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Frauenbataillon

Frauenbataillon

Titel: Frauenbataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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fühlen, wenn ihr euch einigen könntet«, sagte Ursbach gepreßt. Plötzlich begriff er, daß viel gefährlicher als Sibirzew die Gefühle dieser Frauen waren und daß er zum Gegenstand eines Kampfes geworden war, der diesen beiden Mädchen im Augenblick wichtiger zu sein schien als der Große Vaterländische Krieg. Trotz Uniform, Trefferbüchern, Orden und politischer Schulung, trotz Elitetruppe und Stolz der Roten Armee waren sie jetzt nichts anderes mehr als zwei Frauen, die sich um eines Mannes willen zerfleischen konnten.
    Die Opalinskaja kam vom Eingang zurück. Stolz, groß, schlank, das schwarze Haar bis zur Schulter fallend, bewußt ihrer Schönheit, diesem harmonischen Zusammenspiel von ebenmäßiger Form und Wildheit des Temperaments: Europa und Asien in geheimnisvoller Verschmelzung. Ihr gegenüber wirkte Lida Iljanowna mädchenhaft unschuldig, noch auf der Grenze zwischen Kindheit und Reife. Das täuschte. Mit ihren 23 Jahren gehörte sie in der Abteilung Bajda zur Gruppe der Älteren; sie war drei Jahre älter als Stella Antonowna, fünf Jahre älter als die arme Schanna Iwanowna. Wenn man jedoch Lida neben der reifen, voll erblühten Galina Ruslanowna sah, nahm sie sich fast kindlich aus. Aber auch sie war eine Schönheit. Ihr Körper war wohlgeformt und biegsam, sportlich trainiert und zur Leistung erzogen. Das Schönste aber war ihr Gesicht. Es glich einem der romantischen Gemälde in der Moskauer Kunstgalerie, jenen Köpfen, die einen mit großen, blanken Augen ansehen, im Blick die fordernde Frage: Sind wir nicht geschaffen, um bewundert zu werden?
    So standen sie nun einander gegenüber, wie klassische Vorbilder, wie Brunhild und Kriemhild, wie Elsa und Ortrud, wie Maria Stuart und Elisabeth, und starrten sich an, mit Blicken so stechend, als wären's Dolche.
    »Ich habe ihn mir geholt. Er gehört mir!« sagte die Opalinskaja stolz, wie um jeden Irrtum auszuschließen. »Er ist mein Besitz! Meine Kriegsbeute.«
    »Ich kenne ihn länger.«
    »Ich werde ihn morgen früh besser kennen!«
    »Du kannst ihn nicht dazu zwingen, wenn er mich liebt!«
    »Er hat heute um sein Leben operiert.« Die Opalinskaja holte tief Atem. »Er wird auch um sein Leben schlafen.«
    »Du Hure! Du erbärmliche Hure!«
    »Du Mäuslein! Willst du dich unter einen Hengst legen?« Die Opalinskaja lachte rauh und zwinkerte Ursbach zu, der nicht wußte, von was sie redeten. Verlegen stand er abseits und senkte den Kopf, als Galinas Blick ihn traf. »Was willst du tun? Willst ihn an die Hand nehmen und mit ihm weglaufen? In den nächsten Heuhaufen kriechen, ein Schild an die Scheune hängen: Bitte nicht stören!?« Ihr Spott war dickflüssig, er mußte an Lida herunterrinnen wie Sirup. »Hat man dir eigentlich schon erzählt, wer Galina Ruslanowna ist?«
    »Jeder weiß es hier!« schrie Lida. »Jeder! Die Hure des Generalarztes, die Matratze des Stabschefs, das schweißtreibende Medikament für den rheumatischen Divisionskommandeur! Jeden Mann, den du haben wolltest, hast du bekommen!«
    »Und? Ist das eine Schande?« Die Opalinskaja fuhr sich mit beiden Händen durch das lange, schwarze Haar. »Was hast du dagegenzusetzen? Nichts! Was willst du eigentlich? Mir den Mann nehmen, den ich haben will? Ist das nicht Wahnsinn, meine Kleine? Wem ist das jemals gelungen? Die treuesten Ehefrauen, die zierlichsten Bräute haben es nicht verhindern können, daß ihre Männer zu mir kamen, wenn ich es wollte. Ich hab' nur gewinkt – mit dem Finger, mit dem Kopf, mit einem Auge, mit der Fußspitze – und schon lagen sie vor mir wie triefäugige Hunde!«
    »Und keine hat dich bisher erschlagen!«
    »Wirst du es tun, mein Mäuslein? Ja, du siehst mich an, als wolltest du es! Wie mutig du bist! Ist er dir so viel wert?«
    »Mehr als dir! Für dich wär' er nur ein Name mehr auf deiner Liste!«
    »Ist das so verwerflich? Ihr tragt in euer Trefferbuch die Toten ein. In meinem Schußbuch stehen nur Lebende! Ist das nicht schöner? Mißgönne ich euch eure Kopfschüsse? Dazu seid ihr hier, dafür seid ihr ausgebildet worden, das allein hat euer Lebensinhalt zu sein, dafür bekommt ihr Orden und Titel und werdet einmal in den Schulbüchern stehen, als Vorbild für alle kommenden Generationen. Kopfschüsse! Ich lasse sie euch! Dann laßt mir aber auch meine Schoßschüsse.«
    »Ein Schwein bist du«, sagte Lida Iljanowna voller Verachtung. »Nichts als eine Sau. Man sollte vor dir ausspucken!«
    »Das kannst du alles, du Mäuslein mit dem Traum vom

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