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Frauen rächen besser: Roman (German Edition)

Frauen rächen besser: Roman (German Edition)

Titel: Frauen rächen besser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Schneyder
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von denen dienen nur dem guten Aussehen.
    Wahr ist vielmehr, dass jeder einzelne von ihnen eine wichtige Funktion bekleidet – das kann man sich so vorstellen wie bei unseren Bundestagsmitgliedern –, und wenn auch nur ein Einziger nicht spurt, dann ist es Essig mit dem Rumgehopse.
    Ich weiß, Sie denken jetzt, wozu erzählt die uns den ganzen Mist, das interessiert doch keinen, doch ich habe gute Gründe dafür.
    Wie ich nämlich am selben Tag noch bemerkte, war bei mir einer dieser Muskeln mit meinen Trainingsmethoden ganz und gar nicht einverstanden gewesen, und mein Pech war, dass es sich dabei um einen von der sturen Sorte zu handeln schien. Einer, dem es nicht reicht, ein bisschen weh zu tun, um klarzustellen, dass ich in Zukunft etwas leiser treten sollte, sondern einer, der seelenverwandt mit Roxie sein musste. Einer, der gleich alles hinschmeißt. Quasi Generalstreik ohne vorherige Verhandlungen.
    Zum ersten Mal fiel mir das am Nachmittag auf, als wir auf unseren Strandliegen faulenzten und ich an der Reihe war, neue Getränke zu holen. Es fing schon beim Aufstehen an, ich hatte massive Probleme, überhaupt hochzukommen, und das lag nicht etwa am Alkoholkonsum, denn bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir noch gar nichts Hochprozentiges getrunken. Und die paar Meter bis zur Strandbar waren dann ein Kraftakt sondergleichen, ich musste mir alle Mühe geben, um nicht auf der Stelle zusammenzubrechen, und das Unangenehme daran war, dass ich mich nicht einfach nur schwach fühlte, sondern drauf und dran war, gänzlich die Kontrolle über meine Gehwerkzeuge zu verlieren.
    Der Rückweg mit den Getränken gestaltete sich dann umso schwieriger, und ich war heilfroh, als ich mich wieder auf meine Liege fallen lassen konnte, ohne dass jemand etwas bemerkt hatte.
    Es war offensichtlich, dass einer meiner Muskeln beschlossen hatte, mir den Dienst zu verweigern, und insgeheim hatte ich den Quadrizeps in Verdacht. Der hatte schon so einen hinterfotzigen Namen, und wahrscheinlich hatte der nur auf so eine Gelegenheit gewartet.
    Hatte Isa etwa Recht gehabt? Hatte ich wirklich übertrieben mit meinem Training? Und wenn ja, was konnte ich dagegen tun?
    Isa zu fragen wagte ich nicht, zu gut hatte ich ihre Warnungen im Gedächtnis und auch meine Antworten, die nichts an Großkotzigkeit hatten vermissen lassen.
    Ich versuchte also, logisch an die Sache heranzugehen. Wie bringt man einen überstrapazierten Muskel wieder auf Vordermann?
    Mit Entspannung, natürlich, und mit Massage. Aber wie kann man seine Beine massieren, ohne dass es auffällt, wenn um einen herum mindestens hundert Menschen liegen, die nichts anderes zu tun haben, als einander heimlich zu beobachten?
    Die Lösung war einfach: mit Sonnencreme. Nichts ist natürlicher, als sich an einem Badestrand gegen die Sonne zu schützen, und dass das Zeug einmassiert werden muss, weiß jeder.
    »Du scheinst ja höllische Angst vor Sonnenbrand zu haben«, stellte Roxie fest, als ich mich zum fünften Mal eincremte.
    »Ja, da kann man gar nicht genug aufpassen. Weißt du überhaupt, wie stark die Hautkrebsrate in den letzten Jahren angestiegen ist?«
    »Keine Ahnung. Wie stark denn?«, wollte sie wissen.
    Eine saublöde Frage.
    »Extrem, kann ich dir nur sagen«, klärte ich sie auf.
    »Und wieso cremst du nur deine Beine ein?«, fragte Isa.
    Die nächste blöde Frage.
    »Weil das der Hauptgrund für die steigende Krebsrate ist. Die meisten cremen sich nur oben herum ein und vergessen die Beine.«
    »Hast du Töne«, sagte Roxie, während sie nach ihrem Sonnenöl griff. »Also, ich finde, da müsste viel mehr Aufklärung betrieben werden.«
    Nur gut, dass ich nie um Ausflüchte verlegen bin. Meine Freundinnen jedenfalls nahmen mir die Geschichte ab, doch wie ich feststellen musste, hielt sich der Erfolg meiner Selbstmassagen in Grenzen. Aber zumindest verschlimmerte sich mein Zustand auch nicht, so gesehen konnte ich wenigstens einen Teilerfolg verbuchen. Und der positive Nebeneffekt: wir hatten alle drei wundervoll glänzende Beine, die garantiert keinen Sonnenbrand abbekommen würden. Auch nicht schlecht.
    Doch wie sollte es nun weitergehen?
    Ich hatte noch so viel vor an diesem Tag, ich wollte meinen Triumph vom Fitnessstudio auskosten, und vor allem wollte ich einmal dem alten Kerl gegenübertreten, ohne meinen Blick zu senken.
    Und ich wollte tanzen.
    Ja, Sie haben richtig gehört, ich wollte an diesem Abend noch mit einem der Animateure tanzen – oder gleich mit mehreren.

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