Frauen rächen besser: Roman (German Edition)
beleidigt war ich, als der schwarze Rico aus Puerto Rico sich vor mir aufbaute und in breitestem Akzent sagte: »Ein Samba mit dirr würrde brringen Licht in meine Dunkel.«
13
Wenn man gedemütigt wird, sollte man nicht die Flucht ergreifen, ohne sich zu wehren.
Kein weiser Spruch aus dem Munde eines berühmten Mannes, sondern eine Erfahrung, die ich in der letzten Nacht gemacht hatte. Ich hatte kaum ein Auge zugetan, mich stattdessen hin- und hergewälzt und ständig gefragt, ob ich denn wirklich so eine Versagerin war. Und irgendwann gegen sechs Uhr morgens beschloss ich, allen zu beweisen, dass ich keine war.
Also: neue Motivation, frisch machen, Frühstück und danach ab ins Fitnessstudio.
Das war so vollständig ausgestattet, dass mir anfangs ein bisschen die Luft wegblieb. Na ja, eigentlich war mir die Luft schon vorher weggeblieben, als ich mich in meinen neuen Fitness-Workout-Bodysuit in Größe 38 gezwängt hatte. Aber ich bin der Meinung, dass man Sportbekleidung eher etwas kleiner kaufen sollte, schließlich nimmt man ja ab, wenn man die Sachen bestimmungsgemäß trägt, und außerdem bringt einen das bereits optisch in Form, noch ehe man irgendeine Übung darin absolviert hat. Diese Dinger sind nämlich raffiniert geschnitten heutzutage, das ist, als würde man eine Ladung Hackfleisch in eine Claudia-Schiffer-Form pressen, und ich wunderte mich selbst ein wenig, als mir meine Brüste plötzlich hoch erhoben entgegenragten und meine Oberschenkel aussahen wie die von Heidi Klum.
Wir ließen es locker angehen mit ein paar Aufwärm- und Dehnungsübungen – besser: Warm-up und Stretching, so heißt das ja jetzt –, dann begannen wir mit einem gezielten Workout an den verschiedenen Geräten.
Und eines musste man Isa lassen: In Sachen Fitness kannte die sich aus, da wurde mir sofort klar, warum sie so eine Figur hatte. Während wir trainierten, hielt sie mir unablässig Vorträge über alle möglichen Trainingsmethoden: Slow-Motion-Methode, Superspeed-Reps-Methode, Methode der Vorermüdung, Methode der Nachermüdung, Konzentrische Reinformmethode, Supersätze, Dreifachsätze, Riesensätze, Intensivwiederholungen …
Puh!
Langsam bekam ich Kopfweh, das konnte sich doch kein Mensch merken! Ich wollte doch nur ein bisschen trainieren und keine Ausbildung zum Fitnessguru absolvieren.
Roxie schuftete eine Zeit lang mit, dann reichte es ihr, und sie machte sich vom Acker. Ich aber dachte gar nicht daran, aufzugeben, im Gegenteil, ich war jetzt erst so richtig in Fahrt, und das kommt nicht so oft vor bei mir, das musste ich ausnutzen.
Und dann passierte etwas, das ebenso unerwartet wie angenehm war: Ich hatte die ganze Zeit befürchtet, dass Opa und Barbie auftauchen würden – die tauchten ja immer dann auf, wenn ich sie nicht brauchen konnte –, und dass die dann ein Training vorlegen würden, bei dem ich alt aussah.
Doch es kamen nicht Opa und Barbie, sondern der Opa allein, und der trainierte so, wie es seinem Alter entsprach: langsam, bedächtig, mit viel Stretching zwischendurch und nie zu viel Gewicht. Das war meine Chance, endlich konnte ich ihm zeigen, wo’s lang ging, und ich packte die Gelegenheit beim Schopf. Als er beim Beinstrecker zwanzig Kilo auflegte, nahm ich dreißig, und als er bei der Latissimusmaschine drei Sätze mit dreißig Kilo machte, machte ich vier mit vierzig – auch wenn mir dabei das Frühstück fast wieder hochkam.
Und bei der Beinpresse stellte ich, glaube ich, überhaupt einen neuen Weltrekord auf.
Zwischendurch mahnte Isa immer wieder: »Übertreib’s nicht, Heike. Wenn du das nicht gewohnt bist, holst du dir einen üblen Muskelkater!«
Aber da kannte mich meine Freundin schlecht. Ich bin Fitnessstudiomitglied, seit ich denken kann – also seit meinem zwanzigsten Lebensjahr etwa –, ich brauchte keine Belehrungen, ich kannte meinen Körper.
Zwischendurch registrierte ich mit Genugtuung, dass der Opa mich mit verstohlenen Blicken beobachtete. Diesmal war er derjenige, der sich blöd vorkam, keine Frage.
Ach, wie gut das tat.
Es spornte mich nur noch mehr an, und als der Opa wieder ging oder besser gesagt, sich mit eingezogenem Schwanz davonschlich, war ich noch längst nicht fertig.
»Ehrlich, Heike«, sagte Isa, als ich gerade meinen Trizeps mit einer asymmetrischen Curlstange – so hatte sie das verbogene Ding genannt – stählte, »diese Power hätte ich dir gar nicht zugetraut. Bist du sicher, dass du so ein hartes Training auch
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