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Frauen rächen besser: Roman (German Edition)

Frauen rächen besser: Roman (German Edition)

Titel: Frauen rächen besser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Schneyder
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zu hören, dann hatte sie schon wieder aufgelegt. Um die Polizei anzurufen, wie ich einige Minuten später bemerkte, als die mit drei Wagen samt Anti-Terror-Einsatzkommando meinen Wohnblock umstellten. Also, das war an sich schon peinlich genug, aber noch schlimmer war dann die Szene, als sie auf meine Wohnungstür eindroschen und ich in meinem Zorn vergaß, die Zahnschienen rauszunehmen, bevor ich öffnete, um ihnen gehörig die Leviten zu lesen.
    Das Einzige, was ich dann auf Anhieb hervorbrachte, waren die Schienen und eine Ladung Spucke, die auf der Maschinenpistole eines grimmig dreinblickenden Polizisten landete. Und der Reporter samt Kameramann, der clever genug gewesen war, den Polizeifunk abzuhören, hatte natürlich nichts Besseres zu tun gehabt, als die Aufnahme an Stefan Raabs »TV-total« zu verkaufen. Die Redakteure dort hatten anscheinend gerade einen Mangel an wirklich gutem Material, denn die fanden das so witzig, dass sie mich auf den Knöpfen unterbrachten, die Stefan Raab immer dann drückt, wenn ihm gerade nichts einfällt – und das kommt ziemlich oft vor –, und in den darauf folgenden zehn Wochen war ich dann sein absoluter Shootingstar.
    Bleibt nur noch mein guter Rat zum Thema Zähnebleichen: Telefon abstellen, Läden runterlassen, zusperren und so tun, als wäre man nicht zu Hause.
    Ich war diesbezüglich ja schon Profi, also fuhr ich nach Hause, schaltete Handy und Festnetztelefon ab, schob mir meine Zahnschienen in den Mund und legte mich in die Badewanne, bis das Wasser kalt und ich schrumpelig war.

8
     

     
    Der nächste Morgen war ein schöner.
    Exakt um sieben Uhr zweiundzwanzig saß ich im Flugzeug und flog der Sonne entgegen.
    Ich fühlte mich frei wie schon lange nicht mehr, und die Intensität dieses Gefühls gab mir zu denken. Sicher, ich war wirklich wieder frei, beziehungsmäßig, aber das allein konnte es nicht sein.
    Die Möglichkeit, sich wieder auf alles stürzen zu dürfen, was halbwegs männlich, halbwegs erwachsen und halbwegs ungebunden war, hatte seinen Reiz, ganz ohne Zweifel, und überhaupt, ein paar freie Tage in der Sonne, noch dazu mit zwei Freundinnen, das musste die Laune einfach heben. Aber da war noch etwas, das ich mir nicht so recht erklären konnte. Ich fühlte eine Energie in mir, die ich bis dahin nicht gekannt hatte, es war so etwas wie (ich musste zwei Lachsbrötchen lang überlegen, bis mir das richtige Wort einfiel) Aufbruchsstimmung.
    Plötzlich lag alles so klar vor mir: Ich würde in Zukunft kein zartes Pflänzchen mehr sein, wie ich es bisher gewesen war, sondern eine selbstbewusste, stolze Frau, die ihren Weg geht. Ich würde mich beruflich verändern, weiterentwickeln, und plötzlich reichte es mir auch nicht mehr, für meine Abschlüsse nur einen Teil der Provisionen zu kassieren und nicht den ganzen Batzen.
    Ich würde mein eigenes Immobilienbüro aufmachen, natürlich.
    Warum sich für andere bucklig schuften, wenn man selber reich werden kann?
    Und ich würde mir eine neue Wohnung suchen, besser, schöner und teurer natürlich. Das konnte ich mir dann locker leisten, bei dem Einkommen.
    Und wo ich gerade bei den Vorsätzen für mein neues Leben war: Meine nächste Beziehung würde ich lockerer angehen, nicht gleich klammern wie ein angeschlagener Boxer in der letzten Runde, sondern cool bleiben. Erst mal abwarten, alles auf mich zukommen lassen, den Mann in Ruhe kennen lernen. Und sollte mich auch nur die kleinste Kleinigkeit stören: Weg mit ihm, und her mit dem nächsten! Klingt ganz einfach. Und ist es eigentlich auch.
    Hey, hatte ich das eben gedacht?
    Ich war innerlich ein wenig verunsichert, denn mein neues Weltbild stellte alles auf den Kopf, woran ich bisher geglaubt hatte. Ich war immer der festen Überzeugung gewesen, dass mir eines Tages ein Traummann über den Weg laufen würde, gut aussehend, gut verdienend und mich heiratend. Ich müsste ihm dann nur noch ein paar Kinderchen gebären – oder ihm zumindest so lange vorspielen, dass ich es versuche, bis er sich zu sehr an mich gewöhnt hat, um abzuhauen –, und damit wäre die Geschichte für mich auch schon erledigt. So hatte ich mir meine Zukunft vorgestellt, und das war wohl auch der Grund gewesen, warum ich bisher so gänzlich frei von Ehrgeiz geblieben war.
    Ich war ein Weibchen gewesen, das nur auf das richtige Männchen gewartet hatte, auf ein Alpha-Männchen natürlich, das das größte Haus und den dicksten Mercedes im Rudel vorweisen konnte. So betrachtet war

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