Frauen sind auch nur Männer (German Edition)
die ruchbar wurden, von der Hitler-gläubigen Mehrheit der Bevölkerung mit dem Seufzer »Wenn das der Führer wüsste!« kommentiert. Verbrecher waren für sie nur seine Satrapen und Paladine, also etwa Himmler, Goebbels und Göring. Nach dem Krieg galt aber witzigerweise: »Wenn das der Führer gewusst hätte!«
Eine fromme Vorstellung von dem Massenmörder Hitler. So legen die Kujau-Tagebücher nahe, dass ihr Schreiber Hitler so gut wie nichts mit dem Holocaust zu tun hatte. Und es heißt da allen Ernstes, dass Hitler über das zerschlagene Glas in der »Reichskristallnacht« jammerte: »Was das kostet!« Wie plump die Fälschung war und wie sehr sie in die rechte Schmuddelecke schielte, wird bei Felix Schmidt deutlich. Die Tagebücher malten einen Hitler wie nach einem Wunschkonzert.
Da ich danach mit Helmut Dietl am Plot seines Films »Schtonk« mitarbeitete, weiß ich, mit welch eulenspiegelhafter List und geschäftstüchtiger Tücke Kujau die »Stern«-Leute über den Löffel balbierte.
Hitler sells – forever.
13 . April 2013
An den Haaren herbeigezogen
Samson, Berlusconi oder Jürgen Klopp – was der Kopfschmuck über den Mann verrät
Was haben Italiens Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi und Dortmunds Meistertrainer Jürgen Klopp gemeinsam? Beide haben sich Haare implantieren lassen, und zwar auf dem Kopf. Zwischen den beiden Männern klaffen mehr als dreißig Jahre Altersunterschied, und so sind ihre Motivationen auch sehr verschieden. Berlusconi wollte seiner schwindenden Virilität zumindest Haarpropaganda-mäßig entgegenwirken. Er ließ sich Haare einpflanzen, um durch Bunga-Bunga-Spiele noch mit dem Gesetz in Konflikt geraten zu können. Man könnte das auch Potenzprotzerei nennen.
Der Trainerberuf ist ähnlich wie der des Regierungschefs ein Showbiz-Geschäft, die nötigen psychologischen Motivationen ergeben sich auch durch die Auftritte am Spielfeldrand. Dort brüllte und gestikulierte Klopp wie ein Löwe unter Drogen, man könnte das Adjektiv »bekloppt« anwenden, wenn dieses wilde Gehabe nicht durchschlagenden Erfolg bewirkt hätte: Klopp schrie und gestikulierte seine Borussen zur deutschen Meisterschaft und zum DFB -Pokal.
Zurzeit hakt es in der Meisterschaft, die ist wie der Pokal gegen Bayern abgehakt, und vielleicht fürchtete Klopp, es könnte an seinem schütter werdenden blonden Haar liegen. Und so bepflanzte er seinen Kopf mit wild sprießendem, dichtem Haarwuchs, und siehe da, dieser Berserkerwuchs übertrug sich auf seine Spieler. Sie liegen in der Champions League nun mit den Bayern gleichauf. Wenn das keine Löwenleistung ist!
Von der Symbolkraft des Haarwuchses berichtet schon die Bibel, im »Buch der Richter«, von Samson, der vor Haarespracht und Löwenkraft kaum laufen konnte. Das führte auch zu selbstzerstörerischen Kraftausbrüchen. So zerriss er mit seinen beiden Händen mal eben so aus Wut und Spaß einen Löwen und erschlug mit einem Eselskinnbacken über tausend Philister.
Aber wie Berlusconi wurde er zum Opfer seiner ungezügelten Liebeslust. Als er sich in die minderjährige Philistertochter Delila verliebte, plauderte er ihr in der Hochzeitsnacht seine Haargeheimnisse aus. Prompt schnitt sie des Nachts dem Liebesberauschten alle Haare ab, und am nächsten Tag waren sein Ruhm und seine Kraft dahin.
Beim biblischen Samson wie beim römischen Berlusconi zeigt sich: Macht ist auch eine Frage des Haarausfalls. Nur Indianerhäuptlinge konnten sich da mit fremden Federn schmücken. Sonst gilt die Relativitätstheorie, die da lautet: Drei Haare in der Suppe sind relativ viel, drei Haare auf dem Kopf relativ wenig. Ob Bayern im Champions-League-Finale auf Dortmund trifft, hängt noch an mehr als nur einem Haar.
20 . April 2013
Wo Schindler seine Liste schrieb
Ein Besuch in Krakau weckt schreckliche Erinnerungen
Als ich am vergangenen Donnerstag nach Krakau kam, sah ich bei meinem ersten Gang durch diese wunderschöne Stadt, das historische Herz Polens und mit den schrecklichsten Kriegsverbrechen der Deutschen auf immer verbunden, rote Sightseeing- und Touristenbusse, auf denen auch plakativ Fahrten zu »Schindlers Fabrik« angeboten wurden.
Dorthin, wo Schindler seine Juden vor dem Zugriff der SS gerettet hatte, indem er sie mit kriegswichtiger Produktion beschäftigte.
Meine Schwiegertochter, Bettina Kupfer, hatte die junge Frau gespielt, die sich für Schindler schön macht, um ihren eigentlich arbeitsunfähigen Vater in die Fabrik zu retten. Sie
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