Frauen rächen besser: Roman (German Edition)
noch schlimmer war, dass sich ein dicker Kerl direkt neben mich pflanzte.
»Geiles Wetter, was?«, versuchte er mit seinem Wortschatz zu punkten.
Damit hatte er ja auch Recht, die Sonne schien tatsächlich wie verrückt. Weniger geil fand ich allerdings, dass er aus dem Mund roch und noch mehr transpirierte als der arme Gösta.
»Hm«, war daher das Höflichste, was mir dazu einfiel.
»Auch eines?«, fragte er und hielt mir eine Dose Bier hin, die er aus seiner Tasche hervorgekramt hatte.
Wenn ich den Kerl nicht schnell loswurde, hatte ich ein Problem.
»Nein, danke, mein Verlobter sieht es nicht gern, wenn ich Alkohol trinke. Sie wissen ja, wie diese Türken sind.«
Die Überraschung in seinem Blick war kein bisschen geheuchelt.
»Sie sind verlobt? Mit einem Türken?«
»Ja, er erwartet mich am Hotel. Mit seinen Brüdern.«
»Oh, äh, soso. Ah, ich sehe gerade, da vorne sitzt ein Bekannter von mir, ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, wenn ich …?«
»Natürlich nicht, nur zu.«
Er wirkte noch erleichterter als ich, als er sich verzog, und mir war das nur recht. Gösta hatte uns darüber aufgeklärt, dass der Bus drei verschiedene Clubs mit Gästen belieferte, und dass das dicke Transpirationstalent gleich beim ersten ausstieg, fand ich gut.
Weniger gut fand ich, dass unter den übrigen Gästen keine Solomänner waren, von zwei durchgestylten Typen abgesehen. Aber auch die sahen so aus, als blieben sie lieber unter sich. Beim zweiten Club stiegen auch die beiden aus, und übrig blieben sechs Paare und – ich.
Eine unangenehme Situation, kann ich Ihnen sagen, denn bei so etwas werden Urinstinkte wach.
Die Männer denken: Sieh mal an, die Kleine reist alleine. Die braucht sicher mal ’nen richtigen Kerl. Mal sehen, vielleicht kann ich meine Alte besoffen machen, und dann …
Die Frauen denken: Sieh mal an, die Schlampe reist alleine. Falls die auf der Suche nach ’nem richtigen Kerl ist, ist sie bei meinem Heinz-Dieter zwar an der falschen Adresse, aber wer weiß … Eins ist jedenfalls sicher: In diesem Urlaub trinke ich keinen Tropfen.
So etwas führt zu Spannungen, und ich war verdammt froh, als wir endlich bei unserem Club ankamen.
Die Anlage war schön, schöner jedenfalls, als ich es mir bei diesem Preis vorgestellt hatte, und auch mein Zimmer war okay.
Als Erstes schaltete ich mein Handy ein – ich hatte es seit dem vergangenen Abend nicht mehr aktiviert – und sah die Anrufliste durch.
Robert hatte es dreimal versucht, zweimal gestern, einmal heute Morgen. Das war nicht öfter als normal, und es sagte mir, dass meine Briefe noch nicht angekommen waren.
Isa hatte mir eine Nachricht hinterlassen. Sie war vor zwei Stunden in Stuttgart abgeflogen und freute sich auf unser Wiedersehen »wie nur was«.
Roxie hatte dreimal angerufen, aber keine Nachricht hinterlassen, daher rief ich sie zurück.
»Wie sieht’s denn aus in dem Laden, männermäßig?«, war das Erste, was sie von mir wissen wollte.
»Keine Ahnung«, berichtete ich wahrheitsgemäß. »Habe gerade erst mein Zimmer bezogen.«
»Aber auf der Fahrt zum Hotel warst du doch sicher nicht die Einzige?«, bohrte sie nach.
»Stimmt, da waren noch ein schwules Pärchen und ein verschwitzter Dicker, die sind aber schon vorher ausgestiegen. Sonst nur Paare.«
»Glückliche Paare?«
»Was weiß ich, die haben nicht mit mir geredet. Du kannst dir ja vorstellen, wie es einem da geht als Solofrau.«
So war es wirklich gewesen. Beim Empfang hatten die mich mit einer Hartnäckigkeit ignoriert, als wäre das Gesetz in diesem Land.
Und ich hatte es genossen. Wenn so viele Frauen Angst um ihre Männer haben, ist das ein echtes Kompliment.
Nur eine hatte mich ein bisschen irritiert, indem sie locker blieb. Aber die hatte auch gut lachen. Die war höchstens zwanzig und sah aus, als wäre sie auf dem Weg zur Miss-World-Wahl ins falsche Flugzeug gestiegen. Ihr Partner war auch kein übler Typ, aber doch um einiges älter, und das machte ihn für mich von vornherein verdächtig. Denn eines ist gewiss: Ein älterer Mann, der sich eine junge Gespielin sucht, muss gehörige Defizite haben.
Ganz sicher fehlt es ihm an Geistesgröße, denn eine Zwanzigjährige kann bezüglich Witz und Esprit einfach nicht das bieten, was eine – wie nenne ich es am besten? – erwachsene Frau mitbringt.
Und auch in Sachen Sex sind solche Kerle mit Vorsicht zu genießen, das liegt doch auf der Hand. Wenn einer eine Zwanzigjährige braucht, um es noch zu
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