Frauen sind auch nur Männer (German Edition)
aus Maultierfleisch gewinnen. Das Maultier ist bekanntlich eine Mischung aus Pferd und Esel. Hätte sich Richard 1485 bei der Schlacht von Bosworth notfalls auch mit einem Maultier begnügt, um Krone und Leben zu retten?
2 . März 2013
Wie der Schaffner den Star-Geiger stoppte
Selbst im eigenen ICE -Abteil ist der Bogen schnell überspannt. In Hamburgs Vier Jahreszeiten hat man mehr Nachsicht mit Prominenz
Das Vier Jahreszeiten ist in Hamburg das erste Haus am Platze, und der aus Wien stammende Maître des Grillrestaurants war eine Institution, fünfzig Jahre lang. Das Haus in schönster Lage ist nah am Wasser gebaut, die Ruhe im »Grill« vorbildlich. Nur das Klirren der Gläser und des Bestecks ist normalerweise zu hören.
Doch in fünfzig Jahren kann man selbst in dem vornehmsten Grill etwas Temperamentvolles erleben, im Auf und Ab der Beziehungen der Gäste. Aufmerksam war er, der Oberkellner, und so schrieb er, natürlich mit Füller: »Herr Bergauer, am 27 . Mai haben Sie Ihre Frau kennengelernt, dazu meine herzlichsten Glückwünsche.« Und der Gast antwortete: »Herr Nährig, ich danke für Ihre Glückwünsche, aber Sie irren. Am 27 . Mai habe ich meine Frau zum ersten Mal in Ihrem Grill getroffen, kennengelernt habe ich sie bis heute nicht.«
Das Erinnerungsbuch heißt »Gern hab ich Sie bedient« und verzeichnet auch einen temperamentvollen Beziehungskrach zwischen dem Schauspieler Ulrich Tukur und seiner Frau. Es wurde lautstark und dramatisch. Tukurs Frau sprang auf und sagte: »Ich gehe in die Elbe und ertränke mich.« Darauf ihr Mann: »Geh doch lieber hier in die Alster, sonst überlegst du es dir auf dem langen Weg vielleicht noch.« Inzwischen lebt Tukur mit seiner Frau seit mehr als zehn Jahren in Venedig. Der traut sich was! Wo man doch in Venedig noch näher am Wasser gebaut hat. Weshalb es auch eine Seufzerbrücke gibt. Touristen wissen natürlich, dass Berlin so wie Hamburg mehr Kanäle als Venedig hat, aber weniger Gondeln.
Vierzehn Tage vor der Buchvorstellung Rudolf Nährigs an der Alster wurde der »Preis für Lebensfreude« an der Elbe verliehen, im Hotel Louis C. Jacob. Wieder konnte man aufs Wasser blicken, und der Preisträger David Garrett bedankte sich artig, auch mit einer Kostprobe seiner paganinihaften Virtuosität auf der Geige.
Vorher erzählte er ganz traurig, er habe sich ein Abteil im ICE gemietet, um das Dankeschön-Stück zu üben. Aber dazu kam es nicht. Nach den ersten Bogenstrichen kam der Schaffner angestürzt und meinte: »Wenn Sie nicht sofort den Lärm unterlassen, setze ich Sie auf offener Strecke aus!« Vielleicht hat er es etwas höflicher gesagt, aber er hat dem Lebensfreude-Künstler damit doch einen melancholischen Seufzer entlockt.
Zum Wasser erzählt der Maître des Vier Jahreszeiten von einer Sommelière, einer wahren Kennerin mit enormem Fachwissen. Bestellte ein Gast Mineralwasser, begannen die Fragen: »Mit oder ohne Kohlensäure, große oder kleine Flasche, kalt oder Zimmertemperatur, deutsches oder ausländisches Wasser, wenig oder viel Kohlensäure, salzhaltig oder eher neutral?« Am Ende war der gute Gast so verzweifelt, dass er einen Tee bestellte.
9 . März 2013
Kürbisse von Bäumen schütteln
Und wann soll man Buchweizenkuchen pflanzen? Über die Gefahren, von der Landlust zu schreiben
Im »Literarischen Quartett« pflegte Marcel Reich-Ranicki zu sagen: »Der Autor versteht so viel von Literatur wie ich von Ackerbau und Viehzucht.« Das war an sich riskant, denn Tolstoi, der große Erzähler, beschrieb und rühmte in späteren Jahren sein Leben für Feld und Garten. Und Voltaire ließ seinen Candide als letzte Hoffnung noch einen Baum im Garten pflanzen.
Die Liebe zu Natur und Garten bricht zurzeit (trotz Tief »Wolfgang«) mit Übermacht über uns herein. »Landlust« ist momentan die wohl erfolgreichste Zeitschrift, und Schriftsteller preisen Gartenkunst und Landleben. So auch »ttt«-Moderator Dieter Moor, der seine brandenburgische Gegend, wo er gräbt, gießt und pflanzt, als »arschlochfreie Zone« bezeichnet. Ansichtssache.
Mir ist zu dieser Landliebe eingefallen, dass Mark Twain eine Zeit lang eine landwirtschaftliche Zeitung herausgab. Der große Humorist hatte von Ackerbau und Viehzucht im Reich’schen Sinne keine Ahnung. So schrieb er beispielsweise in einem Artikel: »Rüben sollte man niemals pflücken, weil ihnen das schadet. Es ist viel besser, einen Knaben auf einen Baum klettern und sie herunterschütteln zu
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