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Frauenbataillon

Frauenbataillon

Titel: Frauenbataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zwischen den Zähnen hervor, damit sie nicht nach hinten rutschte und die Patientin erstickte.
    »Daran muß ich mich erst gewöhnen«, sagte er.
    »An was?« fragte die Opalinskaja. Sie kontrollierte noch einmal das chirurgische Besteck.
    »Daß in Rußland anscheinend auch Säue Zutritt zum OP haben.«
    Galina Ruslanowna starrte Ursbach entgeistert an. Ihre Lippen zuckten. »Glück hast du, daß er nicht kann Deutsch.«
    »Schmeiß ihn raus!«
    »Geht nicht.«
    »Warum?«
    »Er ist Leben für dich … Er gucken … du leben … Verstehen?«
    »So ziemlich. Ich operiere jetzt, um zu beweisen, daß ich nicht erschossen werden darf.«
    »Richtig.«
    »Trotzdem wehre ich mich dagegen, daß er mir den OP vollrotzt! Sag ihm, er soll sich benehmen wie ein Mensch!«
    Die Opalinskaja zögerte. Sibirzew war an den OP-Tisch herangetreten, musterte Ursbach mit zusammengekniffenen Augen, betrachtete den freigelegten Oberkörper der Romanowna und schob die Unterlippe vor.
    »Wenn er jetzt auch noch spuckt, haue ich ihm eine runter!« sagte Ursbach ruhig. »Auch wenn er mich erschießen läßt! Im übrigen liegt hier eine Schwerverwundete und kein nacktes Weib, an dem man sich aufgeilt! Auch das kannst du ihm sagen.«
    Die Opalinskaja drängte sich neben Sibirzew an den Tisch und stieß ihn in die Seite. Knurrend trat er zwei Schritte zurück.
    »Wenn sie stirbt, bist du schuld!« sagte sie hart. Sibirzew starrte sie entgeistert an.
    »Schnippele ich an ihr herum oder der verdammte Faschist?«
    »Du schleuderst Bakterien herum! Hat dir Stella Antonowna nicht gesagt, du sollst aus dem Hintergrund nur zusehen?! Zurück an die Wand!«
    »Ihr dämlichen Weiber!« Sibirzew warf einen wütenden Blick auf Ursbach und die Opalinskaja. Aber er verzichtete auf weitere Diskussionen, entfernte sich vom OP-Tisch, setzte sich auf einen Hocker und sah zu, wie Ursbach die Ausschußwunde mit Jod desinfizierte. »Kann ich rauchen?«
    »Nein!« schrie Galina Ruslanowna.
    »Warum nicht?«
    »Dein Gestank genügt.«
    »Ich werde dich eines Tages vögeln«, sagte Sibirzew dumpf. »Verdammt, das werde ich! Ob du's willst oder nicht. Und dann wirst du meinen Gestank für immer an dir haben!«
    »Das würdest du nicht überleben, Bairam Wadimowitsch!«
    »Und wenn!« Er grinste breit. »Aber vorher habe ich dich vollgepustet, bis du platzt! Was glaubst du, wer du bist? Eine Ärztin? Eine höhergestellte Genossin? Eine Bevorzugte? Eine, vor der man die Mütze ziehen soll? Auf deren Brüsten ein paar Orden baumeln? Eine Respektsperson, was? Irrtum! Du bist nichts anderes als andere Weiber: ein Loch!«
    »Was gibt er da von sich?« fragte Ursbach. Er hatte Amalja Romanowna nun operationsbereit. Die Narkose war tief genug. »Parteireden?«
    »So ähnlich.« Die Opalinskaja trat neben Ursbach und reichte ihm das Skalpell. Sie selbst nahm Tupfer und legte Klemmen zurecht. »Philosophie. Seine Philosophie.«
    »O Himmel, er hat eine?«
    »Reden wir oder operieren wir?« fragte die Opalinskaja hart.
    Fast eine Stunde dauerte die Operation, dann hatte Ursbach die an der Rippe plattgedrückte Kugel mit den Backen seiner Pinzette erfaßt und herausgezogen. Er mußte behutsam vorgehen, um den Brustfellraum nicht zu verletzen, damit kein Pneumothorax entstand. Galina Ruslanowna assistierte ihm geschickt, schnell und schweigsam. Sie arbeiteten wie ein eingespieltes Team in einer großen Klinik.
    Erst nach einer Stunde, als sie die Wunde vernäht hatte und ein weiches Tuch über den nackten Körper schob, blickte sie Ursbach wieder voll an.
    »Gut war das. Sehr gut!« sagte sie und atmete tief durch.
    Ursbach tauchte die Hände in die Blechschüssel mit der Desinfektionslösung und trocknete sie an einem Handtuch ab. »Danke. Aber auch du warst gut.«
    Die Opalinskaja wurde ein wenig rot, schämte sich und wandte sich Sibirzew zu, der noch immer im Hintergrund hockte.
    »Sie lebt! Er hat sie gerettet!«
    »Bin ich blind?« Sibirzew erhob sich, ging zu Ursbach und blickte zu ihm hoch. Er war um fast zwei Köpfe kleiner. »Ich lasse dich leben. Aber ich wünsche mir, daß du wegläufst, damit ich dich erschießen kann!«
    »Was sagt er?« fragte Ursbach und sah Galina an.
    »Er sagt, daß du leben darfst.«
    »Sehr gnädig.«
    »Das ist es!« Die Opalinskaja warf die blutigen Instrumente in einen großen Chromkasten. »Wir machen keine Gefangenen. Wir nicht!«
    »Das ist ja nun auch wieder gegen jedes Kriegsrecht.«
    »Recht? Du sprichst von Recht?! Ist das Recht, wenn

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