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Frauenbataillon

Frauenbataillon

Titel: Frauenbataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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im Schlamm hängengeblieben. »Das hätten sie eher tun sollen, dann sähen wir jetzt besser aus«, sagte Hesslich.
    »Wo warst du denn?« fragte Bauer III steif.
    »Hier.«
    »Niemand hat dich gesehen. Ich habe dich durchrufen lassen. Du hast dich nicht gemeldet.«
    »Das war auch nicht möglich, schon rein räumlich nicht.«
    »Wieso?«
    »Ich war hier.«
    »Was heißt das?«
    »Während ihr alle am Ufer den Arsch heruntergenommen habt und eure Fresse in den Sand stecktet, habe ich mitten unter den Mädchen gesessen und dafür gesorgt, daß sie zur Einsicht kommen …«
    »Du hast …« Bauer III starrte Hesslich entgeistert an. »Du bist hier …? Ganz allein? Während wir alle … Und drüben die Panzer, da bist du wirklich allein …? Mensch, das nimmt dir keiner ab …«
    »Sammel doch die Toten mit Kopfschuß ein und zähl' sie«, sagte Hesslich ruhig. »Im übrigen ist es mir völlig wurscht, ob ihr mir glaubt oder nicht.«
    »Wenn das stimmt …«, erwiderte Bauer III heiser, »dann hast du das Ritterkreuz, Peter …«
    »Noch mehr Blech.« Hesslich winkte ab und ließ sich nach hinten ins Gras fallen. »Ich bin fertig wie ein Ackergaul am Abend …«
    Schon nach zwei Stunden ging es weiter, aufgesessen auf zwei Tigern. Die Verwundeten waren zum Hauptverbandsplatz abtransportiert worden, die Toten folgten, übereinandergeschichtet und mit Zeltplanen zugedeckt, auf einem Lastwagen. Der Troß würde sie begraben. Heldenfriedhof Melechowo. Und die beiden Militärpfarrer würden predigen und segnen. Gefallen für das Vaterland.
    Was hat der Donez mit dem Vaterland zu tun …
    »Neun Weiber haben wir gefangengenommen«, berichtete Bauer III, als er zu Hesslich auf die Plattform des Tigers kletterte. »Alle schwer verwundet.«
    »Die armen Mädchen«, sagte Hesslich.
    »Wieso arm?« Bauer III schüttelte den Kopf. »Die haben den Krieg jetzt hinter sich.«
    »Das stimmt!« Hesslich schloß müde die Augen. »Man wird sie hängen.«
    Umgeben von einer hohen Staubwolke rasselten sie über die Steppe, dem großen Ziel Korotscha entgegen. Dort galt es, mit einer Zange aus III. Panzer-Korps und II. SS-Panzer-Korps zwei sowjetische Armeen zu zerschlagen und aufzureiben.
    »Ich habe schriftlich die Anregung hinterlassen, die toten Weiber auf Kopfschüsse anzusehen und sie zu zählen.« Bauer III reichte Hesslich eine selbstgedrehte Zigarette. Mit einer Hand klammerten sie sich am Turm fest. Es war gar nicht so einfach, auf einem Panzer zu fahren.
    »Warum?« fragte Hesslich mit rauher Stimme.
    »Warum?! Mensch, wenn du einen ganzen Brückenkopf leerräumst … ganz allein! Das ist doch was!«
    »Du übertreibst.« Hesslich zog an der Zigarette und blickte in den Rauch. Ob sie gut durchgekommen ist? dachte er. Hoffentlich zieht man die Mädchen jetzt aus der ersten Linie. Ihre Verluste waren groß genug. Eine riesengroße Sauerei, Mädchen als normale Infanteristen einzusetzen. Und die empfinden das noch als Ehre … »Ich hatte einfach Glück, weil ich unter einer Buschgruppe an Land kam. Das war alles …«
    »Du bist ein eiskalter Hund!« sagte Bauer III gepreßt. »Wo und wie hat man eigentlich dein Herz gegen einen Stahlklotz ausgewechselt? Dich kann aber auch gar nichts aus den Latschen kippen …«
    »Du mußt es ja wissen.« Hesslich blickte nachdenklich in die weite Steppe. Die Abendsonne goß Gold über das Land. »Selbst kann man sich nie so gut beurteilen …«
    Und er dachte an Stellas blaugrüne Augen, sah ihre geöffneten Lippen und spürte ihre glatte Haut: »Wenn ihr wüßtet … wenn ihr alle wüßtet, was ich denke … Ich hinge morgen schon am nächsten Baum …«
    Am 10. Juli 1943 lag die 4. Kompanie vor dem kleinen Ort Nowo Sloboda am oberen Korjen fest.
    Die Offensive war überall ins Stocken geraten. Im Norden, wo die 9. Armee einen kräftigen Keil auf Kursk treiben sollte, war man nur bis Olchowatka und Ponyri gekommen – verglichen mit dem gesamten Kursker Bogen, den man bereinigen wollte, also nicht weiter als einen Nagel breit. Die Armee von Generaloberst Model hatte sich heillos festgerannt. Die sowjetische 2. Panzer-Armee und die 13. Armee hatten Riegel gesetzt, die nicht zu überwinden waren. Ihr tief gestaffeltes Stellungssystem sowie vor allem Panzerkräfte und die Artillerie waren, verbunden mit der totalen Überlegenheit der sowjetischen Luftflotte, einfach nicht zu durchbrechen.
    Model stand vor einer Katastrophe.
    Bei der Heeresgruppe Süd hatte die 4. Panzer-Armee den Fluß Psiol

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