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Frauenbataillon

Frauenbataillon

Titel: Frauenbataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Zunge, blinzelte ihm spitzbübisch zu und beneidete ihn. »Ein Glückspilz!« sagte man. »Ausgerechnet ihn muß das treffen! Paßt auf, wie lange er das aushält! Der Kräftigste ist er nicht mehr, und dann so etwas! Wird in der ersten Zeit mit offenen Hosenknöpfen herumlaufen, das schmierige Ferkelchen, aber dann wird er Mühe haben, sein stolzes Schwert überhaupt noch zu finden! Wie kommt ein Mensch wie Foma Igorewitsch an ein solches Kommando?! Wahrhaftig, es trifft immer die Falschen.«
    Eine Weile stolzierte Miranski wie ein prämierter Hahn herum, ließ sich bewundern, pflegte seinen Schnauzbart, dem er eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Genossen Stalin verdankt, ließ sich die schon graumelierten Haare stutzen und verschaffte sich auf dem Schwarzen Markt hohe, weiche Stiefel, wie nicht einmal ein Marschall sie trug.
    Sechs Wochen später kam er dann für drei Tage auf Urlaub und da sah er ganz anders aus. Stumm saß er da, als sie auf ihn einstürmten und ihn mit Fragen durchlöcherten. Mit trüben Augen musterte er die Freunde, die immer noch dämlich mit der Zunge schnalzten, aber erst als sein Nachbar Tichon Ignatjewitsch anzüglich rief: »Genossen, laßt ihn doch in Ruhe, den armen Menschen. Seht ihr denn nicht, daß sie ihm das ganze Knochenmark hinausgesogen haben …« – erst dann bequemte sich Foma zu einer Bemerkung.
    »O ihr Leimtöpfe! Was wißt ihr schon, was zweihundertneununddreißig Weiber auf einem Haufen bedeuten?! Mir wäre die Hölle mit ebenso vielen Teufeln lieber! Wenn ich das geahnt hätte, hätte ich mich zu den Haselmäusen ins tiefste Loch verkrochen …«
    Er war also nicht gerade begeistert von seiner neuen Aufgabe. Es war schwer zu verstehen, was es da zu klagen gab. War ihm doch die ehrenvolle Berufung zuteil geworden, als politischer Kommissar eine Spezialtruppe, die nur aus Frauen bestand, geistig zu betreuen. Aus jungen Frauen wohlgemerkt, Mädchen von ausgesuchter Klasse, hübschen, mutigen, kriegsbegeisterten Genossinnen, die aus allen Himmelsrichtungen zusammengezogen worden waren. Eine wahre Elite-Einheit, und Foma Igorewitsch klagte Stein und Bein und wünschte sich sogar die Hölle herbei!
    Es war ihm zu schwierig und zu langwierig, den Kameraden zu erklären, was man so alles inmitten 239 bestens ausgebildeter, stramm trainierter und furchtloser Frauen erlebte. Daß er neben einem Instruktionsleutnant, einem Unteroffizier für die Waffen und einem nur sporadisch auftauchenden Inspizienten der einzige Mann war, der ständig unter diesen Mädchen leben mußte, war nicht einmal das Schlimmste. Der Leutnant, Victor Iwanowitsch Ugarow, ein Bürschchen von 25 Jahren mit braunen Kulleraugen, hatte es sofort der Kommandeuse der Truppe angetan, dem Kapitän Soja Valentinowna Bajda. Obgleich sie sechs Jahre älter war als Victor und zwei Dienstränge höher, teilten sie sehr schnell die Matratze miteinander und ließen sich eine schöne, dicke Tür zimmern, die im Troßwagen stets mitgeführt wurde, wohin man sie auch kommandierte. Bezog man eine neue Stellung und den Unterstand, wurde die Tür in den Eingang eingepaßt, und fertig war der überraschungssichere Chefbunker. Hinter der dicken Tür hörte man dann ab und zu die feurige Soja Valentinowna seufzen und röcheln, aber man gönnte ihr das Vergnügen. Ihr Mann war schon 1941, gleich zu Beginn des Krieges, gefallen, und einer Witwe, die weiß, was ein Mann zur rechten Zeit wert ist, kann man ihr täglich Brot nicht verbieten.
    Der Leutnant war also schnell versorgt. Der Waffen-Unteroffizier war ein älterer, griesgrämiger Mann, der neben seiner Pritsche das Foto einer dicken Frau mit sieben Kindern stehen hatte, immer und überall erzählte, daß er Sehnsucht nach Marusja habe und sogar einmal mit hochrotem Kopf flüchtete, als ihn eine Gruppe von Mädchen in die Banja gelockt hatte, wo ihn zehn nackte knackige Leiberchen umtanzten. Nur einmal wollte er sich mit der drallen Dusja einlassen, verkroch sich mit ihr in einem Heuschober, ließ tatsächlich seine Hose fallen, aber dann war die seelische Aufregung und Belastung so groß, daß er erschüttert die Hände über sein willenloses Zipfelchen legte. Dusja bog sich vor Lachen, schaukelte ihre Brüste vor seiner Nase und kreischte: »Da hat ja ein Floh einen härteren Stachel!« und ließ den armen Alten allein im Heu zurück. Foma Igorewitsch hatte alle Mühe, den Unteroffizier daran zu hindern, sich mit einem Messer eigenhändig zu kastrieren.
    Der Inspizient war

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