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Frauenbataillon

Frauenbataillon

Titel: Frauenbataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Sanis stotterte und begann plötzlich zu schluchzen. »Herr Unterarzt, wir können doch nicht … und Sie?«
    »Dreht euch um und lauft, als hättet ihr Pfeffer im Hintern!« sagte Ursbach laut. »Jungs, das ist eure letzte Chance! Ihr habt keine Armbinden mehr, kapiert ihr das denn nicht?«
    Die drei Sanitäter standen wie auf Kommando stramm und grüßten. Dann machten sie eine Kehrtwendung wie beim Exerzieren auf dem Kasernenhof und gingen im Gleichschritt durch das zerschossene Dorf zurück zu den deutschen Stellungen, ohne sich noch einmal umzublicken.
    »Sehr dramatisch …«, sagte die Opalinskaja ironisch, winkte, und Maja senkte ihr Gewehr. »Nur die Musik fehlt noch. Ein Marsch vielleicht? Oder Heldenmusik von Wagner?«
    »Was wollen Sie von mir?« fragte Ursbach heiser. »Einen Arzt gefangennehmen. Wirklich, eine glorreiche Tat!«
    »Ja, was willst du von ihm?« schrie nun auch Lida Iljanowna auf russisch. »Willst du, daß sie ihn nachher als Zielscheibe benutzen?!«
    »Welche Aufregung!« Die Opalinskaja trat nahe an Ursbach heran, berührte seine blonden Haare und strich mit dem Zeigefinger über seine Augen und die Nase bis hinunter zu den Lippen. Dann spürte sie seine Abwehr und verzog den Mund. »Ich nehme ihn deinetwegen mit. Damit er zwischen deinen Schenkeln liegen kann. Oder hast du etwas dagegen? Außerdem kann man einen Arzt immer brauchen – selbst Ärztinnen brauchen manchmal einen Arzt …«
    Sie wandte sich ab und gab Maja mit den Augen einen Wink. Das schmale Mädchen preßte den Gewehrlauf in Ursbachs Rücken, spuckte noch einmal vor Lida aus und schrie mit heller Stimme: »Dawai! Dawai!«
    »Komm mit«, sagte Lida, und es klang so, als herrsche nicht Krieg, sondern als gingen sie irgendwo spazieren, an einem Flußlauf oder durch einen lichten Wald. »Komm … keine Angst … Ich bin bei dir …«
    Im bleichen Licht der verlöschenden zweiten Leuchtkugel folgten sie der Opalinskaja. Lida hatte den Arm um Ursbachs Hüfte gelegt, und hinter ihnen schritt, den Finger am Abzug, die kleine Maja.
    Bevor sie die Vorposten der Abteilung Bajda erreichten, untersuchten sie noch drei schwerverwundete sowjetische Panzersoldaten. Nur einem war noch zu helfen; Lida und Maja trugen ihn in einer Zeltplane weg, und Ursbach half ihnen, indem er den durchhängenden Körper in der Mitte abstützte.
    Nach einiger Zeit erreichten sie Stella Antonownas Befehlsstand, ein ausgebranntes Haus.
    »Wer ist denn das?« fragte Stella scharf.
    »Ein Arzt …« Die Opalinskaja wich ihrem Blick nicht aus.
    »Bist du verrückt geworden?«
    »Ich brauche ihn …«
    Mit einem langen Blick musterte Stella Antonowna den Gefangenen. Er stand da und sah sie aufmerksam an. Es störte sie. Eigentlich ist dieser Mensch schon tot, dachte sie. Wir machen keine Gefangenen … der alte Grundsatz der Bajda galt noch immer.
    »Du – kommen wohärr?« fragte sie hart.
    »Was haben Sie davon, wenn ich Ihnen die Einheit nenne? Sie kennen Sie doch.«
    »Du kannst einen Hässslich …«
    »Peter Hesslich?«
    »Ja!« Stellas blaugrüne Augen bekamen einen fremden Glanz.
    »Peter ist mein Freund …« Ursbach atmete tief durch. Ist so etwas möglich, dachte er. »Und Sie sind Stella Antonowna …«
    »Ja …«
    »Ich möchte fast sagen: Ich soll Sie von Peter grüßen …«
    Ihr Gesicht wurde blutrot, die Lippen zuckten in den Mundwinkeln. Sie fühlte die Blicke von Galina, Lida und Maja und wußte, daß sie nun etwas tun mußte, was sie nicht wollte.
    »Hinaus mit ihm!« sagte sie grob und zeigte auf die Tür. »Galja, paß gut auf ihn auf!«
    »Er wird den Verbandsplatz nicht verlassen«, sagte die Opalinskaja und blinzelte die bleiche Lida triumphierend an. »Ich werde mich um ihn kümmern!«
    Dann gab sie Ursbach einen Schubs in den Rücken und drängte ihn aus dem Haus. Lida Iljanowna folgte ihnen schnell.
    »Melde einen Treffer, Stella Antonowna«, sagte die kleine Maja stramm. »Nummer 17. Ich glaube, es war sogar ein Offizier.«
    Glühende Hitze durchströmte Stella. Mit weiten Augen starrte sie Maja Semjonowna an. Nein, dachte sie, nein, das kann nicht sein. Halte dich fest, Stella … es darf nicht sein!
    »Ein Feldwebel?« fragte sie heiser.
    »Ich weiß es nicht. Er hatte silberne Litzen …«
    »Wie sah er aus?«
    »Jung, eigentlich schön … Wie soll ich ihn beschreiben …?«
    »Farbe der Haare?« schrie Stella unbeherrscht. Die Ungewißheit machte sie fast wahnsinnig.
    »Blond …«, stotterte Maja verwirrt.
    »Wirklich

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