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Frauenbataillon

Frauenbataillon

Titel: Frauenbataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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schreit … so fürchterlich schreit es, mein Gewehr …
    Erneut versuchte sie sich aufzubäumen, aber sie kam kaum vom Boden hoch. Als sie zurückfiel, schoß wieder Blut aus der Schulterwunde, und das Zittern begann von neuem. Sie sah den Deutschen zurückkommen; er hatte blutige Hände. Aber sie dachte nicht: Das ist mein Blut, sondern sie war von dem Gedanken besessen: Mein Gewehr hat geblutet – es hat geblutet und geschrien …
    »Jetzt werden wir dich verbinden«, sagte Hesslich und kniete sich neben Schanna in das Gerümpel. »Und wenn du mich noch einmal anspuckst, Mädchen, dann klebe ich dir eine! Das hältst du schon noch aus, trotz deiner zerschossenen Schulter. Sei vernünftig, Kleine …«
    Er holte aus seinen Taschen das Verbandszeug, wickelte es aus und zeigte es Schanna Iwanowna.
    Sie starrte ihn entgeistert an, als könne sie nicht begreifen, daß er sie nicht tötete, sondern sie im Gegenteil sogar rettete.
    Und sie begriff es tatsächlich nicht. ›Ein Feind muß getötet werden‹ – diesen Satz hatte sie begriffen. Der Satz ›Man kann einem Feind auch das Leben retten‹, das lag jenseits ihres Fassungsvermögens.
    Sie machte sich steif, als Hesslich ihren Oberkörper aufrichtete und mit dem Verbinden begann. Sein Kopf war ihr jetzt ganz nahe. Ich könnte ihm das Ohr abbeißen, dachte sie und stöhnte, als er den Verband auf die Wunde drückte. Ich könnte ihm mit den Zähnen ein Stück aus der Backe reißen – ob er mich wohl dann erschießt?! Wenn ich seinen Hals treffe, kann ich ihm sogar die Schlagader zerfetzen.
    Aber sie tat es nicht, schnellte nicht schlagartig vor, nur um zuzubeißen, sondern lag auf seinem stützenden Arm, ließ sich verbinden und sagte, als er den Verband angelegt hatte, mit kleiner kläglicher Stimme:
    »Danke … du Höllenhund!«
    Wenige Minuten später wurde sie besinnungslos. Der Blutverlust hatte sie zu sehr geschwächt.
    Hesslich bettete Schanna in das alte Stroh, setzte sich neben sie und legte sein Gewehr über die Knie. Er wußte, daß er erst in der Dunkelheit wieder zurück konnte. Ein ganzer Tag lag vor ihm.
    Schanna wurde nicht vermißt – sie war ja bei den Schafen.
    Die politische Schulung der Gruppe Bajda ging mit fröhlichen Gesängen zu Ende. Während in der Stolowaja die Mädchen musizierten, begab sich Miranski auf einen Inspektionsrundgang, der beim Bataillonsmagazin endete. Aus wohlweislichen Gründen hatte er Gulnara Petrowna mitgenommen. Gulnara stammte aus Georgien, hatte feurige Augen, und wenn sie tief Atem holte, erwartete man stets mit Spannung, daß ihre Brüste die Knöpfe der Bluse wegsprengten. Die Art und Weise, in der sie Männer anzublicken pflegte, war geradezu verteufelt. Ihre Wimpern senkten sich halb über die Augen, und durch diesen Vorhang trafen Blitze die wehrlos ausgelieferten Männer. Selbst höhere Offiziere, denen man absolute Beherrschung zugetraut hätte, wandten nach einem solchen Blick von Gulnara Petrowna alle Tricks an, um das feurige Pferdchen aus dem Stall zu locken. Ein besonders kluger Bursche, der Major Schelsky vom Moskauer Stab, setzte sogar eine außerplanmäßige Nachtübung an, die lediglich den Zweck hatte, Gulnara bei der simulierten Schlacht als verwundet zu erklären und ihr den Brustschuß eigenhändig zu verbinden.
    Miranski hatte sofort die Möglichkeiten erkannt, die durch Gulnaras sexuelle Ausstrahlung und ihre Willigkeit eröffnet wurden. Wenn es irgendwo Probleme mit besonders sturen Genossen gab, die sich hinter ihren Vorschriften verschanzten, dann erschien Miranski in Begleitung von Gulnara, ließ sie ihren Schleierblick abfeuern und brachte erst danach sein Anliegen vor. Selbst die verschlossensten Genossen waren so in kürzester Zeit seinen Wünschen gegenüber offen wie Scheunentore.
    Miranski erschien also beim Magazin des Bataillons und legte dem Verwalter, einem mürrischen, knorrigen Mann mit Hängeschnauzer und traurigen Dackelaugen, eine Liste seiner Wünsche vor. Obenan stand das Wort Wodka.
    »Das ist Gulnara Petrowna«, sagte Miranski mit gekonnter Arglosigkeit und klopfte seiner Begleiterin auf den prallen Hintern. Gulnara lachte dunkel, schoß ihren ersten vernichtenden Blick ab und spannte, indem sie kräftig einatmete, die Bluse. Die Bartspitzen des Verwalters begannen zu zittern. »Sie wird dir, lieber Genosse und Bruder, erklären, was wir da draußen im Graben alles brauchen. Nicht wahr, Gulinka, mein Täubchen – du erzählst es ihm?! So und jetzt lasse ich euch

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