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Frauen rächen besser: Roman (German Edition)

Frauen rächen besser: Roman (German Edition)

Titel: Frauen rächen besser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Schneyder
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die Animateure ihre Opfer auf die Tanzfläche holen.
    Felipe zum Beispiel hatte sich nicht entblödet, »Schöne Signorita« zu der Dicken zu sagen. Und Sammy, der Sunnyboy aus Jamaika, schnappte sich eine stocksteife, klapperdürre Rothaarige vom Typ frigide Oberlehrerin, indem er sagte: »Lady, ich weiß, Sie haben Feuer im Blut.«
    Also, das war wirklich ein Grenzgang in Sachen Verarschung, und die Leute fielen auch noch darauf rein!
    Roxie kam gerade mit einer neuen Runde von der Bar zurück.
    »Hübsche Pärchen, was?«, sagte sie.
    »Das kannst du laut sagen«, pflichtete Isa ihr bei. »Prost!«
    Wir stießen miteinander an. Ich nahm mir eine Zigarette von Roxie, dann sagte ich: »Diese Animateure sind echt arme Schweine. Kein Wunder, dass die so schlank sind, da muss einem doch der Appetit vergehen.«
    »Tja, Job ist Job«, meinte Roxie sarkastisch.
    »Wenn die dich als Erste auf die Tanzfläche zerren, dann hast du wirklich ein Problem«, grinste Isa.
    »Ja, dann kannst du genauso gut in einer Gruft schlafen«, setzte ich noch einen drauf.
    »Schenkt mir die schönste Frau, die ich jemals gesehen habe, einen Tanz?«, fragte Sammy aus Jamaika in diesem Moment.
    Der stand jetzt nämlich vor mir und lächelte sein breitestes Komm-du-fette-Kuh-und-freu-dich-Lächeln.
    An dieser Stelle sei erwähnt, dass ich absolut keine Freundin von körperlicher Gewalt bin, aber in diesem Moment hätte ich Sammy am liebsten den Aschenbecher zwischen seine blendenden Beißerchen geschoben.
    War der Kerl blind oder was?
    Da gab es doch eine ganze Menge unappetitlicher, narbengesichtiger, skurriler Gestalten um uns herum! Die waren es, um die er sich zu kümmern hatte, die sollte er beglücken. Job ist nun mal Job.
    Was aber wollte er von mir, einer jungen, hübschen, lebensbejahenden Frau?
    Irritiert schaute ich zu Roxie und Isa, und was ich in deren Mienen las, das gab mir den Rest. Die hatten Mitleid! Sie wirkten zwar auch überrascht, aber es war ohne jeden Zweifel erkennbar: Ich tat ihnen Leid!
    Eine peinliche Pause entstand, zumal auch die Band den Animateuren genügend Zeit ließ, um ihre unansehnlichen Opfer einzusammeln, und ich weiß nicht, was mir lieber gewesen wäre: Diesem affigen Jamaikaner sein dämliches Grinsen aus der Visage zu prügeln oder mich auf der Stelle im Pool zu ertränken.
    Doch dann fiel mir eine andere Möglichkeit ein: Ich konnte mich doch auch verbal zur Wehr setzen, ich war schließlich nicht auf den Mund gefallen. Ich konnte zum Beispiel sagen: »Nee, lass mal, Bübchen, geh lieber spielen« oder: »Bist du nicht ein bisschen zu klein für so was?« oder: »Für meinen Geschmack warst du ein bisschen zu lange in der Sonne, Kleiner«. Unterste Schublade, ein Hundertprozenttreffer, damit würde ich sogar Sammy das Grinsen aus seinem Gesicht wischen.
    »Danke, ich rauche gerade«, hörte ich mich stattdessen sagen, und dabei verfluchte ich meine Eltern dafür, dass sie mich so höflich erzogen hatten.
    Gott sei Dank war Isa dann feinfühlig genug, um mich zu retten.
    »Ich würde gerne tanzen, Sammy … das ist doch Ihr Name, oder?«, sagte sie und stand auf.
    Jetzt war Sammy irritiert. Isa hatte anscheinend nicht auf seiner Liste gestanden. Aber wenn ein Gast sich von selber anbot, konnte man schließlich nicht nein sagen – auch wenn die gut aussah. Und als er Isa in die Arme nahm, wirkte sein Grinsen sogar ausnahmsweise echt.
    »Bist du jetzt beleidigt?«, fragte Roxie, nachdem wir Isa und Sammy und den anderen Zombies eine Weile zugesehen hatten.
    »Nein, warum sollte ich?«, gab ich zurück.
    Ich war wirklich nicht beleidigt, zumindest nicht so richtig.
    Isas Theorie von den hässlichen Entlein, mit denen sich die Animateure abquälen müssen, war schließlich nur eine Theorie. Möglicherweise entbehrte sie sogar jeglicher Grundlage, war nur ein Mythos, ich hatte nämlich noch nie gelesen oder von einem verlässlichen Insider gehört, dass so eine Vorgabe existierte, und ich war schließlich nicht zum ersten Mal in der Türkei.
    Nein, zu diesem Zeitpunkt war ich wirklich noch nicht beleidigt.
    Beleidigt wurde ich erst, als im weiteren Verlauf des Abends kein Einziger von diesen rattengesichtigen Animateuren auch nur eine Frau zum Tanzen aufforderte, die jünger als fünfzig war und/oder unter hundert Kilo wog.
    Noch beleidigter wurde ich, als der Opa mit seiner Barbie kam und eine Sohle aufs Parkett legte, bei der so mancher Turniertänzer gelb vor Neid geworden wäre.
    Und so richtig

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