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Frauenbataillon

Frauenbataillon

Titel: Frauenbataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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»Du verfluchte Mörderin! Ich schlage dich tot! Ich schlage dich tot!«
    »Ich hatte befohlen, keine Leuchtkugeln abzuschießen!« sagte die Opalinskaja ruhig. »Majanka hat nur ihre Pflicht getan. Ein Feind mit einer Pistole stand ihr gegenüber. Hör auf, sie zu treten, Lida! Hör auf!«
    »Er war wehrlos und stand unter der Fahne des Roten Kreuzes«, sagte Ursbach, erhob sich und kam auf Galina zu. »Was soll jetzt noch ein Protest? Aber ich will Ihnen sagen, daß ich Sie verachte. Als Arzt …«
    »Das ist gut.« Die Opalinskaja grinste. »Das erspart uns vieles.« Sie deutete mit dem Kopf auf den toten Stattstetten. »Er trug keine Binde. Warum?«
    »Wir hatten keine mehr.«
    »War er auch Arzt?«
    »Nein.«
    »Keiner von Sanitätstruppe?«
    »Ich hatte ihn gebeten, mir zu helfen. Von diesem Augenblick an genoß er den Schutz der Genfer Konvention.«
    »Schon wieder Genf! Du hast einen faschistischen Mörder mitgenommen unter dem Schutz des Roten Kreuzes! Du hast es entehrt, du hast es ausgenutzt, du hast die Immunität des Arztes verletzt.« Sie warf einen Blick auf die drei Sanitäter, die mit zusammengepreßten Kinnladen wie versteinert neben ihrem Unterarzt standen. »Ihr könnt gehen! Hört ihr, gehen! Sofort! Hier gibt es keine Arbeit für euch. Kein deutscher Verwundeter! Weg mit euch!«
    Die drei zögerten und schielten nach ihrem Unterarzt. Ursbach warf einen Blick auf Lida Iljanowna, die von der wimmernden Maja abgelassen hatte und sich jetzt, schweratmend und schweißbedeckt, im grellen Licht der neuen Leuchtkugel mit beiden Händen über das Gesicht wischte. Der russische Verwundete war still. Er lag verkrümmt im Gras, und an seiner breiten Brustwunde rührte sich nichts mehr.
    Der rechte Arm der Opalinskaja stieß wie ein Speer vor und zeigte auf Ursbach. »Du kommst mit!« sagte sie laut.
    »Das kannst du nicht tun!« Lida trat vor und stellte sich zwischen Ursbach und Galina. »Er hat freies Geleit.«
    »Wer hat es ihm gegeben? Genf etwa?« Die Opalinskaja neigte den Kopf und musterte Ursbach wie ein Pferd, das sie auf dem Markt kaufen möchte. »Wegen seiner weißen Fahne? Wir haben nicht verhandelt, es gibt zwischen uns kein Abkommen. Er war einfach da! Ist das so einfach? Kann da jeder daherkommen, etwas Weißes schwenken, und schon ist er kein Feind mehr?! Wozu dann noch Kriege, wenn man es mit weißen Fahnen schaffen kann?!« Ihr Arm blieb ausgestreckt. »Du kommst mit!«
    »Ich denke nicht daran …«, sagte Ursbach laut. »Ich berufe mich auf …«
    »Er beruft sich!« lachte die Opalinskaja schrill und winkte Maja zu sich. Die Kleine hatte sich aufgerappelt, sah Lida haßerfüllt an, nahm das Gewehr vom Boden und hinkte an die Seite der Ärztin. Als sie an Lida vorbeihumpelte, spuckte sie ihr gegen die Brust. Lida schlug mit der flachen Hand zu, aber Maja wich rechtzeitig aus. »Du bist ein großer Idiot, deutscher Arzt! Ich, Galina Ruslanowna, sage auf dem Boden meines Vaterlandes: Du kommst mit, du Aggressor! Und du weigerst dich? Welche Dummheit.«
    Sie trat mit ein paar ruhigen Schritten auf die Sanitäter zu, riß ihnen die Rot-Kreuz-Binden von den Ärmeln und warf sie hinter sich. Die Sanis dachten nicht daran, sich zu wehren. Das Gewehr der kleinen, vor Zorn bebenden Maja Simonowna war auf sie gerichtet.
    Galina Ruslanowna wandte sich Ursbach zu. An seiner Seite stand Lida. Ein schönes Paar, wie sie so zusammen im bleichen Licht der Leuchtkugel standen, hochaufgerichtet und sinnlos stolz.
    Die Opalinskaja lächelte trüb.
    »Wo ist sie nun, deine Genfer Konvention?! Wer trägt hier eine Binde?! Ich sehe keine. Ich sehe nur Faschisten, die in mein Land eingedrungen sind! Okkupanten, die auch noch stolz auf jeden Meter sind, den sie erobert haben! Wie einfach wäre es, jetzt zu sagen: Maja Semjonowna, hier sind vier Striche für dein Schußbuch.«
    »Das wäre Mord!« rief Ursbach. »Glatter Mord!«
    »Ist Krieg etwas anderes als Mord? Aber seien wir großzügig: Diese drei Jammergestalten können zurückgehen zu ihren Kameraden – wir werden sie in Kürze doch vernichten, wo immer sie auch sind. Aber du, du bleibst …!«
    Die drei Sanis sahen ihren Unterarzt an. Ihr Leben hing jetzt an ihm, das wußten sie. Aber sie sagten kein Wort, sondern warteten stumm auf seinen Entschluß.
    »Haut ab, Jungs …«, sagte Ursbach mit rauher Stimme und versuchte zu lächeln. »Ich übersteh's schon. Und man soll euch einen neuen Arzt schicken …«
    »Herr Unterarzt …« Der mittlere der

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