetzt mit einem Schlag weg gewesen. Das bisschen Mitleid, das tief in meinem Inneren geschlummert hatte und das ihn hätte retten können, hatte sich soeben verabschiedet, ein für alle mal.
Also ließ ich das Spiel weiterlaufen.
»Du hast gut reden, Heike, du musst ja nicht wie der letzte Idiot herumlaufen!«, ließ Robert weiter Dampf ab.
»Jetzt krieg dich wieder ein, Bärchen! Du musst das Ganze von der logischen Seite betrachten: Insgesamt haben erst drei Menschen diese Tätowierung zu sehen bekommen, ich, du und Willi, und zwei davon finden, dass es gut aussieht. Also, worüber beschwerst du dich überhaupt?«
Robert holte kurz Luft, wohl, um meine Feststellung mit den drei Augenzeugen zu korrigieren. Da er das aber nicht konnte, ohne zuzugeben, dass er nicht allein war, begann er, auf Kleinigkeiten herumzureiten.
»Willi zählt nicht, der hat das Ding gemacht«, sagte er trotzig.
»Dann zählst du auch nicht, denn du kennst es nur als verzerrtes Spiegelbild«, konterte ich. Dann schlug ich ihm eine Lösung vor: »Weißt du was? Ich mache ein paar Fotos davon, gleich morgen, dann kannst du es von meiner Perspektive aus sehen.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich meine Meinung dadurch ändert«, beharrte er auf seinem Standpunkt.
»Das werden wir dann ja sehen. Und wenn du wirklich meinst, damit nicht leben zu können, kannst du es dir ja immer noch wegmachen lassen. Heutzutage machen die das mit Laser, habe ich gehört, das ist überhaupt kein Problem.«
Das hatte ich tatsächlich gehört, aber die Wirklichkeit sah vermutlich anders aus. So wie ich mich bei meinem Zahnarzt jedes Mal über die höllischen Schmerzen wundere, wo ich doch schon vor Ewigkeiten gelesen habe, dass es jetzt Geräte gibt, mit denen das in Sekundenschnelle und völlig ohne Schmerzen geht. Scheint, dass ich immer Probleme habe, bei denen diese Wunderdinger nicht anzuwenden sind.
Robert schien diesbezüglich weniger skeptisch zu sein, denn anscheinend fand er diese Aussicht beruhigend.
»Meinst du?«, fragte er, und jetzt klang er beinahe schon wieder friedlich.
»Ja, Bärchen, also mach dir deswegen keine Sorgen. Ich komme morgen zu dir, dann sehen wir uns das in aller Ruhe an. Sagen wir um sieben?«
»Okay, von mir aus.«
Und dann fiel mir noch etwas ein. Etwas Wichtiges.
»Und Bärchen: Heiz die Sauna auf und schalt den Whirlpool ein, ja?«
»Sauna? Bei diesen Temperaturen?«
Wir hatten September und tagsüber fünfundzwanzig Grad. Das kam ihm natürlich nicht geheuer vor.
»Ja, tu mir den Gefallen. Ich möchte meine Erkältung noch ein bisschen auskurieren, und zur Abkühlung gibt es ja das Kaltwasserbecken. Dafür bringe ich den Sekt mit.«
Dem Vorschlag konnte Robert dann doch etwas abgewinnen, und als er einwilligte, glaubte ich sogar ein wenig Vorfreude zu vernehmen.
Ich war froh, dass das Telefonat erledigt war, und so konnte ich jetzt in aller Ruhe meine Entscheidung zwischen Magerkäse und Truthahnschinken treffen.
Ich entschied mich schließlich für Pizza vom Zustellservice und eine Flasche Rotwein, und das alles in der heißen Badewanne, wo ich noch einmal in Ruhe meinen Plan überdenken konnte.
6
Als er so nackt vor mir stand, begann sich wieder mein Mitleid zu regen, doch mit der Erinnerung an Lisa Elsbachs Beine konnte ich es schnell wieder ausschalten.
»Glaub mir, nach dem kalten Wasser sieht es besser aus. Die Haut ist noch aufgequollen, und durch die Kälte geht das weg«, ermutigte ich ihn.
Ich hatte vorher in der Sauna geschwitzt – oder besser, mich aufgewärmt, da ich nie schwitze – und hockte im Kaltwasserbecken, vor dem Robert nun zögernd stand. Er hatte angesichts seiner frischen Tätowierung auf die Sauna verzichtet, aber das Argument mit der Kälte kam ihm
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