Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frauenbataillon

Frauenbataillon

Titel: Frauenbataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
erreicht, aber Prochorowka war nicht erobert worden. Das Hauptziel, die Stadt Obojan, deren Einnahme die Durchstoßung von vier sowjetischen Armeen bedeutet hätte, konnte man zwar bei klarem Wetter und mit guten Ferngläsern sehen, alles Weitere aber blieb ein Traum.
    Auch die Armee-Abteilung Kempf lag rettungslos fest … Konjews Ausspruch: ›Laßt sie nur kommen‹ war zum Orakel geworden: Da waren sie nun, die Deutschen, und saßen in einer Zange, aus der es kein Entrinnen mehr gab.
    Bei Nowo Sloboda sah Fähnrich v. Stattstetten seine Ukrainerin wieder, der er stundenlang Gedichte geschrieben hatte. Der Propagandatrupp war mit einer Panzereinheit mitgezogen, um über den triumphalen Sturmlauf des Unternehmens ›Zitadelle‹ zu berichten und um per Lautsprecher versprengte sowjetische Soldaten aufzufordern, die Waffen wegzuwerfen und mit hocherhobenen Händen die Verstecke zu verlassen.
    Über das ›Fanal‹, das Hitler sehen wollte, gab es nur wenig Gutes zu berichten. Erfolgreicher war schon die Lautsprecheraktion. Tatsächlich lockte man damit versprengte Rotarmisten aus dem Kusselgelände, aus Erdhöhlen und anderen Verstecken. Über 2.000 Russen marschierten allein in diesem Abschnitt in Gefangenschaft, wurden beim Nachschub gesammelt und dann weitertransportiert. Im gesamten Gebiet der Heeresgruppe Süd waren es bereits 24.000 Sowjetsoldaten. Diese Zahl an Gefangenen warf aber auch große Probleme auf.
    Wie sollte man 24.000 neue Mägen füllen? Die Versorgung der eigenen Divisionen machte schon Schwierigkeiten genug. Der Oberquartiermeister der 9. Armee hatte die Zahlen auf seinem Tisch, und es gehörte schon ein starkes Herz dazu, um bei ihrer Betrachtung nicht die Gelassenheit zu verlieren.
    Die Versorgung von 266.000 Mann der 9. Armee erforderte für nur 10 Tage 5.320 Tonnen Lebensmittel – das entsprach 266 vollgeladenen Güterwagen! Dazu kamen 12.300 Tonnen Munition, für die 615 Güterwagen erforderlich waren. Über 50.000 Pferde waren im Einsatz, bei der Flak, bei der Artillerie, bei den Protzen, bei den Meldetrupps, beim Nachschub, bei schnellen Späheinheiten … Für 50.000 Pferde brauchte man 6.000 Tonnen Futter. Ein Panzerkrieg, das heißt ein Krieg mit enormem Maschineneinsatz, benötigt für eine erfolgreiche Offensive darüber hinaus Sprit, Motorenöle, Schmierfette … in diesem Falle waren es 82 Betriebsstoffzüge, riesige Tankwagenschlangen, die 11.182 Tonnen Material transportieren mußten.
    Was blieb da noch für den Lebensunterhalt von 24.000 Gefangenen übrig?
    Der Sonderführer der Propagandaeinheit war jedenfalls stolz, daß seine Lautsprecher mit so durchschlagender Wirkung Sowjetsoldaten aus den Verstecken lockten. Gleich hinter den Sturmspitzen rollte sein gepanzerter Wagen über das Land. Die Parolen schallten weit über Steppe und Dorfruinen, Waldstücke und Flußniederungen.
    »Der Krieg ist für euch beendet, sowjetische Kameraden! Ihr dürft weiterleben! Ihr dürft mithelfen, ein neues, glücklicheres Rußland zu schaffen. Ohne Hunger und Unterdrückung, ohne Sklaventum und ohne den Mißbrauch eurer Arbeit. Kommt heraus, die Arme über den Kopf, damit wir sehen, daß ihr bereit seid, diesen sinnlosen Krieg zu beenden! Sowjetische Kameraden – ihr habt es geschafft! Ihr dürft leben!«
    Diese Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. Überleben! Der Krieg ist vorbei! Ein neues Rußland! Frieden …
    Fähnrich v. Stattstetten hatte eine Gruppe Verwundeter zurückgeführt und saß nun im vorgeschobenen Verbandsplatz und wartete auf einen Kübelwagen, der ihn wieder nach vorn zu seiner 4. Kompanie bringen sollte. Er rauchte eine Papirossa, Beuteware aus einer überrollten sowjetischen Transportkompanie. Seine Kopfwunde war verschorft und brannte noch etwas, er trug auch noch seinen attraktiven Kopfverband, fühlte sich aber nicht mehr als Verwundeter. Der Stabsarzt, der unter einem Zelt den OP-Tisch aufgebaut und, von einem Unterarzt und drei Sanitätern assistiert, ununterbrochen operierte, hatte vorgeschlagen, ihm einen Transportzettel um den Hals zu binden und ihn wegschaffen zu lassen, aber Stattstetten hatte abgelehnt.
    »Natürlich schickt man Sie wieder zurück«, sagte der Stabsarzt. »Aber ehe man Sie wieder vom Feldlazarett nach vorn katapultiert, können acht Tage vergehen. Wer weiß, wie es hier in acht Tagen aussieht? Das kann Ihre Lebensversicherung sein …«
    Unterarzt Helge Ursbach war vorn bei der Truppe geblieben, um im unmittelbaren Einsatz zu helfen. Mit

Weitere Kostenlose Bücher