Frauen rächen besser: Roman (German Edition)
wie man an die Kerle rankommt?«, wollte sie dann wissen.
»Gar nicht«, sagte Isa. »Den Animateuren ist es streng verboten, sich mit den Clubgästen einzulassen. Die tanzen hinterher noch ein bisschen mit den Gästen, und das war’s dann. Deshalb schlafen sie auch in einem eigenen Bungalow, damit nichts passiert.«
»Und woher weißt du das?«, fragte ich.
»Das weiß doch jeder«, kam als Antwort.
Nun gut, mir war’s egal. Ich war nicht darauf angewiesen, mich an ein paar schlecht bezahlte Animateure ranzuschmeißen, um meine sexuellen Defizite auszugleichen.
Roxie aber schien damit ein Problem zu haben.
»Das find ich Scheiße«, sagte sie, gar nicht ladylike. »Wo bleibt denn da die menschliche Freiheit? Ich meine, die haben doch auch Bedürfnisse!«
Ich hatte den Verdacht, dass sie die Bedürfnisse von Rico und José mit ihren eigenen verwechselte, fand es aber klüger, das für mich zu behalten.
»Für die ist das nicht weiter schlimm«, sagte Isa. »Die haben ja die weiblichen Animateure, und ich könnte mir Schlechteres vorstellen für einen Mann.«
Damit hatte sie auch wieder Recht. Jede einzelne dieser Animateurinnen sah zum Anbeißen aus, und darin sah ich die eigentliche Frechheit. Wie soll man sich als Frau entspannen, wenn einem ein perfekter Körper nach dem anderen präsentiert wird? Aber Isa hatte da natürlich leicht reden mit ihrer Figur.
»Trotzdem, ich finde es nicht richtig. Für mich riecht das nach Sklaverei«, meckerte Roxie.
Als ich mich umsah, bekam ich den Eindruck, dass der Rest des Publikums von Ricos und Josés Darbietung in zwei Lager gespalten war. Auf der einen Seite waren die Hausmütter, denen ihre kühnsten Träume ins Gesicht geschrieben standen, auf der anderen die Papis, die die beiden am liebsten zum Teufel wünschten. Als dann wieder die Mädchen auf die Bühne kamen, war es genau umgekehrt. Am harmonischsten lief es ab, wenn sie in gemischten Gruppen auftraten, da hatte jeder was zum Gucken. Ein Aspekt, über den die Verantwortlichen solcher Programme vielleicht mal nachdenken sollten.
Später, als wir wieder an der Poolbar saßen, spielte eine Live-Band, und Isa hatte wieder einmal Recht gehabt. Die Animateure boten sich als Tanzpartner an, und ich muss schon sagen, wie sich die Leute da zum Affen machten, das spottete jeder Beschreibung. Da wurden schwitzende Familienväter zu Rock’n’Roll-Akrobaten, und die dazugehörigen Mamis drückten ihre Hängebrüste an die Tänzer, dass denen hundertprozentig alles vergehen musste – hübsche Kolleginnen hin oder her.
Roxie, Isa und ich aber waren klug genug, um uns auf Distanz zu halten. Wir beobachteten lieber das Geschehen und amüsierten uns über die anderen.
»Echt peinlich, wie die sich benehmen«, brüllte Isa, um die laute Musik zu übertönen.
Dabei deutete sie auf eine dicke Mittfünfzigerin mit einer Rose im Mund, die sich gerade von Felipe, einem hoch gewachsenen Spanier, über das Parkett schleifen ließ.
»Der da ist noch besser!«, rief Isa.
Damit meinte sie einen pausbackigen Glatzkopf, der mit Britt aus Schweden einen Lambada versuchte, indem er sich an ihr rieb wie Nachbars Lumpi an seinem Lieblingshosenbein.
Ich konnte mich nicht entscheiden, wer von beiden die größere Witzfigur abgab, aber ich muss sagen, dass mir das Ganze auch ein bisschen Leid tat. Ich tanze nämlich gerne, und es hätte nichts dagegen gesprochen, mit dem einen oder anderen dieser Jungs ein Tänzchen zu wagen – zumal die wirklich gute Tänzer waren.
Das Problem war nur, dass man dabei Gefahr lief, mit diesen lächerlichen Figuren in einen Topf geworfen zu werden. Ich meine, wenn ich Tango tanze, dann macht das schon was her, und bei mir müsste Felipe eine gute Tonne weniger herumschleppen als bei der Dicken mit der Rose. Aber wer erkennt schon den Unterschied zwischen natürlicher Grazie und dem kläglichen Versuch eines Walrosses, sinnlich zu wirken?
Dazu kommt, dass die Animateure Order hatten, die Unscheinbaren, wenig Attraktiven aufzufordern. Isa hatte uns das erklärt, und der Grund dafür war einleuchtend: Im Urlaub soll man glücklich sein, und dazu gehört, dass man sich schön und begehrt fühlt. Daher die Clubdevise: den Leuten Honig ums Maul schmieren, was das Zeug hält, und die Allerhässlichsten kommen als Erste dran!
Attraktive Menschen dagegen sind auf so etwas nicht angewiesen, die müssen nicht künstlich hofiert werden, und die fallen auch nicht auf die plumpen Sprüche herein, mit denen
Weitere Kostenlose Bücher