Frauenbataillon
wird auch der Genosse General Konjew erfahren. Ihr werdet alle eine Medaille bekommen. Wir können stolz sein.«
Zehn tote Deutsche blieben auf der Strecke – wenn Schanna Iwanowna dieses Soll allein erfüllte, würde sie wieder in die Gemeinschaft ihrer Kameradinnen aufgenommen werden.
Bei den deutschen Kommandostellen herrschte ungeheuere Aufregung.
Zehn Tote an einer völlig ruhigen Front, darunter neun mit sauberem Kopfschuß, der Visitenkarte der Scharfschützinnen. Das Alarmierende war, daß eine größere Gruppe dieser Todesmädchen unbemerkt und unbehelligt über den Donez setzen und sich im deutschen Vorfeld herumtreiben konnte. Selbst die neun Schüsse hatten niemanden aufgeschreckt.
Erst als von der Maschinengewehrabteilung kein Essenholer zur Feldküche kam und Feldwebel Buschs morgendliche Anforderung: »Statt Schmierwurst bitte wie immer Marmelade«, ausblieb, sah man im Gutshof nach und fand die Leichen.
Plötzerenke hütete sich, seine Beobachtungen bekanntzugeben, denn das wäre Schannas Ende gewesen. Peter Hesslich wurde zunächst vom Bataillon, später vom Regiment angebrüllt und sogar zur Division zum Rapport bestellt. Der Kommandeur persönlich empfing ihn, nachdem er ihn zwei Stunden hatte warten und schmoren lassen. Hesslich meldete sich in voller Kampfuniform, mit Stahlhelm, Gasmaske, Seitengewehr und Spaten, Brotbeutel und Feldflasche. Das für seinen Auftrag als Scharfschütze speziell umgerüstete Gewehr mußte er im Vorzimmer abgeben.
Der Generalmajor sah Hesslich mit zusammengezogenen Brauen eine Weile lang an, bevor er das Wort ergriff.
»Wie konnte das passieren? Zehn Mann regelrecht liquidiert! Da schickt man uns aus Posen sogenannte Spezialisten … und was geschieht? Unter ihren Augen kommen diese Sowjetweiber über den Donez und blamieren uns bis auf die Knochen! Ich möchte eine plausible Erklärung dafür, wie so etwas möglich ist?! Schlaft ihr da vorne alle?!«
»Es steht fest, daß die Gruppe Busch tatsächlich schlief, als sie überfallen wurde«, sagte Hesslich vorsichtig. »Den Posten hat man ja erstochen. Er muß überrascht worden sein.«
»Das ist es ja! Ein deutscher Wachposten wird nicht überrascht! Das gibt es ganz einfach nicht!«
»Darf ich Herrn General an die Aktion ›Postenklau‹ bei der italienischen 8. Armee erinnern, die für uns der Anlaß war, dieses Frauenbataillon näher in Augenschein zu nehmen? Auch da wurden die Posten überrascht …«
»Was soll das, Feldwebel?!« Der Generalmajor verzog das Gesicht. »Ich will nicht annehmen, daß meine Soldaten auf einen Weiberrock genauso reagieren wie die Italiener.«
»Wir haben es bei den Frauen mit perfekten Einzelkämpfern zu tun, Herr General. Sie kennen alle Tricks.«
»Sie doch auch, wurde mir gesagt!«
»Die Aktion fand nicht in meinem Abschnitt statt, Feldwebel Krahneburg, der dort eingesetzt war, ist ja selbst dem Überfall zum Opfer gefallen.«
»Eine Blamage – soviel sehen Sie doch wohl ein?!« Der Generalmajor lief im Zimmer auf und ab und trommelte mit den verschränkten Fingern auf seinen Handrücken. »Ich habe mir von den Kompaniechefs die Lage schildern lassen. Wir können den Sowjetweibern mit gleicher Münze heimzahlen. Ich möchte aber für solche Unternehmen möglichst wenig Leute opfern. Es ist Ihre Sache, Feldwebel. Sie sind uns zu diesem Zweck zugeteilt worden: Einzelbekämpfung der Scharfschützen.« Der Generalmajor blieb ruckartig vor Hesslich stehen. »Haben Sie mir Vorschläge zu machen?«
»Ich werde versuchen, Herr General, drüben Unruhe zu erzeugen.«
»Aha! Sie werden versuchen! Wie schön! Wie beruhigend! Und was wird bei diesem Versuch herauskommen?!«
»Ich werde den Fluß überqueren …«
»Sie allein?«
»Ich brauche Unteroffizier Dallmann und zwei andere Kameraden als Rückendeckung. Ich arbeite lieber allein …«
»Sie arbeiten …« Der Generalmajor sah Hesslich nachdenklich an. »Meinen Sie, das ist der richtige Ausdruck, Feldwebel? Sie kämpfen für Führer und Vaterland! Sie verteidigen Ihre Heimat. Wo haben Sie Ihr EK I bekommen?«
»Bereits beim Vormarsch, Herr General. Auch die Nahkampfspange.«
»Sie haben doch das Abitur, Hesslich. Wollen Sie nicht Offizier werden?«
»Nein, Herr General.«
»Warum nicht?!«
»Ich bin kein guter Soldat, Herr General. Ich tue meine Pflicht, mehr nicht. Ich werde bei Kriegsende mit Freuden die Uniform ausziehen …«
»Ihre Ehrlichkeit ist geradezu selbstverstümmelnd, Hesslich! Manchmal ist das
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