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Frauenbataillon

Frauenbataillon

Titel: Frauenbataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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herüberkäme.
    Die Antwort war immer die gleiche: Artilleriefeuer, Minenwerfer, Flakbeschuß, Gewehrgranaten; die herrliche Frühsommerstille war zerrissen, es gab wieder Verwundete und sogar ein paar Tote, und die Ärzte schimpften über die Idioten an den ›Flüstertüten‹.
    Auch im Gebiet der 4. Kompanie war ein Propagandatrupp aufgetaucht. Er verbreitete aus großen Lautsprechern flotte russische Volksmusik, von Kalinka bis zur Kosakenpatrouille, dann sprach eine Frau und erzählte, was man alles in Berlin zum Beispiel frei in den Läden kaufen konnte. Ein wahres Paradies mußte das sein. Plötzerenke, der neben einem Sonderführer der Propagandatruppe lag, stieß ihn in die Seite.
    »Das sollen die alles glauben?«
    »Warum nicht?«
    »Die ganze Gegend stinkt doch vor diesen Lügen!«
    »Weißt du's besser, du Klugscheißer!?«
    »Ich bin Berliner. Ich war in Urlaub …«
    »Aber die nicht …«
    »Haltet ihr den Iwan für so doof?«
    »Ja.« Die Frau hatte ihre Durchsage beendet, und der Propagandamann spielte wieder eine Einlage wehmütiger Steppenlieder. »Die Rassenforschung hat nachgewiesen, daß ein normales slawisches Hirn nur die halbe Denkkapazität eines germanischen Hirns besitzt.«
    »Ihr Arschlöcher!«
    »Halt's Maul.« Die Lautsprecher plärrten die Musik über den Donez. Dann wieder schöne Worte, die Verlesung sowjetischer Verluste, die Aufzählung deutscher Erfolge. Leutnant Bauer III hatte vorsorglich Alarmbereitschaft angeordnet. Es konnte nicht mehr lange dauern, und die sowjetische Artillerie ballerte los. Alles verkroch sich in die Bunker mit den dicken Balken- und Erddecken.
    »Kann man das nicht abstellen?« Bauer III rief beim Bataillon an.
    »Nein.« Der Bataillonskommandeur, Major Schelling, war selbst am Apparat. »Leider nicht. Das gehört zur psychologischen Kriegführung.«
    »Blödsinn!«
    »Bauer, kritisieren Sie nicht eine Anordnung des OKH!«
    »Es kommt doch nichts dabei heraus!«
    »Wem sagen Sie das? Aber was können wir dagegen unternehmen? Nichts! Die Antwort der Propagandaleitstelle kenne ich: Die Sowjets machen das auch! Eine unumstößliche Begründung, nicht wahr? Bauer, erklären Sie mir nicht, daß die Iwans gleich mit Granaten antworten und daß es Verluste geben kann! Kriege haben es so an sich, daß es kracht und daß Menschen zerfetzt werden!«
    »Aber hier ist es nicht nötig, Herr Major!«
    »Oh, Himmel, Bauer! Reden Sie doch nicht von der Notwendigkeit! Wir wollen doch nicht von Bunker zu Bunker ein philosophisches Gespräch führen! Gehen Sie in Deckung, wenn's kracht – und nun viel Glück!«
    Aber es gab keine Artillerieantwort. Auf sowjetischer Seite blieb alles still. Die Mädchen der Gruppe Bajda standen allesamt im Graben, hörten auf die Musik und lachten, wenn die Ukrainerin von Berlin erzählte oder der Genosse Stalin als Massenmörder bezeichnet wurde. Nur Miranski regte sich gewaltig auf, raufte sich die Haare und lief im Graben hin und her wie ein eingesperrter Wolf.
    »Ungeheuerlich ist das!« schrie er in die schöne Musik hinein und starrte zum deutschen Ufer hinüber. Neben ihm standen Leutnant Ugarow und Soja Valentinowna Bajda. »Eine bodenlose Frechheit! Welch ein Bubenstück! Laufen weg wie die Hasen, verlieren den Krieg und spucken dem Genossen Stalin auf die Augen! Ha, meine Wut zerreißt mich noch! Hört euch das an! Wir sollen am Ende des Jahres vernichtet sein? Den Atem nimmt es mir, meine Freunde! Klopft mir auf den Rücken, damit ich nicht ersticke!«
    Nach einer Stunde war der Wortüberfall zu Ende. Der deutsche Lautsprechertrupp baute seine Geräte ab und verließ die vorgeschobenen Beobachtungsstände. Der Sonderführer der Einheit blieb ein paarmal stehen und blickte zurück. Die ungewohnte Stille irritierte ihn.
    »Seid ihr sicher, daß da drüben überhaupt Russen liegen?« fragte er Plötzerenke.
    »Wennste den Heldentod sterben willst, komm mit. Ich verschaffe ihn dir …«
    »Die reagieren ja gar nicht …«
    »Das hängt vielleicht mit der halbierten Auffassungsgabe des slawischen Gehirns zusammen, was?« Plötzerenke grinste anzüglich. »Außerdem liegen da Weiber …«
    »Was?« Der Sonderführer blieb ruckartig stehen und zog den Kopf ein.
    »So was Ähnliches wie'n Frauenbataillon.«
    »Scharfschützinnen?«
    »Und was für welche. Die knipsen dir die Kuppe von der Brustwarze weg …«
    »Verdammt, das sagt ihr erst jetzt?!« Der Sonderführer lief geduckt nach hinten. »Diese Weiber kenne ich! Vor Charkow

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