Frauen wollen reden, Männer Sex: Wie verschieden sind wir wirklich, Herr Buschbaum? (German Edition)
Partner langsam, aber sicher jedes Interesse.
»Was denkst du gerade?« – »Nichts.«
»Was hast du heute getan?« – »Nichts.«
»Was willst du gleich essen?« – »Nichts.«
Nichts? Und das, obwohl in unserem Innern unaufhörlich eine Weiterentwicklung stattfindet? Was würde passieren, wenn sich das Gespräch so gestalten würde?
»Was denkst du gerade?« – »Ich habe gerade an unsere letzte Nacht am See gedacht und mich dann daran erinnert, wie mir neulich eine Freundin von den Geheimnissen der Glühwürmchen erzählt hat. Und jetzt gerade frage ich mich, welches Abenteuer wir wohl als Nächstes erleben werden, weil ich finde, dass ziemlich viel Alltag in unser Leben eingekehrt ist.«
»Was hast du heute getan?« – »Ich war heute in einem Sonnenblumenfeld spazieren, habe unserer Nachbarskatze eine Kurzgeschichte erzählt und eine warme Marzipantorte mit auf die Arbeit gebracht.«
»Was willst du gleich essen?« – »Ich habe heute Lust auf Koberind, Rote-Beete-Salat und Malzkekse.«
So viel zu sagen heute? Und das, weil in unserem Innern unaufhörlich eine Weiterentwicklung stattfindet!
Können Männer und Frauen lernen, miteinander
zu reden?
Dazu fällt mir eine schöne Geschichte ein, die mir eine ältere Dame auf einer meiner Lesungen erzählte. Sie berichtete mir, dass sich ihr Mann bereits vor einiger Zeit ein Hörgerät zulegen musste. Immer öfter hatte sie danach den Eindruck, dass er sie zwar gelegentlich hören, aber nicht wirklich verstehen konnte. Zudem kamen ihr manche Situationen merkwürdig vor, da ihr Mann mal gut, mal gar nicht hörte. Deshalb wollte sie eine medizinische Zweitmeinung einholen. Sie suchte einen neuen Hals-Nasen-Ohrenarzt und beschloss, ihren Mann zu diesem Termin zu begleiten. Ihr Gatte wehrte sich mit Händen und Füßen gegen dieses Vorhaben, doch es half ihm nichts, er wurde erneut untersucht.
»Und wissen Sie, was dabei herauskam?«, schmunzelte sie vergnügt. »Der Arzt saß uns beiden gegenüber und eröffnete mir, was mein Mann ohnehin schon die ganze Zeit über wusste.« Sie machte eine kleine Pause und fuhr dann fort: »Er sagte mir, dass mein Mann über ein ausgezeichnetes Hörvermögen verfüge und gar kein Hörgerät benötige.«
An diesem Nachmittag fuhren die beiden schnurstracks nach Hause, und die in den Grundfesten ihres Vertrauens erschütterte Frau ließ ein mächtiges Donnerwetter folgen. Aufgebracht stellte sie ihn zur Rede, worauf er zurückfeuerte, dass sie ihn ständig bevormundete, was alleine dieser Arztbesuch zeige, wo er doch so zufrieden mit seinem alten Doktor gewesen sei. Dann aber lenkte er ein. Er liebe sie wie am ersten Tag, gestand er, er wollte mit seiner vorgeschobenen Taubheit nur einen Raum für sich erhalten, den sie ihm sonst nie zugestanden hätte. Weil er Angst hatte, diesen Konflikt offen mit seiner Frau auszutragen, und um seinem Rückzugsbedürfnis gerecht zu werden, hatte er diesen bequemen Schleichweg genommen.
Die Extremsituation, mit der sich das Paar konfrontiert sah, nahm glücklicherweise eine andere Wendung, als zu erwarten war. Die Frau erzählte mir weiter: »Irgendetwas an diesem Tag war anders als bei unseren vielen Auseinandersetzungen zuvor. Vielleicht begriffen wird beide, dass dieser Tag entweder unser letzter gemeinsamer sein würde oder ein kompletter Neuanfang.« An diesem Tag hätten sie es zum ersten Mal während ihrer langjährigen Ehe geschafft, sich bedingungslos auszusprechen und dem anderen zuzuhören, ohne gleich zu bewerten oder seine Meinung abzuwehren. »Seit diesem Tag führen wir eine ganz andere Beziehung und lieben uns noch mehr als zuvor. Gehört haben wir uns schon immer. Aber verstanden haben wir uns nie. Da brachte auch das teure Hörgerät nichts. Wir mussten beide lernen, uns gegenseitig zu verstehen, und somit sind wir nun das Hörgerät des anderen geworden.«
Was geschieht, wenn eine Frau ihren Mann analysiert?
Eine Frau beobachtet einen Mann ganz genau. Wenn sie dabei irgendetwas entdeckt, das ihr Misstrauen erweckt, versucht sie zunächst, dieser Irritation auf den Grund zu gehen. Nach Tagen, manchmal Wochen der Beobachtung, des Analysierens und Abwägens nimmt sie allen Mut zusammen und fragt ihren Mann ohne Vorwarnung, ob er sich z.B. mit einer anderen treffe. Den Mann trifft eine solche Frage völlig unerwartet, vielleicht während des Abendessens, und so kann sie seine Reaktion, seine Mimik, Gestik und Körperhaltung ungefiltert beobachten. Ist er
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