Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frauenbataillon

Frauenbataillon

Titel: Frauenbataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
ihr alle Mädchen von uns abliefern müßt an SS? Damit dann tot?! Erst Folter, dann tot?! Wo ist Recht?«
    »Das stimmt.« Ursbach wischte sich über das schweißnasse Gesicht. Draußen regnete es noch immer in Strömen, es klatschte auf die Zeltwand; wo sie nicht straff genug gespannt war, bog sie sich durch. »Es wäre pervers, in einem Krieg von Menschenrecht zu reden. Krieg ist etwas Unmenschliches – sollte man meinen. Dabei machen nur Menschen Krieg. Ich habe nie gehört, daß sich Elefanten oder Zebras oder Schwalben gegenseitig ausrotten! Das kann nur der Mensch. Und spricht von Menschlichkeit! Was ist das also für ein Begriff: Menschlichkeit?! – Ein Gruselwort! Eine tödliche Drohung! Die gröbste Beleidigung gegenüber dem Leben! – Wenn einer sagt: Ich will zu dir menschlich sein – das wäre ein Grund, sofort zu flüchten!« Ursbach sah über Sibirzews Kopf hinweg zu Galina Ruslanowna. »Hast du das verstanden?«
    »Nicht alles. Für mich nur wichtig: Du lebst!«
    Sibirzew stampfte mit dem Fuß auf. Bei Amalja Romanowna schien die Wirkung der Narkose nachzulassen. Sie stöhnte heiser.
    »Was sagt er?« fragte Sibirzew.
    »Er bedankt sich, daß er leben darf.«
    »Mit so vielen Worten?«
    »Deutsch ist eine komische Sprache, Bairam Wadimowitsch.« Die Opalinskaja versuchte ein Lachen. »Sie hat viele Worte, die nichts sagen.«
    Sibirzew gab sich damit zufrieden. Noch einmal blickte er Ursbach böse mit seinen schrägen Augen an. Dann hob er die Hand, schlug ihm blitzschnell ins Gesicht und verließ mit stampfenden Schritten das Operationszelt. Die Opalinskaja holte tief Atem, hielt Ursbachs Arm fest und lehnte den Kopf wie erschöpft an seine Schulter.
    »Iswinite …«, sagte sie stockend.
    Ursbach nickte. »Ich weiß zwar nicht, was das heißt, aber ich ahne es. Sie brauchen sich nicht für ihn zu entschuldigen. Was soll man machen: Das ist eben menschlich!«
    Zwei Feldscherinnen holten jetzt die langsam erwachende Amalja Romanowna ab. Sie hoben sie auf eine Trage, bedeckten sie gegen den Regen mit einer Zeltplane und rannten mit ihr hinaus zu einem der Lastwagen, die als Bettenstation dienten. Draußen begegnete ihnen Lida Iljanowna. Am Zelteingang schüttelte sie die Nässe von ihrer Uniform und bekam ein hartes, kantiges Gesicht, als sie sah, wie sich die Opalinskaja von Ursbach trennte und mit steifen Beinen zu der Verbandskiste ging.
    »Zufrieden?« fragt sie anzüglich und ärgerte sich, daß ihre Stimme leicht vibrierte.
    »Ja.« Ursbach war völlig arglos, er hörte die feinen Schwankungen in ihrer Stimme nicht. »Sie wird leben – wenn sie schnell nach hinten kommt und man etwas gegen die Pneumosepsis tut.«
    »Und was man tut sonst?« Lida Iljanowna starrte auf den Rücken von Galina Ruslanowna. Die wühlte völlig sinnlos in den Verbänden, schob sie von links nach rechts oder schichtete sie aufeinander, um sie dann wieder wegzuschieben. »Viel Arbeit, ihr, was?«
    »Ich weiß nicht.« Ursbach sah sich um. »Wo darf der begnadigte Gefangene sich niederlassen?«
    »Du dich bewegen überall«, sagte Lida. Und auf russisch fügte sie hinzu: »Laß ihn in Ruhe, Galina.«
    »Hast du auf ihn ein Abonnement?« Die Opalinskaja warf den Deckel der Kiste zu und richtete sich auf. Der erste Schlag war erfolgt: Lida hatte angegriffen, man mußte sich wehren.
    »Stella Antonowna hat es befohlen.«
    »Was hat sie zu befehlen?!«
    »Er ist frei!«
    »Was ist er?«
    »Wenn wir weiter zurückgehen, lassen wir ihn hier.«
    »Damit Sibirzew, wenn er die Nachhut befehligt, ihn in aller Ruhe liquidieren kann!« Sie sah Ursbach an, der kein Wort der erregten Debatte verstand und nur darauf wartete, was man jetzt über ihn beschließen würde. »Ich habe ihn hergebracht, und ich kümmere mich auch um ihn! Ich kann ihn im Lazarett gebrauchen.«
    »Und auch sonst. Lese ich deine Blicke richtig?« Lida Iljanowna ballte die Fäuste. »Ich sage dir noch einmal: Laß ihn in Ruhe!«
    »Du willst ihn für dich, du kleines Karnickel?« Die Opalinskaja lachte dunkel, bog sich zurück und reckte Ursbach, der sie verwirrt anblickte, ihre vollen Brüste entgegen. Die dünne Sommerbluse spannte sich. Dann ging sie zum Zelteingang, sah hinaus und winkte Ursbach zu. Zögernd kam er näher. Als er an Lida vorbeiging, hielt sie ihn mit der Hand fest und zog ihn zurück. Ratlos blieb Ursbach stehen. Er spürte, wie sich Lidas Finger in seinen Arm krallten. »Komm her!«
    »Bleib hier!« befahl Lida.
    »Ich würde mich wohler

Weitere Kostenlose Bücher