Frauen wollen reden, Männer Sex: Wie verschieden sind wir wirklich, Herr Buschbaum? (German Edition)
chirurgisch entfernt werden konnte, setzte Erleichterung ein. Ihre Periode bekam Betty nicht wie andere Mädchen mit dreizehn oder vierzehn Jahren, sondern erst mit einundzwanzig. Körperlich erinnert Betty heute nichts mehr an ihre Vergangenheit. Sie lebt ein normales Leben und freut sich vielleicht ein bisschen mehr als andere Frauen, wenn sie ihre Tage bekommt.
Unsere tiefste Angst ist nicht, dass wir der Sache nicht gewachsen sind. Unsere tiefste Angst ist, dass wir unermesslich mächtig sind. Es ist unser Licht, das wir fürchten, nicht unsere Dunkelheit.
Wir fragen uns: Wer bin ich denn eigentlich, dass ich leuchtend, hinreißend, begnadet und phantastisch sein darf? Wer bist Du denn, dass Du das nicht sein darfst?
Nelson Mandela
Kennst du Menschen, die sich weder weiblich
noch männlich fühlen?
Unter uns leben gar nicht so wenige Menschen, die sich weder eindeutig als Mann noch als Frau fühlen. Sie leben ihre beiden Seiten aus und möchten sich auch äußerlich nicht festlegen. An einem Tag tragen sie Jeans, Lederjacke und Turnschuhe, am andern ein buntes Kleidchen, Pumps und sind geschminkt.
Wenn ich diese Menschen frage, warum sie sich so unterschiedlich geben und leben, dann schauen sie mich ganz irritiert an. Für sie spiegelt ihr Verhalten einfach nur ihr Gefühl wider und ist für sie damit völlig normal. »Schließlich essen wir ja auch nicht jeden Tag Spaghetti Bolognese«, überzeugen sie mich dann. Vielleicht ist ihre geschlechtliche Dualität auch nur ausgeprägter als bei anderen Menschen. Wir alle vereinen schließlich beide Geschlechter in uns. Mal tragen wir mehr Eigenschaften des einen Geschlechts in uns, mal überwiegen die Merkmale des anderen, das eine Mal leben wir sie ausgeprägter, ein anderes Mal dezenter aus. So wie der Großteil unserer Gesellschaft Variationen in seinem Ernährungsverhalten aufweist, um gesund zu bleiben, so lebt das dritte Geschlecht seine persönlichen Variationen in der Geschlechtlichkeit aus, wobei die Variationen sehr verschieden sein können. Manche beschreiben ihr zwischengeschlechtliches Sein als ein harmonisches Spiel zwischen den Geschlechtern. Andere leben ihr drittes Empfinden ganz bewusst entgegengesetzt aus. Sie erfreuen sich an der Tatsache, dass sie mal ihren männlichen Eigenschaften den gesamten Spielraum überlassen und dann wieder einzig den weiblichen Eigenarten Ausdruck verleihen.
Auch in sexueller Hinsicht ist Vielfalt ganz natürlich. Der Mensch agiert mal fordernd, forsch und dann mal wieder sinnlich, sanft. Wir sind nicht jeden Tag gleich. Wir essen unterschiedliche Dinge, wir lieben auf unterschiedliche Weise, und wir tragen nicht jeden Tag das gleiche T-Shirt. Umso seltsamer empfinde ich meinen Eindruck, dass das zwischengeschlechtliche Sein für den Großteil der Gesellschaft ein Randthema ist und eher irritiert, als dass es neugierig macht.
Auf einer meiner Lesungen traf ich Tamara. Sie war eine sehr zartgliedrige, fast elfenhafte Erscheinung und sich ihrer selbst so bewusst und so sehr von Liebe erfüllt, dass ich ganz von ihr eingenommen war. Sie berichtete mir, dass Menschen sie stets liebevoll empfingen, weil sie ihre Liebe spürten. Doch immer dann, wenn sie äußerte, dass sie sich nicht als Frau, aber auch nicht als Mann fühle, schlug ihr die gesellschaftliche Ablehnung entgegen. Derselbe Mensch. Eine Information mehr für unseren Verstand, und alles ändert sich. Merkwürdig, nicht wahr?
Ich habe auf meiner Recherche außerdem eine Frau kennengelernt, die an einem Tag im grauen Zweireiher, am anderen im Business-Kostüm im Büro erscheint und an manchen Tagen in Bikerboots und Jeans ihre Arbeitsstätte wieder verlässt. Bis sie allerdings den Mut hatte, ihr ganzes Wesen in der Öffentlichkeit so freizügig zu präsentieren, vergingen viele Jahre des Leidens. Sie erzählte mir, dass sie in jungen Jahren ihr zwischengeschlechtliches Verhalten unterdrückt und sich mehr und mehr zurückgezogen habe, weil sie glaubte, so wie sie ist, nicht akzeptiert und anerkannt zu werden. Sie war davon überzeugt, dass sie niemals einen guten Job bekommen oder gar den richtigen Mann finden würde. Ihr Gemütszustand verschlimmerte sich von Jahr zu Jahr, bis er schließlich negative Auswirkungen auf ihre Gesundheit hatte. Dauerhafte Knieschmerzen und großflächige, juckende Rötungen der Haut belasteten sie sehr, aber kein Arzt konnte ihr helfen. Als sie nach langen Jahren der inneren Suche zu sich selbst endlich erkannte, dass ihre
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