Frauen wollen reden, Männer Sex: Wie verschieden sind wir wirklich, Herr Buschbaum? (German Edition)
wartete ich gespannt auf die ersten Fragen.
An diesem Abend meldete sich eine ältere Frau zu Wort und stellte sich als Biologie-Professorin vor, die jahrelang auf dem Gebiet der Transsexualität recherchiert und geforscht hatte. Sie präsentierte sich und ihren Geist so eindrucksvoll, dass ich ihre Sätze meinen Lesern nicht vorenthalten möchte: »Grenzgänger interessieren mich. Kein Mensch stellt sich so sehr in Frage und ist dabei ohne Rücksicht auf Normen und Gesetze so bedingungslos ehrlich zu sich wie jene, die den Weg zu sich selbst gehen. Leider werden sehr häufig Menschen, die anders sind, an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Es erschreckt mich immer wieder zu sehen, wie die oberflächliche Masse auf Randgruppen reagiert.« Sie fuhr fort und erklärte die Ursache für Transsexualität: »Wie wir wissen, ist jeder Embryo bis zur achten Woche zunächst weiblich. Das ist die geschlechtliche Grundeinstellung der Natur. Damit aus dem Embryo ein Junge wird, erfolgt etwa in der achten Woche ein Testosteronschub, der das Einheitsgehirn männlich prägt. Das Testosteron tötet so manche Zellen in den Kommunikationszentren ab und lässt beispielsweise in den Sexualzentren mehr Zellen heranwachsen. Bleibt die Testosteronwelle aus, entwickelt sich das weibliche Gehirn –« Hier machte die Professorin eine kleine Pause, schmunzelte und fügte betonend hinzu: »ungestört weiter. Dies ist ja schon Beweis genug, dass Männer ein Irrtum der Natur sind.« Die Zuhörer brachen in Lachen aus. Ihr Mann, der neben ihr saß, tat empört und konterte humorvoll: »Warte erst einmal ab, bis wir zu Hause sind!« Die Professorin berichtete, wieder sachlicher, weiter: »Um einen körperlich voll ausgestatteten Jungen aus diesem Embryo zu machen, müssen noch zwei weitere Testosteronschübe im Laufe der Embryonalentwicklung erfolgen. Bleiben diese Testosteronschübe aus noch unerforschten Gründen aus, folgt der Embryo der Geschlechts-Grundeinstellung der Natur und wird gegen die Prägung im Gehirn fälschlicherweise weiblich.« Damit kam die Professorin zum Schluss, und ich bedankte mich bei ihr für ihren professionellen Beitrag zum Thema Transsexualität. Nun hatte der Abend ein sachliches Fundament gewonnen, auf dem wir weiter aufbauten.
Warum stören wir uns an Beziehungen,
die anders sind?
Gründe, weshalb Menschen eine Beziehung belächeln oder gar verurteilen, die sich nicht im gesellschaftlich akzeptierten Rahmen bewegt, gibt es viele. Dabei müssen es gar nicht so außergewöhnliche Verbindungen sein, die Irritationen hervorrufen. Manchmal genügt schon ein größerer Altersunterschied – vor allem, wenn die Jugendlichkeit auf Seiten des Mannes zu finden ist. Dann wird wild spekuliert, was wohl die Gründe einer solchen Beziehung sind, und vor allem darüber, wie lange sie wohl halten werde. Dabei sagt das Lebensalter, das auf dem Papier steht, nur wenig über einen Menschen aus. Die meisten Frauen an meiner Seite waren immer etwas älter als ich, und ich hatte damit nie ein Problem. Allerdings war es auch nicht so, dass ältere Frauen immer die reiferen waren. Die jüngeren liefen (lebens-) erfahrungstechnisch den älteren manchmal den Rang ab. Eine Fünfzigjährige kann dreißig Jahre lang auf ihrem geistigen Niveau stehengeblieben sein. Umgekehrt kann eine Fünfundzwanzigjährige schon sehr reflektiert sein. Das wahre Alter eines Menschen machen Erfahrung und Einsicht aus – und das ist nur bedingt an Zeit gebunden. Deshalb sollten die Menschen weder vor zwanzig Jahren Altersvorsprung noch vor dreizehn Zentimetern Größenunterschied zurückschrecken, wenn sie einen Partner wählen.
Grundsätzlich ist in der Liebe alles möglich! Nur hindern uns die von der Gesellschaft gesetzten Grenzen, das zu tun, was wir wirklich wollen. Anstatt diese aber zu hinterfragen, übernehmen wir sie oft blind, weil wir Angst haben, ausgeschlossen zu werden, oder einfach aus reiner Gewohnheit, der Masse folgend. Mein Tipp: Probiert eine Woche lang mal alles aus, wonach euch ist, ohne darüber nachzudenken, was die anderen über euch sagen könnten. Ich garantiere, dass es euch danach ausgezeichnet gehen wird. Wer erst die eigenen Beschränkungen abgeschafft hat, der wird auch nicht mehr über Menschen lachen oder schimpfen, die ebenso grenzenlos leben.
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.
Francis Picabia
Gibt es den perfekten Menschen?
Unsere persönliche Freiheit beginnt
hinter dem
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