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Frauenbataillon

Frauenbataillon

Titel: Frauenbataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Ausgehöhlt sollte er werden, von vielen kleinen Nadelstichen zermürbt, die Nerven sollten einzeln zerspringen, bis er die Dummheit beging, Ugarow persönlich anzugreifen. Dann hatte man einen Grund, ihn zur Meldung zu bringen und nach hinten abzuschieben.
    »Niemand verletzt Ihre Ehre, Bairam Wadimowitsch. Geben Sie mir Ihr Trefferbuch, ich trage es ein.« Ugarow nahm das Büchlein, blätterte darin herum und las, wo Sibirzew schon überall eingesetzt worden war. Er gehörte zu den fliegenden Kommandos. Dort, wo man sie brauchte, tauchten sie auf, um sofort wieder zu verschwinden, wenn die Situation bereinigt war. Gewissenhaft trug Ugarow Datum und Ort ein und gab Sibirzew das Buch zurück.
    Der Tod der beiden deutschen Pioniere fuhr wie ein Blitz in die Idylle, die sich seit Wochen über die deutschen Stellungen räkelte. Mit Plötzerenke hatte es bereits begonnen – nun war man sich fast sicher, daß die Weiber da drüben mit einer Art Kleinoffensive begonnen hatten.
    Die Wachen wurden verstärkt. In dem zerstörten Dorf, in dem Hesslich und Dallmann wohnten, nisteten sich zwei schwere Maschinengewehre ein. Am Flußufer wurde nachts gegraben und eine Kette von Einmannlöchern entstand. In einem hockten Tag und Nacht die besten Schützen der Kompanien. Bei der 4. Kompanie von Leutnant Bauer III waren das sieben Mann, unter ihnen auch Fähnrich v. Stattstetten, der Träumer, der noch immer Gedichte und Elegien an seine ferne kleine Ukrainerin von der Propagandakompanie schrieb.
    Hesslich und Dallmann waren in gewisser Weise vogelfrei. Sie waren überall, trafen sich mit den anderen abkommandierten Scharfschützen in den Nebenabschnitten und tauschten Erfahrungen aus. Bei der 3. und 2. Kompanie sah es sehr ruhig aus. Hier lagen sibirische Schützen gegenüber, die es auf Zufälle ankommen ließen. Nur bei den unmittelbar nebenan liegenden Pionieren spürte man die Gegenwart der verdammten Frauen. Sojas Gruppe war in der Ausdehnung breiter als eine deutsche Kompanie-Einteilung.
    Vom anderen Donezufer wurden die Anstrengungen der Deutschen genau beobachtet und in Pläne eingezeichnet. Auch die ›Kaffeemühlen‹ tauchten wieder auf, die langsamen, knatternden sowjetischen Aufklärungsflugzeuge. Sie rasselten, schwer gepanzert, wieder niedrig über die Linien und fotografierten Meter um Meter, ungestört von deutschen Jägern, die man zwar anforderte, die aber nicht aufstiegen. Sprit sparen! Benzinmangel. Um eine solche alte Mühle abzuschießen, lohnte sich der Einsatz von ein paar hundert Litern Sprit nicht. Man brauchte sie für den immer näher rückenden Tag X, jenen Tag, an dem die vom Führer schon mehrmals verschobene große Sommeroffensive starten sollte, die Bereinigung des Kursker Bogens, die Vernichtung der sowjetischen Zentralfront unter Generaloberst Rokossowskij und der Woronesch-Front unter General Watutin. Hatte man erst Kursk zurückerobert, konnte man die Russen nach allen Seiten aufrollen – dann mußte die Brjansker Front unter General Popow zurück, dann gab es für die Steppenfront unter General Konjew auch nur den fluchtartigen Rückzug zum Oskol und zum Don, wieder hinein in die weite Steppe. Man träumte sogar davon, die Wolga wieder zu erreichen – noch einmal Stalingrad, und diesmal für immer!
    Die 9. Armee unter Generaloberst Model und die 4. Panzer-Armee unter Generaloberst Hoth sollten die vernichtenden Stoßkeile bilden. Dann würde aus der Mitte des Kursker Bogens die 2. Armee nachrücken, die nur noch aus neun schwachen, ausgelaugten Infanteriedivisionen bestand und nicht mehr in der Lage war, offensiv zu wirken. Sie konnte nur noch halten. Besonders kritisch würde es jedoch im Donezgebiet werden. Hier hatte die Armee-Abteilung Kempf zusammen mit dem 1. SS-Panzer-Korps im gesamten Gebiet von Bjelgorod bis Tschugujew, südlich von Charkow, nicht nur in Abwehr zu stehen, – sondern sollte, wenn die große Offensive rollte, von sich aus auch vor allem im Abschnitt der sowjetischen 53. Armee, der 69. Armee und 7. Garde-Armee in die Flanke der Russen stoßen.
    Ein Wahnsinnsplan, angesichts des realen Kräfteverhältnisses – oder einer der kühnsten Pläne der neueren Kriegsgeschichte, falls er durch die beispiellose Tapferkeit der deutschen Truppen tatsächlich gelingen sollte.
    Er konnte nicht gelingen. Was auf der deutschen Seite aufmarschierte, die genauen Zahlen über Panzer und Artillerie, Menschen und Material, der Schriftwechsel der Generalstäbe, die Pläne aus dem

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