Frauenbataillon
großen Hengst!« Die Opalinskaja lachte wieder tief und bog sich in den Hüften. »Das hindert mich nicht, zu tun, was ich will!« Sie warf einen Blick auf den wartenden Ursbach. Der Regen trommelte noch immer auf das Zelt. »Was willst du tun, wenn ich ihn jetzt mitnehme?«
»Ich werde schreien!«
»Schreien willst du? Wie denn?«
»Richtig schreien! Laut, schrill, daß es alle hören: Galina will mit ihm huren!«
»Damit würdest du ihn töten!« sagte die Opalinskaja heiser. Ihre Augen schlossen sich halb.
»Das wäre mir egal!« Lida Iljanowna warf den Kopf in den Nacken. »Es wäre mir lieber, als daß du ihn besitzt! Eher seinen Tod!«
»Wir werden noch darüber reden!« Galina Ruslanowna winkte Ursbach zu und zeigte auf den Ausgang. »Lida, bring ihn zum Wagen II und sorge dafür, daß er zu essen bekommt.« Und zu Ursbach sagte sie: »Ruh dich aus! War gute Arbeit. Ich habe gelernt.«
Am Nachmittag, gegen 14 Uhr, räumten die sowjetischen Truppen das Gebiet um Nowo Sloboda und gingen in einem Bogen weiter zurück. Nur ein paar Kilometer. Trotz strömenden Regens und abgrundtief aufgeweichter Wege und Straßen stießen die deutschen Tiger und Panther vor. Die Infanterie war aufgesessen und griff in den Kampf ein, sowie sich Widerstandsnester bildeten. Die nachfolgende Artillerie und der Nachschub aber kamen nicht mehr mit oder blieben rettungslos in der verschlammten Erde stecken. Die paar Kilometer Geländegewinn brachten den deutschen Truppen nichts als Anstrengung, Auszehrung und neue Verluste.
Die sowjetischen Bataillone wichen aus nach Korotscha und, südlicher, nach Njekjudowo am Korjen. Die Armeeführung hatte sie instruiert. Morgen beginnt unser Gegenstoß! Ab morgen sieht die Lage am Kursker Bogen anders aus! Ab morgen werden die deutschen Armeen wieder laufen – rückwärts!
Seid wie Gummi, Genossen. Zieht euch elastisch zurück. Nur ein paar Werst. Wenn ihr wieder vorschnellen dürft, seid ihr bald in Berlin!
Sieg für das Vaterland!
Im Wagen II, zwischen sieben verwundeten Mädchen, hockte Unterarzt Ursbach und versorgte sie medizinisch. Das Frauenbataillon fuhr nach Njekjudowo. Er wußte nicht, wie nahe er damit wieder seinen Kameraden kam.
Sechs Armeegruppen der Sowjets warteten, immer wieder verstärkt, auf einer Länge von rund 500 km – von Kirow bis Charkow – auf den entscheidenden Befehl zum Vorstürmen. Sechsmal geballte Armeen gegen zwei ausgelaugte deutsche Heeresgruppen: Die Westfront unter Marschall Sokolowskij, die Brjansker Front unter General Popow, die Zentralfront unter Marschall Rokossowskij, die Woronesch-Front unter Marschall Watutin, die Steppenfront unter General Konjew und im Süden, am unteren Donez bei Charkow, die Südwestfront unter Marschall Malinowskij. 28 sowjetische Armeen, eine Kriegsmaschine so massiert wie noch nie, lagen angriffsbereit in ihren Stellungen, um fünf deutsche Armeen aufzurollen, die keine Reserven mehr hatten, sondern sogar noch Truppenteile an die neue italienische Front abgeben mußten. Fünf armselige, ausgeblutete, todmüde, von Hitze und Schlamm, von Artilleriefeuer und unzähligen T-34-Panzern demoralisierte Armeen, die am 11. Juli 1943 noch einmal mit letzter Kraft ein paar Kilometer in den Kursker Bogen vorstießen, das Nahziel Prochorowka erreichten, das Pssel-Tal westlich von Obojan besetzten und nun glaubten, jetzt habe man den Russen vernichtend geschlagen und auch seine Reserven seien verbraucht. Selbst Feldmarschall von Manstein war dieser Ansicht. Es war undenkbar, daß die Sowjets einen Verlust von 17.000 Toten, 24.000 Mann Gefangenen, 1.800 Panzern, 267 Geschützen und 1.080 Panzerabwehrkanonen ohne Wirkung hinnehmen konnten.
Zwar war der deutsche Angriff im Norden, bei der 9. Armee des Generalobersten Model, nun völlig zum Stehen gekommen, aufgehalten von Chruschtschows ebenso genialer wie verzweifelter Idee, die Panzer als stählernen Artillerieriegel einzugraben, aber bei der Heeresgruppe Süd im Gebiet von Bjelgorod lief der Angriff noch weiter, wenngleich immer wieder aufgehalten von sowjetischen Gegenstößen und vorbildlich ausgebauten Stellungen. Manstein hoffte, wenigstens von Süden her die russische Front aufreißen zu können. Wenn er das 24. Panzer-Korps mit der 17. Panzerdivision und der SS-Division ›Wiking‹ bekam, die noch in sicherer Reserve lagen, konnte es gelingen, weiter auf Kursk vorzustoßen und die Sowjets mit dieser unvermuteten Kampfstärke zu verwirren.
Um diese Truppen tobte ein
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