Frauenversteher
enden.
4. Themenwechsel sind jederzeit, ohne vorherige Ankündigung und gleitend erlaubt, da innerhalb von Frauengruppierungen alle mit den typisch femininen, intrinsischen »Themensensoren« ausgestattet sind, die ihnen das Folgen »vom Hundertsten ins Tausendste« oder »von Hölzchen auf Stöckchen« problemlos ermöglicht.
5. Geredet wird gerne über nicht anwesende Personen. Wenn die anwesenden Frauen über sich selbst reden, dann tun sie dies in erster Linie, um sich über Emotionalitäten auszutauschen und mehrseitiges Verständnis zu signalisieren. (Wenn Männer in Männergruppen über sich selbst reden, tun sie dies eher, um ihre eigenen Erfolge zu preisen; Prahlereien und launige Statuskämpfchen sind allseits beliebt. Bei Frauen wird ein solches Verhalten überwiegend abmahnend behandelt.)
Frauen können Multitasking – Männer machen Monotasking
C laudia ist wegen des peinlichen Abendessens mit Sybille und Andreas wütend auf Peter. Beide räumen zunächst still die Küche auf. Während Claudia Spülwasser einlaufen lässt, sich die Haare hochbindet, demonstrativ laut Radio hört und dabei den Tisch abräumt, konzentriert sich Peter voll und ganz darauf, den Müll zu sortieren. Aus Peters Sicht ist dies sein Zeichen der Demut. Mit übergroßer Sorgfalt befördert er zunächst die Essensreste in den Biomüll, legt danach die benutzten Verpackungen für den Gelben Sack zurecht, um den Restmüll will er sich im Anschluss kümmern. Claudia, die in der Zwischenzeit den Tisch komplett allein abgeräumt und Töpfe, Teller, Tassen gespült hat, wittert allerdings Sabotage durch Verlangsamung. Noch während sie abtrocknet, platzt es schließlich aus ihr heraus: »Verdammt noch mal, ich räume hier alles alleine auf, während sich der Herr dem Müllstudium hingibt, was soll das, hm!?« (Am Ende dieses Satzes zieht sie deutlich hörbar die Stimmlage an.)
Peter wird jäh aus seiner Arbeit gerissen. Er hält inne, sortiert sich erst mal selbst, starrt Claudia eingeschüchtert an und sagt dann kleinlaut: »Ich wollte das hier erst in Ruhe fertig machen, bevor ich die anderen Sachen angehe. Ich kann ja nicht ahnen, dass du das alles gleichzeitig machst und schon fertig bist.«
Bei dem, was Claudia und Peter uns hier demonstriert haben, handelt es sich um einen weiteren ziemlich generellen Unterschied zwischen Mann und Frau. Frauen sind in der Lage, viele Dinge gleichzeitig zu tun, wohingegen Männern diese Fähigkeit eher weniger gegeben ist. Frauen können diesbezüglich wirklich eine große Meisterschaft erlangen, sie können viele Dinge simultan tun, der Fachbegriff dafür lautet »Multitasking«. Computer werden oft mit dieser Fähigkeit beworben, in diesem Bereich zeigen die Rechenmaschinen also eher weibliche Fähigkeiten. Männer hingegen sind da wirklich anders, die meisten konzentrieren ihre geistigen und körperlichen Energien sehr zielgerichtet auf nur eine einzige Aufgabe, das nennen wir dann »Monotasking«.
Häufig entstehen Probleme zwischen Mann und Frau, weil die Frau eigentlich immer auf Multitasking geschaltet ist und oft mehrere Arbeitsanweisungen zeitgleich an ihn richtet. Es kommt dann vor, dass sie so etwas sagt wie: »Schatz, können wir nicht mal eben schnell die Küche aufräumen, den Boden wischen, das Bild aufhängen und die Müllers anrufen?« Wie reagiert der Mann in dieser Situation? Er wehrt mit ausgestreckter Hand die Fülle an Aufgaben ab und antwortet einschränkend: »Meine Liebe, wir machen alles schön der Reihe nach!«
Dinge »der Reihe nach« zu erledigen, beschreibt genau den Umstand, dass der Mann außerstande ist, die geforderten Aufgaben gleichzeitig zu erfüllen. Männer sortieren ihre Arbeitsaufträge systematisch nach Dringlichkeit, Ressourcenanforderungen und eigener Lust und Laune, das Abarbeiten ihrer Agenda starten sie grundsätzlich mit Punkt eins auf der Liste. Der Mann wird sich dann wirklich nur auf diesen ersten Punkt konzentrieren, er wird nichts anderes zulassen, er wird keinerlei Ablenkungen dulden.
Ich selbst bin in dieser Hinsicht übrigens auch ganz Mann. Während ich diese Zeilen schreibe, haben Frau, Kinder und Hund das Haus verlassen, und nur so kann ich gänzlich ungestört an diesem Buch arbeiten. Sobald ein Anruf, die Hausklingel
oder Ähnliches meine Kontemplation unterbricht, ist es vorbei mit der flüssigen Schreibe und ich brauche mehr als eine halbe Stunde absolute Ruhe, um wieder in die Arbeit hineinzufinden. Moment, das Telefon
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