Frauenversteher
weiter mitreden darf und sogar Spaß hat. Ich finde, das ist eine absolut faszinierende soziale Leistung innerhalb dieser Frauengruppe. Denn eines muss deutlich erwähnt werden: In reinen Männergruppen würde ein solches Verhalten die unmittelbare Disqualifikation nach sich ziehen. Stellen Sie sich vor, Sie haben mit fünf anderen Männern abends Ausgang, alle fünf haben schon ein Bier bestellt und blicken nun Sie erwartungsvoll an. Wenn Sie dann immer noch fröhlich in der Getränkekarte blättern, nach Cranberry-Erdbeer-Margarita fragen und dann forsch verlauten lassen, dass Sie NICHTS! bestellen, kann es Ihnen passieren, dass Sie entweder
1. nicht ernst genommen werden und alle über Ihren guten Witz lachen oder
2. Sie sofort die Runde verlassen müssen und für einen zunächst unbestimmten Zeitraum von weiteren gemeinsamen Aktivitäten ausgeschlossen werden.
Praxistipp für Männer
Hier gebe ich Ihnen drei mögliche und von Männergruppen akzeptierbare Entschuldigungen an die Hand, falls Sie vielleicht aus Versehen nichts bestellt haben oder sogar wirklich mal nichts trinken wollen.
Entschuldigung 1: »Unser Herr Jesus Christus hat mir gestern auf der Autobahn das Leben gerettet, als nachts um drei plötzlich der Brauerei-LKW auf die linke Spur wechselte und mich fast gerammt hätte. Aus Dankbarkeit und Respekt dem Herrn, unserem Gott, gegenüber, dass er meine Frau nicht zur Witwe und meine Kinder nicht zu Waisen gemacht hat, werde ich heute Abend aller Flüssigkeiten entsagen. Gelobt sei Jesus Christus! Nächstes Wochenende feiern wir das dann ganz groß bei mir, und ich tue ordentlich einen aus! Amen.«
Entschuldigung 2: »Mein Arzt sagt, ich sei zu weich geworden, daher darf ich im Moment nur feste Nahrung zu mir nehmen. Keine Getränke mehr, nichts Flüssiges! Da mein Flüssigkeitshaushalt über die in der Nahrung enthaltene Flüssigkeit ausreichend gedeckt wird, bestelle ich mir jetzt ein schönes, großes, blutiges Steak.«
Entschuldigung 3: »Ich hab ’ne Wette am Laufen. Meine Frau wettet, dass ich es nicht schaffe, einen Abend lang absolut gar nichts zu trinken. Wenn ich die Wette gewinne, darf ich mir von ihr wünschen, was immer ich will …« (dabei grinsen Sie anzüglich).
Es kann sein, dass die anderen Männer sofort auf Sicherheitsabstand zu Ihnen gehen, sich leicht angewidert wegdrehen und fragen: »Bist du krank?« Die anderen haben plötzlich
Angst vor Ihnen, vielleicht haben Sie ja eine dieser seltenen, exotischen Krankheiten, von denen in den Nachrichten immer wieder mal die Rede ist. »Getränkeebola« oder irgendetwas in der Art. Möglicherweise ist diese fiese Krankheit ansteckend, und die anderen haben plötzlich auch keinen Durst mehr. Somit ist einstimmig beschlossen, dass Sie mit sofortiger Wirkung von Ihren Rechten und Pflichten der geselligen Runde entbunden sind. Sie haben sich schnellstmöglich zu entfernen und dürfen erst nach Klärung der Ursachen einen erneuten Antrag auf Aufnahme in die Gruppe stellen. Wenn Sie dann keine wirklich gute und glaubhafte Begründung bereithalten, kann die Sperrung auch lebenslänglich ausfallen.
Bei Frauen ist es völlig egal, ob oder was auch immer sie bestellen. Das zeigt uns, dass die Art und die Menge der Flüssigkeitszufuhr bei Frauen zunächst überhaupt keinerlei Einfluss auf ihre Fähigkeiten hinsichtlich ihrer Kommunikation hat. Frauen können mit oder ohne Getränke kommunizieren, sie zeigen nicht auf, die Thematik wird nicht deutlich vorangestellt, und es ist auch nicht so, dass immer nur eine erzählt und die anderen stillschweigend zuhören. Das genaue Gegenteil ist der Fall. Jede Frau darf etwas sagen, oft geht es fröhlich locker hin und her, kreuz und quer. Von außen betrachtet, könnte man beinahe den Eindruck gewinnen, es sei ein heilloses Durcheinander, ein Tohuwabohu. Aber das ist es natürlich nicht, denn diese Frauen verstehen sich ja.
Analyse weiblicher Sprachmelodien
Ich habe viele Gespräche unter Frauen beobachtet und mitgehört, als Mann wollte es mir, trotz meiner Kindheitserfahrungen (siehe »Wie ich zum Frauenversteher wurde«)
jedoch lange nicht so recht gelingen, das Kommunikationsverhalten erwachsener Frauen vollständig zu durchschauen. Daher habe ich mir die Mühe gemacht, viele Frauengespräche mit einem Diktiergerät aufzuzeichnen. In der Folge habe ich
mir diese Aufzeichnungen immer wieder angehört (was nicht ganz einfach war, darf ich hier zugeben). Ich wollte unbedingt
Weitere Kostenlose Bücher