Frauen rächen besser: Roman (German Edition)
zogen eine ziemliche Show ab, und dabei ließ es sich nicht vermeiden, dass sich unsere Wege ein paar Mal gefährlich kreuzten.
Was man auch nicht vergessen darf, ist die Möglichkeit, dass mein Quadrizeps noch immer seinen perfiden Racheplänen nachhing und die günstige Gelegenheit eiskalt nutzte, um zurückzuschlagen.
Wie man es auch drehen und wenden mag, als jedenfalls Bill Haleys Uhr zum letzten Mal schlug, packte Sammy mich an den Hüften, wir steppten jeder einen Schritt zurück, ich holte Schwung und federte in die Höhe. Normalerweise wäre ich jetzt elegant an Sammys Hüfte vorbeigeschwungen, er hätte mich abgefangen und ich wäre wieder zurückgefedert. Sicher eine Belastungsprobe für Sammys Kreuz, aber der war fit wie ein Turnschuh, und außerdem hatte ich die ganze Zeit auf verdächtige Geräusche geachtet. Aber da war nichts gewesen, kein Schnaufen, kein Stöhnen, kein Pfeifen und kein Quietschen, ja nicht einmal ein Wechseln der Gesichtsfarbe – die blieb schokobraun wie immer.
Es gab überhaupt kein Geräusch, das mich gewarnt hätte, aber vielleicht lag das auch an der Band, die ihre eingeschränkten musikalischen Fähigkeiten mit einem gewaltigen Verstärker kompensierte. Dadurch konnte man nicht einmal sein eigenes Wort verstehen, geschweige denn irgendwelche Laute des Leidens oder der Körperauflösung.
Was man dann aber trotz der lauten Musik hören konnte, war das Platschen, als ich in voller Länge auf der Wasseroberfläche aufschlug. Die zwei Meter, die die Tanzfläche vom Pool trennten, war ich nämlich mit der Leichtigkeit einer rumänischen Primaballerina geflogen, und obwohl man annehmen sollte, eine Landung im Wasser wäre im Vergleich zu einer Landung auf hartem Parkett das reinste Vergnügen, muss ich doch sagen, dass mir damals die Sache mit Freddy weit weniger ausgemacht hatte als dieser unfreiwillige Tauchgang.
Denn die Umstände waren einfach nicht vergleichbar.
Bei Tanzturnieren – und vor allem bei solchen, bei denen auch weniger routinierte Tänzer mitmachen – ist es nämlich keine Seltenheit, dass jemand nicht dort landet, wo die Hände seines Partners auf ihn warten. Daher ist es dort auch nichts Besonderes, wenn man den Saal in der Horizontale, sprich auf der Trage, wieder verlässt. Wenn man dagegen im Pool eines Ferienclubs landet, dann tut das zwar nicht wirklich weh, aber die seelischen Leiden wiegen umso schwerer.
Da wird einem nämlich schnell bewusst, dass man in nichts nackter aussehen kann als in einem dünnen Sommerkleid in Kombination mit Stringtanga und BH im Transparentlook, vor allem, wenn man gerade aus dem Wasser gezogen wurde. Und als Draufgabe hat man plötzlich eine Frisur, mit der sich nicht einmal der abgetakeltste Harley-Davidson-Fahrer nach einem DreiTage-Zeltfest aus seinem Schlafsack trauen würde.
Als ich in die Gesichter der Menschen um mich herum blickte, wusste ich auf einmal, dass mein nächtlicher Traum gar kein Traum gewesen war, sondern vielmehr eine Vorahnung. Bloß, dass ich auf keinem Esel ritt, sondern patschnass auf der Tanzfläche stand und auch nicht wirklich nackt war, aber optisch doch so gut wie. Und das Starren und das Lachen der Leute, das war sogar zu hundert Prozent identisch, und die Sackgesichter genossen das auch noch, als hätten sie dafür bezahlt.
Nur Isa und Roxie machten betretene Gesichter, und natürlich Sammy, aber das war er mir auch schuldig. Und der gute Jo, der lachte auch nicht, stattdessen starrte er lüstern auf Sammys Brust, weil der neben mir stand und mich stützte.
Das Letzte, was ich sah, bevor ich die Flucht ergriff, waren Opa und Barbie, und die tuschelten natürlich. Jetzt könnte man ihnen natürlich zugute halten, dass sie nicht lachten wie die anderen. Ich glaube jedoch, an denen nagte bloß das schlechte Gewissen, weil sie Sammy und mir vorhin in die Quere gekommen waren und dadurch vielleicht sogar die Hauptschuld an meinem Debakel trugen. Und ich hatte auch noch gut vor Augen, wie sie in meinem Traum gelacht hatten.
Was mich aber am meisten ärgerte, war der Umstand, dass ich von meinem Olymp gestürzt war. Ich war ganz oben gewesen, für kurze Zeit wenigstens, und sie waren unten gewesen, und jetzt war es wieder genau umgekehrt. Ich war die Verliererin, die lächerliche Figur, die Gratisbelustigung für alle, und der alte Kerl war wieder fein heraus. Ich hasste ihn dafür, und ich glaube, meine Wut war das Einzige, was mich überhaupt noch aufrecht hielt, als ich hoch erhobenen
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