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Frauen rächen besser: Roman (German Edition)

Frauen rächen besser: Roman (German Edition)

Titel: Frauen rächen besser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Schneyder
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ich mir jetzt auch nicht mehr ganz sicher, ob ich wirklich Robert geliebt hatte oder vielmehr sein Haus und seine goldene Kreditkarte. Denn eines war nicht zu leugnen: Die Trennung von ihm fiel mir nicht so schwer, wie man es bei der Verliebtheit, die ich mir bisher selbst unterstellt hatte, vermuten würde. Und das lag nicht nur daran, dass er mich betrogen hatte – damit kann man die Gefühle einer Frau natürlich in Sekundenbruchteilen schockgefrieren –, denn dafür war zu wenig Wehmut da, wenn ich mich an die guten Zeiten zurückerinnerte.
    Die stärksten Empfindungen, die ich hatte, wenn ich an Robert dachte, waren Zorn darüber, dass er mich betrogen hatte, und – Gleichgültigkeit. Auf der anderen Seite stand diese Aufbruchsstimmung, die mir sagte, dass ich mein Leben endlich selbst in die Hand nehmen musste, und ich fühlte mich so gut wie noch nie zuvor in meinem Leben.
    So gesehen musste ich Robert sogar dankbar sein, denn er hatte mir die Augen geöffnet, mir klar gemacht, dass ich mich nicht nur nicht auf ihn, sondern auch auf keinen anderen Mann verlassen konnte. Und damit ich das begriff, hatte sich der Gute selbstlos zwischen Lisa Elsbachs Beine geworfen, und wohl oder übel musste man auch ihr einen gewissen Verdienst an der Sache zugestehen.
    Genau genommen hatten sie sich einen Orden verdient, einen Hosenbandorden zum Beispiel, der soll ja was ganz Besonderes sein. Wobei ich mir bei Lisa Elsbach etwas anderes vorstellen könnte, rein vom Namen her. Höschenbandorden, beispielsweise. Hihihi.
    Es war schon seltsam, entweder lag es an den drei Gläsern Sekt, die ich gerade konsumiert hatte, oder die Sache hatte mich tatsächlich weise gemacht.
    Und da der letzte Gedanke meist der beste ist, bestellte ich gleich noch ein Glas, um mit mir selbst auf meine neu erlangte Geistesgröße anzustoßen.
    Der Zollbeamte am Flughafen von Antalya musterte mich, als hätte ich soeben vor ihm ausgespuckt. Ich war vorher schon einige Male in der Türkei gewesen, daher war das nichts Neues für mich. Da alle türkischen Zollbeamten denselben Blick draufhaben, vermute ich sogar, dass sie im Rahmen ihrer Ausbildung darauf trainiert werden.
    Natürlich kann ich nur Vermutungen anstellen, aber es gäbe da schon Methoden: Konditionierung nach Pawlow zum Beispiel, nur ohne Hund, dafür aber mit türkischem Beamtenanwärter. Den Anwärter setzt man gefesselt auf einen Stuhl, dann zeigt man ihm in lockerer Reihenfolge Dias von allen möglichen Menschen, und jedes Mal, wenn das Bild eines gut gelaunten Touristen erscheint – zack, brät man ihm eins über. Das würde auch erklären, warum die Kerle hinter Panzerglas sitzen. Das dient nicht ihrem eigenen Schutz, sondern soll vielmehr verhindern, dass sie sich auf gut gelaunte Touristen stürzen und sich für die vielen Hiebe grausam rächen.
    Bei dem Mitarbeiter des Reiseveranstalters – er hieß Gösta – war das schon ganz was anderes: jederzeit kündbar und auf die Zufriedenheit des Kunden angewiesen, so was lobe ich mir. Und weil ich die einzige Reisende ohne männliche Begleitung war, erbot er sich sogar, meine Koffer bis zum Bus zu tragen, was ich dankbar annahm. Denn obwohl ich selten schwitze, hätte es doch sein können, dass mein Körper bei über dreißig Grad im Schatten auf diese Tugend verzichtet, vor allem angesichts der Tatsache, dass mein Gepäck im Allgemeinen tonnenschwer ist. Das liegt daran, dass ich leidenschaftlich gerne Bücher kaufe, und da ich zu Hause kaum zum Lesen komme, nehme ich sie mit auf meine Reisen. Ich bin mir sicher, dass so manches meiner Bücher schon mehr auf der Welt herumgekommen ist als ein Durchschnittseuropäer in seinem ganzen Leben. Natürlich weiß ich, dass ich in einer Woche keine dreißig Bücher lesen kann – meistens schaffe ich nicht mal eines –, aber ich bin da lieber auf der sicheren Seite.
    Denn was, wenn es die ganze Woche regnet? Oder wenn ich einen tollen Typen kennen lerne, der Literaturfreak ist?
    Ich bin dann gerüstet, von »Krieg und Frieden« bis zu »Die Blumen des Bösen«habe ich alles mit, und sollte das Thema auf einen dieser Wälzer kommen: eine kleine Unpässlichkeit vortäuschen, nachschlagen, und ich bin voll dabei.
    Gösta wäre da wahrscheinlich anderer Meinung gewesen, denn bis zu unserem Bus sah er aus, als hätte er Bekanntschaft mit einem Wasserwerfer gemacht. Ich belohnte ihn dafür mit einem Lächeln, dann stieg ich ein.
    Zu meiner Enttäuschung gab es keinen Alkohol an Bord, aber

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