Frauen wollen reden, Männer Sex: Wie verschieden sind wir wirklich, Herr Buschbaum? (German Edition)
bringen – es sei denn, es wird neu konditioniert.
Ich habe einmal ein kleines Experiment mit Paul, dem Kind eines Freundes, gemacht. Paul konnte erst seit einigen Wochen laufen und fiel dementsprechend noch häufig hin. Bei seinen ersten Stürzen bin ich ihm mit einer mitleidigen Miene sofort zu Hilfe geeilt. Bei einem seiner nächsten Stürze, der für mich schon vorab an seinem torkelnden Gang zu erkennen war, eilte ich hinter Paul her, tat so, als stürzte ich selbst und lachte daraufhin einfach los. Er schaute zuerst ein wenig irritiert, lachte dann aber mit mir mit, obwohl ihm sein Sturz mit Sicherheit weh getan haben musste und er eigentlich weinen wollte. Auf diese simple Weise habe ich Paul zwei Möglichkeiten aufgezeigt, wie er sich nach einem Sturz verhalten konnte. Von da an entschied er von sich aus, wie er im jeweiligen Moment auf einen kleinen Fehltritt reagieren wird.
Aus meiner Sicht macht es genauso wenig Sinn, Kinder geschlechtsspezifisch zu erziehen, wie ihnen unsere Ängste zu übertragen oder ihnen unsere Interpretation ihrer eigenen Schmerzen durch unsere Blicke zu vermitteln. Nach wie vor glaube ich, dass wir ihnen keine Verhaltensmuster aufzwingen dürfen. Wir müssen sie für sich selbst herausfinden lassen, wer sie sind und was sie fühlen.
Ich glaube, je weniger gesellschaftliche Grenzen ein Kind von seinen Eltern vermittelt bekommt, desto eher wird es genau die Eigenarten und Talente entwickeln können, die nur ihm beschieden sind. Dabei besteht die Herausforderung für das Kind darin, seine eigenen Grenzen zu suchen und herauszufinden, was das Beste für es ist. Alle Vorgaben und Manipulationen von außen werden dem Kind nur eine Barriere auf dem Weg zu sich selbst sein.
Das Einzige, was für ein Kind wirklich relevant ist, ist die bedingungslose Liebe seiner Eltern – ganz gleich für welche Farbe, welches Kuscheltier, welchen Beruf, welchen Partner es sich in seinem Leben auch entscheiden mag. Eltern sollten ihrem Kind das Gefühl geben, dass es immer einen Platz hat, an den es zurückkehren und wo es sich aufgehoben fühlen kann, aber es gleichzeitig ermutigen, seine eigenen Erfahrungen zu machen und aufgeschlossen für seine Emotionen zu sein. So wachsen Kinder nicht nur körperlich, sondern werden auch in der Lage sein, den Weg zu sich selbst zu finden.
In Indien werden Elefanten als fleißige Arbeitskräfte eingesetzt, die ohne Mühe einen Baumstamm mit dem Rüssel stemmen und einen Wagen bepackt mit allen möglichen Utensilien hinter sich her ziehen. Ist der Elefant nicht im Arbeitseinsatz, dann umschlingt eine Kette sein Bein, die wiederum an einem kleinen Holzpflock befestigt ist, der nur wenige Zentimeter in die Erde geklopft wurde. Das Tier müsste nur den großen Zeh bewegen und der Pflock würde sich aus der Erde lösen. Der Elefant wäre frei. Was hält den Elefanten zurück? Warum befreit er sich nicht? So simpel die Antwort ist, so schwer ist sie zu begreifen. Er flieht nicht, weil er bereits von klein auf an einen solchen Pflock gekettet war. Man kann sich vorstellen, wie so ein kleiner Elefant an der Kette aller Anstrengung zum Trotz zieht und zieht und sich befreien möchte. Erschöpft sinkt er zu Boden, um sofort in einen Erholungsschlaf zu fallen. Als er gestärkt aufwacht, versucht er erneut, sich zu befreien. Vergeblich. So geht es Tage und Nächte, bis der Elefant seine Ohnmacht akzeptiert, sich in sein Schicksal fügt und von da an alle Ausbruchsversuche unterlässt.
Diese Kolosse fliehen nicht, weil sie glauben, dass sie es nicht können. Ihre Vergangenheit hat es sie so gelehrt. Das Schlimme dabei ist, dass der Elefant diese Erinnerung nie wieder ernsthaft überprüft. Er wird tatsächlich nie wieder versuchen, seine Kraft erneut auf die Probe zu stellen.
Wie gelingt es mir, die Dinge einfacher
und klarer zu sehen?
»Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich innerlich zerrissen bin und mich nicht entscheiden kann. Ich scheitere dann schon an der Auswahl des Mittagessens.« Diese oder ähnliche Aussagen höre ich oft. Vor allem Frauen berichten, dass sie manchmal am liebsten alles hinwerfen und einfach nur weinen möchten. Im Vergleich zu den weitaus weniger mit Zweifeln ringenden Männern schleicht sich dann und wann bei den Damen ein kleiner, wehmütiger Neid ein, der sich auch eine entspannte und befreiende Gedankenstille wünscht. Manche kommen dann auf die glorreiche Idee, diesem Emotionschaos durch einen Testosteronschub entkommen zu können,
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