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Frauenbataillon

Frauenbataillon

Titel: Frauenbataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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interner Streit zwischen Manstein und dem OKH. Diese Korps waren auch nicht, obwohl sie mitten im Kampfgebiet lagen, der Heeresgruppe Süd unterstellt, sondern allein dem OKH. Im Führerhauptquartier aber, im fernen Rastenburg in Ostpreußen, dachte man anders. Man war froh um jeden Mann, den man noch in der Hand hatte, der nicht durch Kämpfe gebunden war und den man hin und her schieben konnte, wo man ihn gerade brauchte. Mansteins dringende Darlegung, daß man eben jetzt gerade diese Korps dringend benötigte, setzte sich nicht durch. Auch im Führerhauptquartier war man sich nicht einig, ob die Offensive, das Unternehmen ›Zitadelle‹, nicht doch bei den Sowjets tiefe Spuren hinterlassen hatte, so daß man nur noch kräftig nachzustoßen brauchte, um die Front ins Wanken zu bringen. Noch lief der Angriff im Süden, die 9. Armee im Norden hing fest, die 2. Armee in der Mitte verbrachte geradezu ruhige Tage und wurde lediglich durch örtliche Geplänkel beschäftigt.
    Und gerade hier war die weichste Stelle, aber das war für die sowjetische Führung völlig uninteressant. Warum den Keil noch weiter treiben und die Flanken damit gefährlich verlängern? Viel wichtiger war es, den deutschen Keil bei Orel zu bereinigen und nach Brjansk vorzustoßen. Und im Süden war es zu einer Ehrensache geworden, Charkow zurückzuerobern und auch diesen Stachel aus dem Fleisch zu ziehen.
    Im Norden dieses Gebietes, vor der Heeresgruppe Mitte des Feldmarschalls von Kluge, versammelten sich die größten Panzermassen, die man je in einem Krieg gesehen hatte und wohl auch nie wieder sehen wird. Hinzu kam, daß die sowjetische Lieblingswaffe, die Artillerie, in einem Ausmaß ausgebaut wurde, daß auch die kühnsten Schätzungen übertroffen wurden. Allein 30.000 neue Geschütze über 10 cm Kaliber rollten heran. Ganze Artilleriedivisionen und Artilleriekorps wurden aus dem Boden gestampft. So ungeheuerlich war diese Massierung von Artillerie, daß oft dreihundert Geschütze auf einen Kilometer Front kamen.
    Das alles war im Führerhauptquartier nur vage bekannt, oder man glaubte es einfach nicht. Man weigerte sich, die Vorstellung von der sagenhaften Hydra, der man einen Kopf abschlägt, während sofort zwei neue nachwachsen, auf die Sowjets zu übertragen. Man weigerte sich, weil es das Begriffsvermögen überstieg.
    Sechs russische Armeegruppen warteten auf den großen Tag.
    Es war der 12. Juli 1943. Im Morgengrauen setzte das mörderische Feuer aus abertausend Geschützen ein und trommelte die deutsche 2. Panzer-Armee und die 9. Armee in den Boden. Nach alter Taktik stießen unter dieser Feuerglocke die Panzer der Sowjets in vier schmalen, aber massiven Keilen vor: die Divisionen der Generale Bagramjan, Below, Gorbatow und Puchow. Ihr Hauptziel: Orel. Das zweite Ziel: Die Bahnstrecke von Brjansk nach Orel. Es war die einzige Bahnlinie, die einzige Nachschubverbindung, die Lebensader überhaupt. Wenn es gelang, diese Eisenbahnlinie zu erobern, gab es für die deutschen Armeen keine Verpflegung, keine Munition, nichts mehr. Das neue Stalingrad würde dann Orel heißen!
    Gleichzeitig mit dem Sturm der Brjansker Front schlug nun auch Konjew mit seiner Steppenfront zu. Seine Ruhe war vorbei, sein »Laß sie nur kommen!« hatte seinen Zweck erreicht. Während die Armee-Abteilung Kempf noch langsam in ein Vakuum vorrückte, während die 4. Panzer-Armee glücklich Prochorowka erreichte, ratterten von allen Seiten Konjews Panzer heran und nahmen die Deutschen in eine vernichtende Zange.
    Aus der sicheren Reserve in der Don-Steppe rollten sie heran: Das V. Garde-Panzerkorps, die 5. Garde-Armee, die 5. Garde-Panzerarmee, das II. Garde-Panzerkorps – Truppen, von denen bis zu diesem Zeitpunkt keiner etwas geahnt hatte. Ihr Stoß traf voll das II. SS-Panzer-Korps. Und auch die 53. Armee und die 69. Armee marschierten wieder und schnürten die deutschen Truppen zusammen. Bei Bjelgorod aber, zwischen Korotscha und Woltschansk, schlug die 7. Garde-Armee mitten hinein in den noch immer zähen Vormarsch des deutschen III. Panzer-Korps.
    Die 7. Garde-Armee mit einer kleinen, ihr zugeteilten Eliteeinheit, von der man mit Ehrfurcht und Staunen sprach: die Abteilung Bajda. Das Frauenbataillon. Die Engel des Todes.
    Dieser Gegenstoß der Sowjets am 12. Juli stoppte schlagartig alle deutschen Illusionen. Die Bataillone krallten sich fest oder zogen sich, von den Panzermassen überrollt, von tausend Geschützen zertrümmert, verzweifelt zurück auf ihre

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