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Frauen rächen besser: Roman (German Edition)

Frauen rächen besser: Roman (German Edition)

Titel: Frauen rächen besser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Schneyder
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entsprungen war. Ich versicherte ihr, dass es der Wahrheit entsprach, was sie mit einem neuerlichen Lachanfall quittierte, und das dauerte seine Zeit. Bei Isa ist es nämlich so, dass ihr Lachen den Klang und den Rhythmus eines Traktormotors hat, und zwar nicht irgendeines Traktors, sondern den eines Steyr, Baujahr 1957. Jeder, der einen Opa samt Landwirtschaft mit eben diesem Gefährt hat, kennt das. Und dieses Geräusch darf man sich jetzt nicht in vollem Lauf vorstellen, sondern in der Startphase, irgendwo zwischen dem ersten Drücken des Anlassers und dem endgültigen Erwachen der Maschine, genau dann, wenn mein Opa immer sagte: »Nun komm schon, altes Mädchen, du willst es doch auch!«
    Wenn man Isa kennt, ist das nicht weiter schlimm, aber wenn sie in fremder Umgebung loslegt, kann es schon mal vorkommen, dass sich Anwesende vergeblich nach einem antiken landwirtschaftlichen Gefährt umsehen.
    Aber so ist sie eben, meine Freundin.
    Abends um sieben kam dann der Anruf, vor dem ich mich bereits gefürchtet hatte. Ich war zu Hause und überlegte gerade, welcher Leckerbissen aus meinem Kühlschrank – zur Auswahl standen Magerkäse und Truthahnschinken zu altem Brot – in der nächsten halben Stunde Teil meiner selbst werden sollte, als ich es hörte: »Lebt denn der alte Holzmichel noch, Holzmichel noch, Holzmichel noch …?«
    Mein Klingelton, seit einer Woche.
    War keine Absicht gewesen, ehrlich, aber irgendwann hatte ich die abgedroschenen Melodien satt gehabt und mich bei einem dieser Klingeltonanbieter eingeloggt. Das funktionierte auch problemlos, doch als ich mich in einem Anflug von Einsamkeit für Anastasias »Left outside alone« entschieden hatte, wurde mir gleich beim nächsten Anruf klar, dass Telekommunikation für eine Frau über dreißig ein noch weitgehend unerforschtes Gebiet ist und ich besser die Finger davon lassen sollte. Im Frisiersalon, wo ich mich zu dem Zeitpunkt gerade befand, wurde es nämlich schlagartig still, als stattdessen der alte Gassenhauer ertönte, aber wenigstens bewies Alfredo, mein Friseur, genügend Fingerspitzengefühl, um mich nicht gleich rauszuschmeißen. Im Gegenteil, er gab mir noch einen Rest von Menschenwürde zurück, indem er mit den Worten »Das nenne ich mal gegen den Strom schwimmen!« weitermachte, als ob nichts gewesen wäre.
    Natürlich habe ich daraufhin versucht, den Fehler zu korrigieren, aber es scheint, als hätte mein Handy einen Narren an diesem Abgrund menschlichen Musikschaffens gefunden und beschlossen, dieses Lied nie wieder herzugeben. Ich bekam es einfach nicht aus dem verdammten Speicher raus, und ob Sie es glauben oder nicht, nach zwei Tagen hatte ich mich daran gewöhnt.
    Es war Robert. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass genau vierundzwanzig Stunden vergangen waren, seit Willi gesagt hatte: »Den Verband einen Tag dranlassen!«, und natürlich hatte Robert keine Minute länger gewartet, um nachzusehen, wie er jetzt von hinten aussah. Aber von einem Mann mit Kontrollzwängen war auch nichts anderes zu erwarten gewesen, und da ich davon ausging, dass er mir nicht nur seine Freude über das Ergebnis mitteilen wollte, kostete es mich einigen Mut dranzugehen.
    »Du hast gesagt, es sieht gut aus!«, schrie er übergangslos ins Telefon.
    Zum Glück hatte ich mir bereits eine Taktik zurechtgelegt.
    »Was meinst du denn damit?«, fragte ich.
    »Ich meine diese Scheißtätowierung!«
    Seine Stimme überschlug sich förmlich. Ich hatte gar nicht gewusst, dass er so laut werden konnte, bislang hatte ich gedacht, seine Maximallautstärke wäre erreicht, wenn Ballack mal wieder einen Elfmeter für Bayern München versiebte.
    »Und, was ist damit?«, fragte ich scheinheilig.
    »Was damit ist? Die sieht beschissen aus, das ist damit! Und du musst das wissen, du hast sie doch gestern schon gesehen!«
    »Ja schon, aber nur kurz. Außerdem meinte Willi, dass es noch schöner wird, wenn …«
    »Noch schöner ist gut!«, fiel er mir ins Wort. »Da wird nichts mehr schöner, das kannst du mir glauben! Und das mit dem Namen war deine bescheuerte Idee!«
    »Also, Bärchen, jetzt übertreibst du wirklich! Erstens finde ich das mit dem Namen wahnsinnig süß, und zweitens kannst du das selbst gar nicht richtig beurteilen. Im Spiegel mag es ja vielleicht seltsam aussehen, aber richtig zur Wirkung kommt es erst, wenn man es von hinten sieht.«
    Und noch während ich das sagte, machte es bei mir klick.
    Das war es gewesen, was mich die ganze Zeit gestört

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