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Frauen wollen reden, Männer Sex: Wie verschieden sind wir wirklich, Herr Buschbaum? (German Edition)

Frauen wollen reden, Männer Sex: Wie verschieden sind wir wirklich, Herr Buschbaum? (German Edition)

Titel: Frauen wollen reden, Männer Sex: Wie verschieden sind wir wirklich, Herr Buschbaum? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Balian Buschbaum
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selbstverständlich. Ich habe viele Menschen getroffen, die auf Grund ihres Andersseins merkwürdige Erfahrungen mit ihren Mitmenschen gemacht haben. Eine transsexuelle Moderatorin zum Beispiel verlor ihren Job, weil ihre Stimme nach der Hormonbehandlung nicht mehr den Erwartungen der Fernsehwelt entsprach. Ein homosexueller Journalist wurde auf offener Straße bespuckt, nur weil er mit seinem Partner flirtete. Dabei haben die Täter gar nicht bemerkt, dass sie im Grunde sich selbst bespuckt haben. Der Journalist konnte zum Glück schlagfertig kontern, indem er sich die Spucke mit einem Taschentuch abwischte, es den Angreifern dankend übergab und erklärte: »Ich habe selbst genug Speichel! Trotzdem danke, dass du mir deinen geben wolltest. Sollte es bei mir irgendwann nicht mehr so flutschen, können wir uns aber gerne ein weiteres Mal treffen.«
    Natürlich können nicht alle Menschen in vergleichbaren Situationen ebenso schlagfertig reagieren, weil sie in manchen Fällen den Grund und den Urheber der Diskriminierung gar nicht kennen. Ein verheiratetes, ganz »normales« Paar erzählte mir, dass es erst nach einundzwanzig Jahren aufgedeckt habe, warum es sich in seinem Dorfverband nicht integrieren konnte. Den Leuten gefiel es nicht, dass sie trotz doppeltem Gehalt keine Kinder hatten. Das war alles! Warum und wieso sie keine Kinder hatten, war den Dorfbewohnern egal.

Wie können wir mit Andersartigkeit umgehen?
    Das beschränkte System »Frau-Mann« ist mindestens so alt wie die Menschheit selbst. Genauso alt sind aber auch die vielen Nuancen dazwischen. Oftmals fixieren wir uns aber so stark auf die eine Kategorisierung, dass wir das Recht, Nuancen auszuleben, schlichtweg vergessen oder ignorieren.
    Der Mensch benötigt anscheinend immer Schubladen, in die er sein Gegenüber fein säuberlich einordnen kann, ob nun die Schublade »Frau« oder die Schublade »Mann« heißt. Was da nicht hineinpasst, irritiert maximal.
    Dabei lebt uns die Natur etwas anderes vor. Sie denkt nicht über Andersartigkeit nach, sondern schenkt ihr einfach den Platz zum Sich-selbst-Sein. Das führt dann auch nicht zu den schlimmen Folgen, die die Unterdrückung des eigentlichen Seins bei uns Menschen mit sich bringt. Es gibt keine depressiven Enten, keine Wölfe mit Burn-out oder übergewichtige Zugvögel. Im Prinzip gibt es auf der Welt alles, was wir uns vorstellen und nicht vorstellen können. Hat dann nicht auch jedes Geschöpf eine Daseinsberechtigung und seinen Platz im Universum verdient?
Glück ist dann, wenn der Verstand nicht ist.

Wie entsteht Transsexualität?
    Ich bin der Meinung, dass jeder für sich selbst lesen kann. Deshalb versuche ich, meine Lesungen so zu gestalten, dass sie über das bloße Vorlesen hinausgehen und ich einen intensiven Kontakt zu den Zuhörern herstellen kann. Üblicherweise ist das Erste, was ich tue, wenn ich den Saal betrete, mich in die Atmosphäre des Raums hineinzufühlen und Stimmungen wahrzunehmen. Binnen weniger Sekunden sauge ich so viel ich kann in mich auf. Ich versuche, die Schwingung des Saales aufzunehmen, die Stimmung der Menschen zu erspüren, und ertaste die Umgebung mit meinen Augen.
    Dabei blicke ich in möglichst viele Gesichter und achte auf die dazugehörige Körpersprache. Ich erkenne meist an den Blicken des Publikums, wie sich der Abend gestalten wird. Bei manchen Anwesenden weiß ich schon im Voraus, dass sie mich nicht während der Fragestunde ansprechen, sondern erst später den Kontakt unter vier Augen suchen werden. Die Informationen, die ich über diese ersten Beobachtungen bekomme, behalte ich für die spätere Fragestunde in meinem Hinterkopf. Nach der Begrüßung durch den Veranstalter lese ich ein paar Auszüge aus verschiedenen Kapiteln, um die Hörer auf die Thematik einzustimmen und wie vor einer Trainingsstunde ihren Körper und ihren Geist zu erwärmen. Danach folgt meistens eine Gesprächsrunde, in der ich ein paar Anekdoten aus meinem Leben erzähle, aber auch ernsthaft über meinen Weg und meine Erfahrungen berichte. Dann beginnt – zumindest für mich – der spannendste Teil: die Fragestunde der Gäste.
    So verhielt ich mich auch an einem Abend im Mai in der Aula einer großen Universität. Ich betrat den Saal, entfaltete meinen Geist, schickte ihn zu jedem einzelnen Gast und fing flüchtig ihre Blicke ein. Während der Einführung des Veranstalters fielen mir an diesem Tag viele besonders neugierige Gesichter auf, und nach meiner Leseeinführung

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