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Frauenbataillon

Frauenbataillon

Titel: Frauenbataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Führerhauptquartier … die sowjetische Führung wußte über alles Bescheid. Der in der Schweiz sitzende Spionagering ›Luzy‹ meldete die kleinsten Details. Hitlers große Hoffnung, doch noch eine entscheidende Kriegswende herbeiführen zu können, scheiterte nicht allein an militärischer Unterlegenheit, sie zerbrach auch an der geheimdienstlichen Kleinarbeit weniger Männer und Frauen in der Schweiz.
    Natürlich beschoß man auch die ›Kaffeemühlen‹, aber nur mit schweren MGs oder mit der auf einachsige Sonderanhänger mit Gummirädern montierten 2-cm-Flak 38. Doch selbst dies geschah nur halbherzig, denn der Befehl, Munition zu sparen, wo immer es möglich war, wurde so eng ausgelegt, daß man über jeden Schußeinsatz genau Buch führen mußte. Es gab Vordrucke, in die Grund, Datum, Uhrzeit, verbrauchte Munition, Erfolg und eine zusammenfassende Beurteilung des Kommandeurs eingetragen werden mußten. Das Beschießen einer ›Kaffeemühle‹ war solche Mühe nicht wert.
    Ugarow und Soja Valentinowna studierten die Luftfotos, die man ihnen in schönen Vergrößerungen zuschickte. Auch Stella Antonowna studierte die Bilder und erfuhr aus ihnen, wo der Strickmützenteufel hauste. In dem Bauernhaus mit dem Hühnerstall und dem schönen Garten. Im letzten Haus vor der freien Steppe bis zum Donez.
    Auf einem der Fotos war sogar deutlich ein nackter Mann zu erkennen, der unter einem Kirschbaum in der Sonne lag und sich von dem sowjetischen Aufklärer offenbar überhaupt nicht stören ließ.
    »Kann ich dieses Bild haben?« fragte Stella und gab ihrer Stimme einen neutralen Klang. »Es gibt viele Fotos von dem Dorf, aber dieses eine hier ist besonders klar. Ich will jeden Winkel genau studieren.«
    »Behalt es!« Die Bajda machte eine großzügige Handbewegung. Ugarow beobachtete Stella aus den Augenwinkeln. Sie nahm das Foto und steckte es in ihre Kartentasche. Ihre Miene blieb gleichgültig.
    Am Abend erst – sie trafen sich allein im Graben – sagte die Bajda:
    »Du bist mir eine! Willst es haben, nur weil ein nackter Mann drauf ist, was? Klemmst es dir nachher wohl zwischen die Beine, ha? Wer hätte das von dir gedacht …«
    Stella schob verächtlich die Unterlippe vor: »An etwas anderes denkst du wohl nicht?«
    »Muß man nicht so denken?«
    »Nein! Zufall, daß er nackt ist! Aber er ist es! Ein Foto von ihm. Ich will es immer bei mir haben. Ich will mich von dem Bild ständig ermahnen lassen: Keine Ruhe, solange er lebt!«
    »Schneid ihn doch aus und kleb ihn dir zwischen die Brüste«, sagte die Bajda und lachte tief. »Man könnte meinen, der Krieg fände ausschließlich zwischen euch beiden statt.«
    »So ist es fast auch.« Stella Antonowna blickte in den Himmel. Schwere Sommerwolken zogen über das dunkle Land. »Ich bleibe heute nacht am Fluß. Ich will das Nachtzielfernrohr ausprobieren. Sucht mich also nicht …«
    »Du hoffst, daß auch er am Fluß ist …« Soja Valentinowna faßte Stella an der Schulter und drehte sie halb zu sich herum. »Wer dich nicht kennt, müßte glauben, du redest von einem Geliebten …«
    »Es wäre Zufall, Soitschka. Aber in den neuen Löchern werden einige hocken.«
    »Sei vorsichtig!«
    »Ich habe die bessere Waffe.« Sie lächelte und umarmte Soja Valentinowna wie eine Schwester. »Und ich spüre den Feind. Ich wittere ihn mit allen Poren meiner Haut. Hab keine Angst, Soitschka …«
    Sie klemmte das neue Gewehr unter den Arm, stieg aus dem Graben und verschwand nach wenigen Metern in der schwarz einfallenden Nacht.
    Hesslich und Dallmann blieben in dieser Nacht zusammen und streiften in unmittelbarer Ufernähe am Fluß entlang. Die beiden erschossenen Pioniere waren ein paar hundert Meter weiter an Land gespült worden. Ihre Leichen lagen nun beim Kompanietrupp und warteten darauf, begraben zu werden. Kopfschüttelnd hatte der Kommandeur der Abteilung, ein Hauptmann, die Toten betrachtet. »Diese verdammten Weiber! Warum wichst unsere Artillerie nicht mal eine Stunde lang voll in die Stellungen? Munition sparen! Hier lohnt es sich doch mal, hundert Granaten zu verschießen. Wie lange soll denn dieses einzelne Abknallen noch weitergehen? Zum Kotzen ist das!«
    Hesslich überlegte, wo er am besten Posten beziehen sollte. Was denken sie jetzt dort drüben? Dasselbe vermutlich, was wir im umgekehrten Fall auch denken würden: Dort, wo die beiden Pioniere erschossen wurden, erfolgt keine neue Aktion mehr. Das widerspräche jeder Erfahrung. Der nächste Schlag

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