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Frauenbataillon

Frauenbataillon

Titel: Frauenbataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und blickte neugierig durch das Zielfernrohr hinüber aufs andere Ufer. »Jede von uns wäre bereit, einen Teil der Verpflegung abzugeben. Ein Leben wäre das!«
    »Jetzt zieht er die Beine an!« sagte Lida.
    »Willst du ihm die Kniescheibe wegschießen?« Stella Antonowna visierte Hesslichs Beine an. Sie blieben nur einen Moment im Fadenkreuz, dann sanken sie wieder ins Gras. Dafür hob sich ein Kopf, ein Kopf mit braunen Haaren, die der Wind zerzauste. Stella biß die Zähne auf die Unterlippe.
    »Nicht schießen!« flüsterte Marianka, als könne man sie dort drüben hören. »Noch nicht. Sieht er nicht gut aus?«
    »Ein Deutscher!« Stellas Stimme war hart. »Gibt es für uns einen Deutschen, der gut aussieht?!«
    »Er entgeht uns nicht. Morgen ist er wieder da, bestimmt. Da sieh – der andere kommt auch hoch. O wie blond sind seine Haare! Blond wie gebleichtes Stroh! Habt ihr solche blonden Haare schon gesehen? Ich nicht! Wie jung er ist! Ein Kerlchen zum Drücken und Streicheln! Nanu, was sehe ich da?! Stellinka, stimmt es? Die Hose hat er offen … du lieber Himmel, er hat's offen liegen … ich seh's genau!«
    »Schieß es ihm weg!« sagte Stella Antonowna rauh. »Mit dem zeugt er neue Deutsche, die uns eines Tages wieder überfallen werden. Sie hören nie auf. Sie werden immer wieder nach Osten marschieren. Sie sind wie die Ameisen: Man vergiftet ihre Wege, und über die Leichen der Toten krabbeln sie weiter, auf der gleichen Straße.«
    Aber sie schossen nicht, sondern beobachteten die beiden Deutschen lediglich durch ihre Zielfernrohre. Erst als noch andere deutsche Soldaten hinzukamen, die von den Trümmern der letzten Bauernhäuser über die Uferebene krochen, ergriffen die Mädchen ihre normalen Ferngläser. Sie erkannten Fritz Plötzerenke wieder, der vor ihren Augen nackt im Donez geschwommen war und den sie nur deshalb nicht abgeschossen hatten, weil Schanna begeistert ausrief:
    »Den möchte ich haben! Bitte überlaßt ihn mir! Ist das nicht ein richtiger Bulle?! Schenkt ihn mir.«
    Sie erfüllten ihr lachend diese Bitte, und so überlebte Plötzerenke, weil Schanna ihr Gewehr nicht mitgenommen hatte, sondern nur eine Hacke für den Garten.
    »Das ist'n Anblick, was?!« sagte Plötzerenke jetzt, warf sich neben Hesslich ins Gras und schob die Hände unter seinen Nacken. »Da sind Püppchen drunter! Mensch, da platzt dir die Hose!«
    »Oder das Gehirn, wenn die Kugel genau über deiner Nasenwurzel in deinen dämlichen Schädel einschlägt …«
    »So eine möchte ich mal gefangennehmen!« Plötzerenke hob den Kopf, ohne zu ahnen, daß Stella Antonowna ihn jetzt voll im Fadenkreuz hatte. »Jungs, gäbe das ein Verhör! Da würde der Bunker wackeln …«
    »Von den Mädchen da drüben werden wir nie eine fangen«, sagte Hesslich ernst. »Die wissen doch genau: Wenn wir ihr Trefferbuch sehen, stehen sie sofort an der nächsten Mauer.«
    »Genau wie ihr, was?« Plötzerenke blickte Hesslich und Dallmann nachdenklich an. »Wenn die euch drüben erwischen – ihr seid schon ganz besondere Typen. Fühlt ihr euch eigentlich wohl in eurer Haut?«
    »Nee!« Dallmann zog die Hose hoch und knöpfte sie wieder zu. »Aber einer muß ja diese Drecksarbeit machen. Und wenn das Mädchen können …«
    Er schwieg abrupt und blinzelte in die Sonne. Von ganz fern trug der Wind grollenden Kanonendonner an ihre Ohren. Weiter südlich war es an einem Frontabschnitt unruhig geworden. Vielleicht wieder die Propagandatrupps, dachte Dallmann, diese verrückten Einsätze, bei denen sich jeder Landser an die Stirn tippt. Da kommen so ein paar Propagandaheinis, bauen im vordersten Graben riesige Lautsprecher mit Verstärker auf und brüllen in perfektem Russisch Parolen und Nachrichten zu den sowjetischen Linien hinüber. Sie heißen Stalin einen Verbrecher und Massenmörder, erinnern an die schönen Zeiten Rußlands vor dem Bolschewismus – als ob Rußland jemals schöne Zeiten gehabt hätte, unter den Zaren oder unter Lenin, immer war es das Volk, das von der jeweils herrschenden Klasse getreten wurde –, fordern zum Überlaufen auf und behaupten sogar, daß es in Deutschland für Rotarmisten, die ihre Waffen wegwerfen, genügend Arbeit und Brot gäbe. Sogar Russinnen, vor allem Ukrainerinnen, kommen mit den Lautsprechertrupps nach vorn und erzählen was von den Friedenswünschen Tausender von Frauen, die aber nur in Erfüllung gehen könnten, wenn jetzt und hier der Sowjetsoldat mit erhobenen Armen und weißen Fahnen

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