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Frauenversteher

Frauenversteher

Titel: Frauenversteher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Hoefer
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klingelt …
    (Fünfundvierzig Minuten später.)
    Ich werde mir in Zukunft einen reizarmen Arbeitsraum in der Nähe unseres Dorffriedhofes suchen müssen, um absolut ungestört und frei von Ablenkungen arbeiten zu können. 37 Sie sehen also, ich nehme mich da nicht aus. Obwohl von Berufs wegen Frauenversteher, bin ich doch in erster Linie ein Mann und so auch mit den meisten artspezifischen Eigenschaften und Unzulänglichkeiten meiner Artgenossen versehen.
    Wenn der Mann Punkt eins auf der Agenda abgearbeitet hat, kommt Punkt zwei an die Reihe, bis auch dieser Punkt erledigt ist. Das genau bedeutet »der Reihe nach«, also im Monotasking, zu arbeiten. Man könnte auch sagen, dass Männer all ihre Tätigkeiten »professionalisieren«, das heißt, wenn er sich einer Sache annimmt, dann macht er das hundertprozentig und »vernünftig«. Männer sagen oft: »Wenn wir das machen, dann machen wir es richtig .«
    Bei meinen Liveauftritten kann ich bei diesem Thema immer spannende Reaktionen im Publikum beobachten. Wenn ich damit beginne, dass Frauen in der Lage sind, viele Dinge gleichzeitig zu tun, und Männer eher nicht, reagieren die meisten Frauen zustimmend schmunzelnd, sie fühlen sich in dieser Sache lobend bestärkt. Wenn ich dann dazu komme, dass die Männer immer nur eine Sache machen, die aber dann »vernünftig«, relativieren sich die Reaktionen der Frauen deutlich. Einige winken ab und sind plötzlich nicht mehr mit mir einer Meinung. Woher kommt dieser Stimmungsumschwung?
    Natürlich hat es damit zu tun, dass ich sage, die Männer würden ihre Tätigkeiten »vernünftig« (im Sinne von richtig, korrekt, gewissenhaft und ordentlich) ausführen. Dadurch wird scheinbar impliziert, dass die Frauen dies bei ihren durch Multitasking geprägten Tätigkeiten nicht tun. Die Frauen vermuten, dass ich ihnen Fahrlässigkeit, Schludrigkeit und oberflächliche Erledigung unterstellen würde. Die Männer im Publikum hingegen genießen diesen Augenblick für gewöhnlich mit zustimmendem Gelächter und einigen kräftigen »Jou!« und »Jawoll!«. Mir liegt allerdings gar nicht daran, den Frauen zu unterstellen, dass sie bei der gleichzeitigen Erledigung mehrerer Dinge nicht ordentlich arbeiten würden, und nach den Auftritten habe ich oft über diese Sache nachgedacht. Dabei ist mir aufgefallen, dass sich dieser generelle Unterschied in den Arbeitsweisen von Mann und Frau geradezu lehrbuchhaft bei der alltäglichen Hausarbeit beobachten lässt.

Wenn’s mal wieder länger dauert – der Ofenreiniger
    Nehmen wir als Beispiel eine durchschnittliche, nicht ganz einfache, aber auch nicht zu komplexe Aufgabe in der Küche: den Herd inklusive Backofen säubern. Lassen Sie diese »Hausaufgabe« einmal von einer Frau und im baugleichen Reihenhaus nebenan von einem Mann zeitgleich ausführen. Achten Sie dabei auf den gleichen Verschmutzungsgrad mittlerer Stärke. Das Ceranfeld ist an einigen Stellen mit festgebackenen Essensresten und zur Hälfte mit Fettspritzern verschmutzt. Der Ofen hat die häufigen Sitzungen zur Herstellung von Fertigpizza aus der Tiefkühltruhe auch nicht ganz fett- und fleckenfrei überstanden.
    Was glauben Sie, wer ist eher mit der Arbeit fertig? Villarriba oder Villabajo? Mann oder Frau? Ich vermute, die Frau. Und warum? Einerseits haben viele Frauen auch heutzutage immer noch eine größere Erfahrung und mehr Übung in solchen Dingen (Sie erinnern sich an Peters kleine humoristische
Spitze gegenüber Sybille?), das allerdings macht noch lange nicht den eigentlichen Zeitvorsprung aus. Denn andererseits scheint es so zu sein, dass die Frau auch hier mehrere Dinge zeitgleich angeht. Noch während der Ofenreiniger im Ofen einwirkt, bearbeitet sie das Ceranfeld beidhändig mit Ceranfeldreiniger und Ceranfeldklingen. Herd und Ofen sind innerhalb einer übersehbaren Zeitspanne wieder ansehnlich und voll einsatzfähig. Die Frau reinigt mit der Zielvorgabe, möglichst schnell die Sauerei zu beseitigen und die Küche wieder startklar zu haben.
    Der Mann im baugleichen Haus nebenan geht die Sache völlig anders an. Er sichtet zunächst den »Schaden« in systematischer Reihenfolge. Er beginnt beim Herd, schaut sich die Flecken an, analysiert die Art, Konsistenz und Stärke der Verschmutzung, bevor er überlegt, welche speziellen Reinigungsmittel hier vonnöten sind. Er hat spezielle Fettlöser für die Fettspritzer parat. Dann legt er sich diese Dinge erst mal ordentlich neben dem Herd zurecht. Er beginnt mit

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