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Frauenbataillon

Frauenbataillon

Titel: Frauenbataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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blond? Keine braunen Locken?«
    »Braune Locken bestimmt nicht, Genossin Korolenkaja …«
    »Meinen Glückwunsch zu dem Treffer!« erwiderte Stella Antonowna laut. Die Last fiel von ihr ab. Er ist es nicht. Er hat braune Locken … Oh, was hätte ich getan, wenn Maja ihn getroffen hätte! Ich hätte sie als Heldin melden müssen, die unseren wichtigsten Gegner liquidiert hat. Und umarmen hätte ich sie müssen. Auf die Wangen küssen. Pjotrs Mörderin – küssen … Wie hätte ich das aushalten können?
    »Du bist ein tapferes Mädchen, Maja Semjonowna!« sagte Stella dienstlich knapp. »Ich werde ein Lob zur Division geben. Und jetzt geh und schlaf dich aus …«
    Gegen Morgen begann es zu regnen. Als der graue Tag die Nacht verdrängte, goß es wie aus Kübeln. Nun ging auch das Wetter gegen die Deutschen zum Sturm über. Das Land wurde zu einem zähen Brei. Die Luftflotte blieb auf dem Boden, die Stellungslöcher soffen ab.
    Beim Morgengrauen erschien Stella Antonowna bei Galina Ruslanowna auf dem fahrbaren Verbandsplatz, zwei Lastwagen mit Zelten, Tragen, Tischen und einem eigenen Stromaggregat. Am Steuer des LKW saßen Mädchen.
    »Wo ist der Arzt?« fragte sie. Galina saß in ihrem OP-Zelt und trank heißen Tee mit einem Schuß grusinischen Weinbrand.
    »Er schläft. Im zweiten Wagen.« Sie blickte hoch und blinzelte Stella zu. »Ist dieser Freund dein Pjotr?«
    »Ja …«
    »Du solltest mir dankbar sein, daß ich ihn mitgebracht habe.«
    »Die Deutschen werden es propagandistisch auswerten. Sie werden sagen: ›Die sowjetischen Untermenschen schießen sogar auf Ärzte!‹«
    »Laß sie heulen!« Galina winkte ab. »Wir kennen ja die Wahrheit.« Sie sah Stella prüfend an. »Wirst du ihn als Gefangenen abliefern?«
    »Wir machen keine Gefangenen, Galina, das weißt du.«
    »Und Sibirzew?«
    »Ich werde ihn Bairam Wadimowitsch vorführen, wenn er dir bei einer Operation hilft. Ist das möglich? Hast du einen schweren Fall?«
    »Amalja Romanowna. Lungenschuß, noch nicht transportfähig. Die Kugel sitzt noch an der Rippe …«
    »Kann man sie herausnehmen?«
    »Man kann.« Die Opalinskaja sah Stella zweifelnd an. »Aber mit meinen Mitteln …?«
    »Wie wäre es mit Mut?«
    Galina Ruslanowna trank Tee und sagte dann: »Ich will ihn fragen. Er sieht so aus, als könne er dem Satan den Schwanz amputieren!«
    »Sag mir Bescheid, wenn es soweit ist.« Stella sah sich um. »Wo ist Lida?«
    »Sie schläft neben dem Wagen wie ein Wachhund …«
    »Wenn er operiert, komme ich und bringe Sibirzew mit. Er wird sich davon überzeugen lassen, daß der Gefangene nicht hingerichtet werden muß.« Sie zögerte, wischte sich über das blonde Haar und kaute an der Unterlippe. »Hat er noch etwas von Pjotr erzählt?«
    »Nichts.« Galina Ruslanowna hob wie abwehrend beide Hände. »Vergiß ihn, Stellinka. Vergiß ihn endlich …«
    »Ich bin schon dabei!«
    Sie ging schnell aus dem Zelt und rannte durch den strömenden Regen zurück zu ihrem Befehlsstand. Ihn vergessen – wie war das möglich?! Sobald sie an ihn dachte, brannte es in ihrem Schoß, es war ein unsagbares Gefühl.
    Am Vormittag, bei vereinzeltem deutschen Artilleriefeuer, operierte Ursbach den Lungenschuß.
    »Sie Glückliche«, sagte er zu Galina Ruslanowna, als diese ihre Instrumente aufbaute. »Sie haben ja alles da! Sind alle Truppenärzte bei euch so ausgestattet?«
    »Nein. Nur ich …«
    »Und warum gerade Sie?«
    »Vielleicht bin ich ein Liebling des Schicksals?« fragte sie und lachte ihn an. Ihre schwarzen Augen glitzerten. »Außerdem war der Generalarzt mein Freund, bevor ich an die Front kommandiert wurde.«
    »Aha!«
    »Profitieren wir nicht alle davon?« Sie strahlte ihn geradezu an. »Sie operieren jetzt um Ihr Leben, mein Freund …«
    Über Ursbachs Wirbelsäule lief ein angenehmer Schauer, obwohl er sich dagegen wehrte und an den Tod von Fähnrich Stattstetten dachte, den er mit seiner zweiten Leuchtkugel provoziert hatte.
    Zehn Minuten später stapfte Sibirzew in das OP-Zelt und putzte sich laut die Nase, ganz so, wie er es als Taiga-Jäger gewöhnt war: Er hielt mit dem Daumen ein Nasenloch zu und blies mit voller Kraft aus dem anderen den Rotz.
    »Aha!« sagte Ursbach, warf einen Blick auf den grimmigen Sibirzew und kümmerte sich dann weiter um Amalja Romanowna.
    Sie glitt in die Narkose hinüber, die Ursbach mit einer Injektion eingeleitet hatte.
    Jetzt griff er mit einer durch Mulllagen abgemilderten Klemme in ihren Mund. Er holte die Zunge

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