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Frauenversteher

Frauenversteher

Titel: Frauenversteher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Hoefer
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sind beim Sprudelwasserwettexen nur etwas für Anfänger und Einsteiger. Ich selbst war in einem solchen Wettkampf vor einigen Jahren nur um wenige Sekunden unterlegen. Der Spaß, den das anschließende, gemeinsame Ausbringen der Kohlensäure durch die oberen Atem-wege
bringt, ist von grandioser männlicher Kameradschaft geprägt.
    Die verschiedenen Wassersorten werden heutzutage sogar in sehr unterschiedlichen Verpackungen angeboten. Für grazile Frauen und junge Mädchen wird Wasser in leicht zu transportierenden PVC-Flaschen und mindergewichtigen Kästen bereitgehalten. Männer mit gesundem Selbstwertgefühl 32 bevorzugen selbstverständlich die alten, dicken Glasflaschen in den Zwölferkisten, von denen sie jeweils zwei in jede Hand nehmen, um dann mit vier solcher Kisten jovial schmunzelnd aus dem Getränkemarkt zu schlendern.

Getränkerechtfertigungen
    Die fünfte Frau unserer Studiengruppe blättert unentschlossen mit abwägenden Kopfbewegungen durch die Getränkekarte, dann hält sie inne und fragt die erste Frau: »Was hast du noch mal bestellt?«
    »Ich nehme ein alkoholfreies Bier«, erwidert die erste Frau und ist sich der Tatsache wohl kaum bewusst, dass Männer dasselbe Getränk ganz anders bestellen und auf Nachfrage auch anders antworten würden. Die meisten Männer würden sagen: »Ich nehme alkoholfreies Bier, denn ich muss noch fahren.« Der Unterschied besteht einerseits darin, dass der Mann die Anzahl der kommenden alkoholfreien Biere offen lässt, während die Frau in unserem Beispiel sicher nur ein alkoholfreies Bier bestellen wird, andererseits lassen die meisten Männer, wenn sie alkoholfreies Bier ordern, gern eine Erklärung folgen: »Ich muss noch fahren« ist eine inzwischen auch in Männerrunden akzeptierte und legitime Entschuldigung für entalkoholisiertes Bier. Die Biernebenhöhle des Mannes ist nicht zwingend auf den Alkohol im Bier angewiesen, auch
wenn vereinzelte Studien die Vermutung nahelegen, dass der biereigene Alkohol zusätzliche Reize auf das Sprachzentrum des Mannes ausübt. 33
    Frauen entschuldigen sich für gewöhnlich nicht für die Wahl ihrer Getränke, sie gehen sehr selbstbewusst mit dieser Sache um.

Wenn gar nichts getrunken wird
    Die fünfte Frau überlegt eine Weile, blättert noch einmal in der Getränkekarte, lässt sich die Bestellungen aller am Tisch versammelten noch einmal nennen und schaut dann zu den Nachbartischen herüber, um sich ein Bild von anderen Getränken zu machen, die dort stehen. Diese Frau visualisiert ihre Getränkeoptionen und fragt die Bedienung: »Was hat die Dame dort drüben bestellt? Das sieht interessant aus.«
    »Das ist eine Frozen Premium Cranberry Margarita mit gefrorenem Erdbeerpüree, Cranberrysaft und Tequila, schmeckt nicht nur wunderbar erfrischend und anregend, sondern wirkt sogar ganz hervorragend lindernd bei typisch weiblichen Beschwerden, wenn Sie verstehen, was ich meine.« Die unschlüssige Frau überprüft diese Aussage anhand der Cocktailkarte, die sich innerhalb der Getränkekarte befindet. Währenddessen geht das Gespräch der Frauen am Tisch fröhlich weiter, und niemand stört sich daran, dass es ziemlich lange dauert, bis diese fünfte Frau sich zu einer Entscheidung durchgerungen hat.
    In reinen Männergruppen würde ein solches Verhalten den ganzen Abend blockieren, da alle anderen nicht weitermachen können, bevor nicht alle bestellt haben. Ohnehin halten Männer nichts von Cranberrysaft, weil sie dabei immer an das Zitat aus dem Film »Departed – Unter Feinden« mit Leonardo DiCaprio denken müssen: »Cranberrysaft!« – »Das Zeug ist
gut für die Blase. Trinkt meine Freundin, wenn sie ihre Periode hat. Hast du deine Periode?« 34 Männer versuchen, den unschlüssigen Blockierer dann zu einem schnellen Entschluss zu drängen, und sagen oft so etwas wie: »Du, ich habe Weihnachten noch was vor« oder »Bis du mal bestellt hast, sind wir anderen verdurstet!« oder »Morgen kannst du in der Zeitung lesen: Tote durch Bestellungsstau!«
    Nach sachgerechter Prüfung aller möglichen Optionen entscheidet sich die fünfte Frau unserer illustren Gesprächsrunde und wendet sich, die Getränkekarte in einer flüssigen Bewegung schließend und der Bedienung zurückgebend, an alle: »Och, für mich gar nichts.«
    Das schier Unglaubliche dieser Aussage besteht nicht so sehr darin, dass diese Frau nichts trinkt, viel bedeutender ist die Tatsache, dass diese Frau, obwohl sie kein Getränk bestellt hat, trotzdem

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